Ende der Kryptografie in Sicht? Bisher hält die Datenverschlüsselung der Rechenpower von Quantencomputern stand – doch das könnte sich bald ändern. US-Forscher haben jetzt eine Methode entwickelt, die das quantengestützte Knacken der gängigen RSA-Verschlüsselung schneller und effizienter macht. Statt Millionen von Qubits und fehlerfreien Quantenoperationen wie vom Shor-Algorithmus gefordert, reichen deutlich kleinere, weniger perfekte Quantencomputer. Droht das baldige Ende der RSA-Verschlüsselung?
Ob E-Mails, Online-Shopping oder andere digitale Kommunikation: Die meisten Daten werden heute verschlüsselt übermittelt. Gängiges Verfahren ist dabei die RSA-Kryptografie, bei der große, durch die Multiplikation von Primzahlen erzeugte Zahlen als Schlüssel dienen. Denn durch welche Faktoren diese Zahl erzeugt wurde, lässt sich wegen der großen Auswahl an Möglichkeiten nur mit enormem Rechenaufwand ermitteln – für klassische Computer ist dies nahezu unmöglich.

Der Shor-Algorithmus und seine Schwächen
Aber nicht für Quantencomputer: Weil deren Qubits durch die quantenphysikalische Überlagerung unzählige potenzielle Lösungen gleichzeitig prüfen können, ist der RSA-Verschlüsselung für sie nicht mehr unknackbar – zumindest in der Theorie. Einen Algorithmus, mit dem dies gelingen könnte, hat der US-Mathematiker Peter Shor bereits 1994 veröffentlicht. „Das war ein Wendepunkt. Aber 1994 wusste noch niemand, wie man einen Quantencomputer der nötigen Größe baut“, erklärt Vinod Vaikuntanathan vom Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Das Problem: Der Shor-Algorithmus ist ineffizient. Um die zurzeit gängige 2048-Bit-RSA-Verschlüsselung mit ihm zu knacken, bräuchte man rund 20 Millionen fehlerfrei arbeitende Qubits – was wegen der Störanfälligkeit der Qubits kaum machbar ist. „Einige Leute denke sogar, dass es nie möglich sein wird, einen ausreichend großen Quantencomputer zu entwickeln“, sagt Vaikuntanathan. Tatsächlich umfassen die meisten aktuellen Quantencomputer nur wenige Dutzend Qubits, der bisher größte Quantenrechner hat gut 1.100 Qubits.