Zuviel Salz ist zwar ungesund, aber gegen Krebs kann Natriumchlorid sogar hilfreich sein. Denn eine erhöhte Konzentration an Natriumionen macht tumortötende Immunzellen aktiver, wie Versuche mit Zellkulturen und Mäusen ergeben haben. Die „gesalzten“ T-Zellen konnten Krebszellen effektiver abtöten und Tumore zum Schrumpfen bringen. Doch das bedeutet nicht, dass Krebspatienten nun mehr Salz essen sollten – die schädlichen Nebenwirkungen wären zu hoch, wie die Forschenden betonen. Besser sei ein Einsatz des „Salztricks“ in der Immuntherapie gegen Krebs.
Kochsalz ist für uns unverzichtbar, denn unsere Zellen benötigen das Natrium aus dem Natriumchlorid für viele ihrer Transport- und Austauchprozesse. Doch zu viel Salz schadet auch: Eine zu hohe Dosis kann den Blutdruck hochtreiben, das Gedächtnis beeinträchtigen und auch das Immunsystem stören: Bei Salzüberschuss produziert die Abwehr Substanzen, die den Kampf gegen bakterielle Erreger stören und möglicherweise auch Allergien fördern können.
Tumortötende T-Zellen im Blick
Doch in der Krebstherapie könnte Kochsalz sogar heilsam sein, wie nun zwei Forschungsteams herausgefunden haben. Das Team um Dominik Soll von der TU München und die Gruppe um Caterina Scirgolea vom IRCCS Humanitas Forschungsklinikum in Mailand haben untersucht, wie CD8+-T-Zellen auf erhöhte Konzentrationen von Natriumchlorid reagieren. Diese T-Zellen sind im Körper dafür zuständig, Krebszellen zu erkennen und sie dann mithilfe von cytotoxischen Substanzen abzutöten.
„Frühere Forschungsergebnisse zeigten bereits, dass Natrium andere T-Zelltypen reguliert, die an Autoimmunerkrankungen und Allergien beteiligt sind“, erklärt Koautorin Shan Sun vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (Leibniz-HKI) in Jena. Daher war die Frage, ob sich diese aktivierende Wirkung nicht auch bei den Tumor-abtötenden T-Zellen nutzen lässt.