Die Familie der Herpesviren ist für mehr als 60 verschiedene Krankheitsbilder bei Mensch oder Tier verantwortlich. Einige dieser Infektionen verlaufen tödlich, andere völlig unbemerkt. Am häufigsten treten dabei bläschenförmige Hauterkrankungen auf.
Häufige, aber harmlose Hautausschläge
Die wohl bekannteste Form einer Herpeserkrankung bei Menschen ist Lippenherpes. Dabei verursachen HSV-1-Viren entzündliche Bläschen an und um die Lippen, gelegentlich auch im Intimbereich. Die Bläschen sind zwar schmerzhaft und jucken teils, sind aber in der Regel nicht gefährlich. Sie heilen unbehandelt nach sieben bis zehn Tagen wieder ab.
Ähnliche Hautausschläge verursachen die HSV-2-Viren, allerdings seltener am Mund, stattdessen häufiger an den Schleimhäuten im Genitalbereich. „Dieser Infektionsweg ist oft mit besonders unangenehmen und hartnäckigen Beschwerden verbunden“, erklärt der Virologe Hartmut Hengel vom Universitätsklinikum Freiburg.
Die typischen Ekzeme an Lippen oder Genitalien treten bei knapp 40 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben auf. Sie zählen damit in Deutschland zu den häufigsten Erkrankungen der Haut. In selteneren Fällen infizieren diese beiden Herpes-simplex-Viren auch die Hornhaut des Auges oder das Gehirn. Meist verläuft die Infektion aber komplett symptomlos. So kommt es, dass nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO rund zwei Drittel der Menschen weltweit das HSV-1-Virus in sich haben, teils jedoch ohne es zu wissen.
Ein Virus, zwei Formen: Windpocken und Gürtelrose
Für zwei andere weltweit gängige Hauterkrankungen beim Menschen ist das Varizella-Zoster-Virus (VZV) verantwortlich: Windpocken und Gürtelrose. Beide Infektionen sind ebenfalls von bläschenartigen Pusteln geprägt. Diese auch Varizellen beziehungsweise Herpes Zoster genannten Ausschläge stellen zwei Formen derselben Erkrankung dar. Bei der Erstinfektion mit dem Virus, in der Regel im Kindesalter, kommt es zu Windpocken am ganzen Körper, die vor allem jucken, aber ansonsten meist harmlos sind.
Gefährlich werden die Varizella-Viren jedoch, wenn die erste Infektion in der Schwangerschaft oder bei Neugeborenen erfolgt. Dann kann dies für das ungeborene oder neugeborene Kind tödlich enden.
Wenn die nach der Erstinfektion latent in Körper schlummernden Herpesviren in höherem Alter reaktiviert werden, verändert sich das Erscheinungsbild dieser Herpesinfektion. Es kommt dann zu Gürtelrose. Diese meist jenseits der 50 auftretende Krankheit äußert sich vor allem durch Nervenschmerzen, gefolgt von einem bläschenartigen Ausschlag am Rumpf, seltener auch am Kopf und an den Beinen. Während der Ausschlag relativ schnell wieder abheilt, können die Schmerzen noch monate- oder gar jahrelang bestehen.
Impfung schützt
Das Varizella-Zoster-Virus ist bislang das einzige Herpesvirus, gegen das es eine Impfung gibt. In Deutschland wird die Varizellen-Impfung für alle Kinder und Jugendlichen empfohlen. Sie schützt nicht nur vor Windpocken, sondern auch vor Gürtelrose. Zudem gibt es eine Herpes-zoster-Impfung, die für Menschen ab 60 Jahren empfohlen wird, selbst wenn sie bereits Windpocken hatten. Sie verhindert dann das Wiederaufflammen der Herpesviren als Gürtelrose.