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Verhaltensforschung

Auch Delfine „lächeln“ beim Spielen

Große Tümmler interagieren beim gemeinsamen Spiel ähnlich wie Primaten

Lächelnder Delfin
Delfine „lächeln“ mit geöffnetem Maul, wenn sie mit Artgenossen spielen. © ZooMarine, Italy /CC-by-sa 4.0

Ein bisschen Spaß muss sein: Delfine „lächeln“ ihre Artgenossen während des gemeinsamen Spiels mit geöffnetem Maul an, wie Biologen herausgefunden haben. In einem Drittel der beobachteten Fälle lächelte das Gegenüber sogar zurück und das gemeinsame Herumtollen ging weiter. Die Geste des Lächelns ist damit offenbar doch nicht nur Landsäugetieren wie Menschen, Affen und Hunden vorbehalten. Warum aber lächeln so viele Tiere beim Spielen?

Spielen ist kein rein menschliches Phänomen, sondern im Tierreich weit verbreitet: Hunde und Katzen tun es ebenso wie Affen und sogar Krokodile. Jungtiere lernen beim gemeinsamen Spiel, ihre Kräfte einzuschätzen, verbessern gleichzeitig aber auch ihre Kondition und Geschicklichkeit, was sie schon früh auf die spätere Selbstständigkeit vorbereitet. Unabhängig davon macht Spielen aber auch einfach Spaß, weshalb selbst erwachsene Tiere immer noch dazu neigen.

Delfine im Spiel-Check

Zu den verspieltesten Tiere gehören zweifelsohne Große Tümmler. Die Delfine vollführen in jedem Alter kunstvolle Sprünge, schlagen mit der Schwanzflosse auf die Wasseroberfläche, „surfen“ auf Wellen, reichen Seetang herum und blasen Ringe aus Luftblasen – und das jeweils, ohne dass viel mehr als die reine Unterhaltung dahintersteckt. Das Spiel erfolgt entweder auf eigene Faust oder gemeinsam mit anderen Gruppenmitgliedern.

Die Mutter ist die erste Spielgefährtin, dann erweitert das Kalb sein soziales Netzwerk und beginnt mit anderen Artgenossen zu spielen“, erklären Veronica Maglieri von der Universität Pisa und ihr Team. Um mehr über die genauen Mechanismen des Delfin-Spiels zu erfahren, zeichneten die Forschenden 22 in Gefangenschaft lebende Delfine aus vier sozialen Gruppen beim Spielen auf und werteten die Interaktionen dann verhaltensbiologisch aus.

Delfine „lächeln“ beim Spiel mit Artgenossen

Dabei fiel Maglieri und ihren Kollegen eine Verhaltensweise besonders ins Auge: Wenn die Delfine mit Artgenossen spielten und diese dabei direkt ansahen, dann öffneten sie häufig ihr Maul. Vermenschlicht man diese Geste, dann ähnelt sie einem Lächeln beziehungsweise Lachen. Aufgrund ihrer Gesichtsanatomie wird Delfinen zwar fälschlicherweise nachgesagt, dass sie durchgehend lächeln, aber in diesem Fall taten sie es tatsächlich. Hatte das Gegenüber die Geste bemerkt, dann erwiderte es das Lächeln in 33 Prozent der Fälle.

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„Wir haben gezeigt, dass Delfine auch in der Lage sind, den Gesichtsausdruck anderer zu spiegeln“, erklärt Seniorautorin Elisabetta Palagi von der Universität Pisa. Auch wir Menschen imitieren in vielen Situationen unwillkürlich die Mimik unseres Gegenübers und lassen uns von ihr anstecken. Gleichzeitig sind die Beobachtungen der erste Nachweis dafür, dass auch Meeressäugetiere ihre Verspieltheit durch besondere Gesichtsausdrücke mitteilen. Bislang war das nur von Landsäugetieren wie Affen oder Hunden bekannt.

Eine universelle „Spielgeste“

„Spielgesten“ wie die jetzt bei den Delfinen beobachteten sollen aber wahrscheinlich weniger den Spaß der Beteiligten ausdrücken, sondern vielmehr ein Signal an das Gegenüber senden: „Ich will nur spielen und dir nicht wehtun“. Gerade bei spielerischen Verfolgungsjagen und Kämpfen helfen entsprechende Gesten, Missverständnissen vorzubeugen. Interessanterweise scheint es dabei unter Säugetieren eine Art universelle Spielgeste zu geben: eben jenes entspannte Öffnen des Mauls, das Maglieri und ihr Team auch bei den Großen Tümmlern beobachtet haben.

Aber warum nutzen soziale Tiere ausgerechnet diese Geste? Wahrscheinlich hat sich das „Lächeln“ bei unseren frühen Vorfahren aus der Beißbewegung heraus entwickelt, wie die Forschenden erklären. Das geöffnete Maul stellt dabei vermutlich eine Art Beißen ohne Biss dar – genauso wie spielerisches Kämpfen ohne gefährliche Verletzungen abläuft. Wer die Geste sieht, weiß direkt über die harmlosen Intentionen seines Gegenübers Bescheid. (iScience, 2024; doi: 10.1016/j.isci.2024.110966

Quelle: Cell Press

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