Artbildung durch Gesang? Die Finken der Galápagos-Inseln sind Ikonen der Evolutionsforschung – schon Charles Darwin beschrieb ihre Artbildung durch Anpassung. Jetzt haben Biologen an den Darwin-Finken einen weiteren wichtigen Aspekt der Evolution beobachtet: Als sich die Schnäbel der Finken allmählich an ihr jeweiliges Futter anpassten, veränderte dies auch ihren Gesang. Genau dies könnte für die Trennung der Finkenarten entscheidend gewesen sein, wie das Team in „Science“ berichtet.
Bei kaum einer anderen Tierart lässt sich Charles Darwins Evolutionslehre so plastisch beobachten wie bei den Finken der Galápagos-Inseln. Aus einem Urfinken, der einst vom südamerikanischen Festland auf die Inseln gelangte, entwickelten sich im Laufe der Zeit über zehn verschiedene Arten – mit jeweils perfekt an ihre Umwelt und das Futterangebot angepassten Schnäbeln.
In Gegenden mit reichem Nuss- und Samenvorkommen haben sich bei den Finken zum Beispiel große, kräftige Schnäbel zum Knacken der harten Schalen durchgesetzt, während sich in Regionen mit Insekten als Hauptnahrungsquelle lange, dünne Schnäbel als vorteilhaft erwiesen haben. Irgendwann waren die verschiedenen Inselpopulationen schließlich optisch und genetisch so weit von dem Urfinken entfernt, dass aus ihnen eigene Spezies geworden waren.
Verzerrte Töne durch neue Schnabelform
Doch einige Details dieser Artbildung sind nach wie vor unklar: zum Beispiel, warum sich die verschiedenen Finken-Populationen einer Insel beim Prozess der Artbildung nicht in die Quere gekommen sind. Denn damit in den verschiedenen Lebensräumen ein und derselben Insel unterschiedliche Finkenarten entstehen konnten, müssen die Populationen irgendwann damit aufgehört haben, sich untereinander zu paaren und unvorteilhafte Gene auszutauschen. Aber wie ging das bei den Darwin-Finken vonstatten?