Neben den typischen Symptomen von posttraumatischen Belastungsstörungen – wie Flashbacks und dem Meiden von dem Trauma ähnelnden Situationen – beeinflusst eine PTBS auch das Gehirn und den Alterungsprozess der Betroffenen.
Fehlende Zusammenarbeit im Gehirn
Bei einer PTBS ist der Verarbeitungsprozess im Gehirn gestört. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Amygdala: Bekommt diese Hirnregion beispielsweise Nervensignale von den Augen, die eine akute Gefahr sehen, erkennt sie eine bedrohliche Situation und warnt den Körper, damit dieser eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion auslösen kann. Ist die Gefahr vorüber, sendet die Amygdala erneut Signale aus, um den Körper wieder entspannen zu lassen. Bei Menschen mit einer PTBS ist die Amygdala überaktiv und reagiert bereits auf Situationen, die dem ursprünglichen Trauma nur vage ähneln.
Mit der Amygdala zusammen arbeitet der Hippocampus. Diese Region des Gehirns organisiert neue und alte Erinnerungen und legt fest, wo im Gehirn die Erinnerungen gespeichert werden, um sie bei Bedarf abzurufen. Passiert ein traumatisches Ereignis, wird das Gehirn jedoch mit Stresshormonen überflutet und der Hippocampus kann nicht mehr richtig arbeiten. Zwar speichert die Amygdala die traumatischen Eindrücke wie beispielsweise Gerüche und Geräusche, jedoch ist der Hippocampus nicht mehr in der Lage, diese Eindrücke ordnungsgemäß zu verarbeiten.
Infolgedessen reagiert die Amygdala über, wenn das Gehirn zu einem späteren Zeitpunkt erneut mit einem dem Trauma ähnlichen Reiz konfrontiert wird. Eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion wird ausgelöst, obwohl keine Gefahr besteht.
Früher altersbedingte Gesundheitsprobleme
Darüber hinaus kann sich ein Trauma auf die Gesundheit auswirken, besonders im Kindesalter. Denn Personen, die in ihrer Kindheit mehrmals mit Traumata konfrontiert wurden, altern epigenetisch schneller. Das bedeutet, dass sich ihre DNA durch Prozesse wie Methylierung so verändert hat, dass die Betroffenen genetisch älter sind als ihre Geburtsurkunde vermuten ließe. Diese Veränderungen an der DNA begünstigen verschiedene altersbedingte Gesundheitsprobleme wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebsarten.
Aber die schnellere epigenetische Alterung ist nicht die einzige Art und Weise, wie ein Trauma Menschen langfristig beeinflussen kann. Kinder, die Traumata durch Gewalt oder Missbrauch erfahren haben, kommen zum Beispiel auch früher in die Pubertät.
Forschende vermuten, dass traumatische Erlebnisse in der Kindheit die sexuelle Reifung beschleunigen, damit der Körper schneller zur Fortpflanzung bereit ist. Der Körper „erwartet“ aufgrund des vorherigen Erlebnisses, dass ein weiteres Trauma eintreten könnte, und beschleunigt daher den Reifungsprozess. So will der Körper sicherstellen, dass sich der Mensch fortpflanzen kann, bevor eine erneute Gefahr sein Leben bedroht.