Therapien bei einer PTBS

Von Konfrontation bis Tetris

Eine posttraumatische Belastungsstörung kann bei rechtzeitiger Behandlung wieder geheilt werden. In etwa der Hälfte der Fälle kann sie auch spontan, ganz ohne Behandlung, wieder abklingen. Ist das nicht der Fall, können Psychologen den Betroffenen mit verschiedenen Verhaltens- oder anderen Therapien helfen.

Psychologe und Patientin
Verschiedene Verhaltenstherapien können PTBS-Betroffenen helfen. © PeopleImages / Getty Images

Gezielte Augenbewegungen gegen Traumata – die EMDR-Therapie

Populär ist die sogenannte EMDR-Therapie. Auf Deutsch bedeutet die Abkürzung so etwas wie „Desensibilisierung und Aufarbeitung durch Augenbewegungen“. Der Therapeut bittet dabei den Betroffenen, sich das traumatische Erlebnis genau vorzustellen. Währenddessen bewegt der Therapeut seine Hand vor dem Gesicht des Patienten nach rechts und links und der Patient folgt der Hand mit den Augen.

Dadurch wird die Art und Weise, wie das Trauma im Gehirn gespeichert ist, verändert und kann so vom Gehirn besser verarbeitet werden. Das Prinzip funktioniert ähnlich wie die REM-Phase im Schlaf: Während dieser Phase bewegen sich die Augen hin und her und das Gehirn verarbeitet Erlebtes in Form von Träumen.

Eine verbreitete Erklärung für den Wirkmechanismus der EMDR-Therapie ist die „bilaterale Stimulation“. Durch die Augenbewegungen nach rechts und links sollen beide Gehirnhälften aktiviert werden, was dann beim Verarbeiten des Traumas helfen soll. Doch ein deutsches Forschungsteam konnte das vor einigen Jahren widerlegen.

Das Team untersuchte, ob das Fokussieren auf eine stille Hand, eine bewegte Hand oder die reine Vorstellung des traumatischen Ereignisses ausreichen, um einen positiven Effekt zu erzielen. Das Ergebnis: „Es reicht offenbar aus, wenn der Patient sich auf einen unbewegten Punkt konzentriert“, sagt der Leiter der Studie, Martin Sack vom Klinikum rechts der Isar in München. „Es brachte keinen zusätzlichen Nutzen, wenn der Therapeut die Hand bewegte.“

Konfrontation – die Prolongierte Expositionstherapie

Menschen mit einer PTBS versuchen oft, alles zu vermeiden, was sie an das traumatische Ereignis erinnert. Doch gerade dieses Verhalten kann verhindern, dass die Symptome gelindert werden. An diesem Punkt setzt die Prolongierte Expositionstherapie an. Wie der Name schon verrät, steht bei dieser Therapieform die Exposition, also die Konfrontation mit dem Trauma, im Mittelpunkt.

Während der Therapiestunde versetzt sich der Patient genau wie bei der EMDR-Therapie zurück in die traumatisierende Situation. Der Patient erzählt während der Sitzung laut von seinen traumatischen Erinnerungen. Diese Therapiesitzung wird dann aufgezeichnet und der Patient gebeten, sich die Audio-Aufnahme zu Hause täglich anzuhören. Mit der Zeit werden die intensiven emotionalen Reaktionen der Betroffenen dann schwächer und die PTBS-Symptome nehmen ab.

Ängstliche Frau mit VR-Brille
Eine Exposition kann auch mittels Virtual Reality erfolgen. © South_agency / iStock

Konfrontation mithilfe von Virtual Reality

Auf eine noch direktere Exposition setzt der Psychologe Albert Rizzo von der University of Southern California, der Virtual Reality bei der Behandlung von PTBS einsetzt. „Wenn es sich um Flugangst handelt, sitzen die Patienten in einem Flugzeug und fliegen mit. Man kann den Kopf drehen und sich umsehen, sich selbst sehen, neben sich schauen, aus dem Fenster schauen“, erklärt Rizzo in einem Interview mit der American Psychological Association.

Meistert der Patient diese Konfrontation mit seiner Flugangst im virtuellen Flugzeug, können Turbulenzen oder Gewitter zur Simulation hinzugefügt werden. „Je länger wir den Patienten dazu bringen können, dabei zu bleiben, desto mehr verblasst die Angst plötzlich und erlischt“, sagt Rizzo.

Ecstasy und Tetris als Therapiehelfer

Bei manchen Betroffenen mit einer schweren PTBS kann außerdem das Amphetamin MDMA – auch als Ecstasy bekannt – die Therapie unterstützen. MDMA soll dabei helfen, dass die Betroffenen ihre Gefühle stärker wahrnehmen und empathischer sind.

Darüber hinaus gibt es auch spielerische Ansätze, um eine PTBS zu lindern. Das Spiel „Tetris“ hilft beispielsweise dabei, Flashbacks zu reduzieren. Dazu spielen Betroffene innerhalb von 24 Stunden nach der traumatischen Situation oder nachdem sie sich zu einem späteren Zeitpunkt in das Ereignis hineinversetzt haben Tetris.

Während des Spielens werden ähnliche Bereiche im Gehirn aktiviert wie bei dem Vorstellen von belastenden Erinnerungen. Dadurch können die Erinnerungen an das Trauma mithilfe von Tetris abgeschwächt werden, ähnlich wie wenn Dateien auf einer Festplatte überschrieben werden.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Trauma: Wenn Erinnern krank macht
Die Folgen von Traumata und PTBS

Wenn das Trauma zur Krankheit wird
Warum eine posttraumatische Belastungsstörung nicht jeden trifft

Körperliche Folgen eines Traumas
So zeigt sich eine PTBS im Körper

Transgenerationale Traumata
Wenn ein Trauma vererbt wird

Therapien bei einer PTBS
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