Eine blutige Spritze und ein schwebender Ball aus Wasser? Welcher skurrile Horrorfilm wird denn hier gedreht? Keiner, es handelt sich bei der Aufnahme um das Hobby-Labor des NASA-Astronauten Don Pettit. Während seiner Freizeit auf der Internationalen Raumstation ISS experimentiert er gern mit der Schwerelosigkeit. Hier verpasst er einem schwebenden Ball aus Wasser zum Beispiel gerade neue Farben. Die rote Flüssigkeit in der Spritze ist aber natürlich kein Blut, sondern Lebensmittelfarbe.
In ihrem Alltag auf der Internationalen Raumstation (ISS) stehen Astronauten vor großen Herausforderungen. Schuld daran ist nicht nur die beengte Wohn- und Arbeitssituation in der orbitalen WG, sondern vor allem die Schwerelosigkeit des Alls. Die Astronauten müssen zum Beispiel darauf achten, dass Arbeitsmaterialien oder das Abendessen nicht einfach davonschweben. Beim Schlafen verhindern dann Gurte, dass dieses Schicksal nicht die Astronauten selbst trifft.
Kugel statt Tropfen
Nicht einmal Duschen geht auf der ISS. Da es kein Oben und Unten gibt, würde das Wasser nicht wie auf der Erde einfach aus dem Duschkopf herausregnen, sondern stattdessen eine große, freischwebende Kugel bilden. In der Schwerelosigkeit ist es nämlich nicht mehr die Schwerkraft, die auf das Verhalten des Wassers einwirkt, sondern vor allem dessen Oberflächenspannung. Das Wasser zieht sich dadurch zu der geometrischen Form mit der geringsten Oberfläche zusammen: einer Kugel.
Für Astronauten bedeutet das, dass sie sich statt zu duschen mit einem feuchten Tuch waschen müssen. Es bedeutet aber zum Beispiel auch, dass sie nur aus Beuteln statt aus gewöhnlichen Gläsern trinken können, eine spezielle Weltraumtoilette benutzen müssen und nicht ohne Weiteres weinen können. Bei Letzterem würden die Tränen einfach am Augapfel klebenbleiben statt herunterzufallen, sodass man sie aktiv mit der Hand wegwischen müsste.
Ein Mini-Jupiter aus Lebensmittelfarbe
Für NASA-Astronaut Don Pettit ist das besondere Verhalten von Wasser im All aber längst nicht nur mit Unannehmlichkeiten verbunden. Während seiner freien Zeit an Bord der ISS experimentiert er gern damit. Seine neueste Kreation: ein Mini-Jupiter aus einer Wasserkugel, in die er Lebensmittelfarbe injiziert hat. Auf dem obigen Foto ist zu sehen, wie er der Mischung gerade einen roten Farbton hinzugibt.
Für Pettit gehören Experimente dieser Art zur „Wissenschaft der Gelegenheit“ – also quasi zur Forschung an allem, was ihm während seines Aufenthalts auf der ISS spontan in den Sinn kommt. Auf X, ehemals Twitter, kündigt der Astronaut auch schon neue Pläne an: „Da Halloween vor der Tür steht, werde ich versuchen, eine Kürbislaterne zu basteln.“
Von Shampoo bis Dressing
In der Vergangenheit haben die Astronauten auf der ISS aber auch schon offiziell und nicht nur aus persönlicher Neugier mit dem Verhalten von Flüssigkeiten experimentiert. Dazu zählen zum Beispiel Schwerelosigkeitstests von Shampoos, Medikamenten und Salatdressings. Sie sollten dazu beitragen, deren Eigenschaften zu verbessern. Auch die Raumfahrt selbst profitiert von der genaueren Untersuchung von Flüssigkeiten. Schließlich sind diese essenziell für den Betrieb verschiedener Maschinen wie Reaktoren zur Luft- und Wasserreinigung.
Quelle: NASA