Der Blick der anderen: Auch Schimpansen verhalten sich anders, wenn sie beobachtet werden – vor allem, wenn ihnen die Zuschauer vertraut sind, wie ein Experiment belegt. So fällt es den Menschenaffen unter Beobachtung schwerer, simple Computeraufgaben zu lösen. Komplexe Aufgaben meistern sie mit Zuschauern hingegen sogar besser als ohne. Die evolutionäre Grundlage für diesen „Zuschauer-Effekt“ könnte demnach deutlich älter sein als gedacht.
Wir Menschen sind soziale Wesen. Als solche ist unser eigenes Überleben davon abhängig, einer sozialen Gruppe anzugehören, die uns vor Gefahren schützt und sich in Alter und Krankheit um uns kümmert. Dieser Mechanismus mag zwar in der Steinzeit relevanter gewesen sein als heutzutage, doch er ist immer noch tief in unserem Denken und Handeln verankert.
Zuschauer verursachen Druck
Um es uns mit unseren Mitmenschen nicht zu verscherzen, legen wir zum Beispiel bis heute großen Wert darauf, was andere von uns halten. Das wird besonders in Situationen deutlich, in denen andere uns bei einer Tätigkeit über die Schulter schauen – sei es beim Schnippeln von Gemüse oder beim Lösen einer Matheaufgabe. Weil wir im Beisein anderer möglichst perfekt erscheinen wollen, setzt uns ein solches Publikum unter Druck und kann damit dafür sorgen, dass wir schlechter abschneiden, als es ohne Beobachtung der Fall gewesen wäre.
Wie Studien gezeigt haben, gilt das insbesondere für schwierige Aufgaben wie Gedächtnis- oder Lernaufgaben. Die Anwesenheit Dritter lässt Probanden darin in der Regel schlechter abschneiden. Es gibt aber auch Fälle, in denen Beobachter unsere Leistung steigern. Eine Studie wies zum Beispiel nach, dass wir uns in einem Labyrinth besser zurechtfinden, wenn jemand bei der Navigation zuschaut.