Spektakulärer Fund: Im sibirischen Permafrost haben Paläontologen erstmals eine mumifizierte Säbelzahnkatze aus der letzten Eiszeit vor rund 35.000 Jahren entdeckt. Es handelt sich bei dem Exemplar um ein drei Wochen altes Jungtier der Gattung Homotherium latidens, das samt plüschigem Fell, Schnurrhaaren und Pfotenpolstern erhalten ist. Sein Aussehen überraschte das Team allerdings in einigen Aspekten.
Säbelzahnkatzen gehören zu den Ikonen der Eiszeit. Noch vor 28.000 Jahren gingen sie in Europa auf die Jagd nach Mammuts und anderen großen Pflanzenfressern. Selbst in Norddeutschland waren die Großkatzen mit den charakteristischen Säbelzähnen einst verbreitet. Doch wie genau die mächtigen Jäger aussahen, ist ein Rätsel. Denn anders als bei anderen Eiszeittieren sind von den Raubkatzen noch keine Eismumien gefunden worden, die zum Beispiel mehr über die Fellfarbe verraten könnten.
Ein Kätzchen aus dem ewigen Eis
Das hat sich nun geändert. Denn im Permafrost der sibirischen Region Jakutien sind Paläontologen um Alexey Lopatin von der Russischen Akademie der Wissenschaften nun auf die erste Säbelzahnkatzen-Mumie der Welt gestoßen. Es handelt sich bei ihr um ein gerade einmal drei Wochen altes Jungtier, das auf einem menschlichen Schoß Platz finden könnte. Nach seinem Tod vor 35.000 bis 37.000 Jahren wurde es im Eis eingeschlossen und so in erstaunlichem Detail konserviert.
Von dem Säbelzahnkätzchen sind beispielsweise dessen plüschiges Fell, vereinzelte Schnurrhaare sowie die Krallen und Polster seiner kleinen Pranken erhalten. Der detaillierte Erhaltungszustand umfasst allerding nur den Vorderkörper des Jungtieres. Von seinem Hinterkörper sind lediglich Hüft- und Beinknochen erhalten. Lopatin und sein Team ordnen die Eismumie der Spezies Homotherium latidens zu. Sie war während der letzten Eiszeit in Eurasien weit verbreitet und kam auch in Deutschland vor.
Aussehen überrascht Paläontologen
In einigen Bereichen entspricht das mumifizierte Kätzchen ziemlich genau dem, was die Paläontologen für seine Spezies erwartet hatten. Dazu zählen zum Beispiel ein muskulöser Nacken und überdurchschnittlich lange Vorderbeine. Andere Aspekte haben Lopatin und seine Kollegen allerdings überrascht, darunter die Fellfarbe des Jungtieres.
Moderne Raubkatzen sind hinsichtlich ihrer Fellfarbe der Umgebung angepasst, in der sie leben und jagen. Da Homotherium latidens in der kargen, verschneiten Tundra seiner Zeit lebte, würde man annehmen, dass die Tiere helles Fell besaßen. Doch das zwei bis drei Zentimeter lange Fell des mumifizierten Jungtieres ist stattdessen dunkelbraun. Womöglich ist es durch die Zeit im Eis jedoch nachgedunkelt beziehungsweise hätte sich auf dem Weg zum ausgewachsenen Tier noch aufgehellt, wie Lopatin und sein Team vermuten. Endgültige Antworten können allerdings nur genetische Analysen liefern.
Ein weiteres Rätsel, auf das die Eismumie nur bedingt Antworten liefert, ist die Sichtbarkeit der dolchartigen Zähne. Einige Paläontologen vermuten, dass diese bei Säbelzahnkatzen der Gattung Homotherium nicht aus dem Maul hervorragten, sondern von der Oberlippe bedeckt wurden – wie auch unsere Lippen die Zähne vollständig bedecken. Der Vergleich mit einem modernen Löwenjungen desselben Alters offenbarte zwar, dass die Oberlippe des Homotherium-Jungtieres mehr als doppelt so tief war, aber wie sich das bei einem Exemplar mit ausgewachsenen Zähnen ausgewirkt hätte, bleibt unbekannt.
Optimal an Kälte und Schnee angepasst
Der Vergleich mit dem Löwenbaby macht außerdem erhebliche Unterschiede im Aufbau der Vorderpfoten deutlich. Während die des Löwen länglich und schmal verlaufen, sind die des Säbelzahnkätzchens so rund, dass ihre Breite fast ihrer Länge entspricht. „Die breite Pfote, die fast quadratische Form der Ballen und das Fehlen eines Handwurzelpolsters sind Anpassungen an das Laufen im Schnee und bei niedrigen Temperaturen“, erklären Lopatin und seine Kollegen.
Eine weitere Kälteanpassung stellen die kleinen Ohrmuscheln des Homotherium-Jungen dar. Sie verkleinerten dessen Körperfläche und sorgten so dafür, dass es bei eisigen Temperaturen weniger Wärme an die Umgebung verlor. (Scientific Reports, 2024; doi: 10.1038/s41598-024-79546-1)
Quelle: Scientific Reports