Leibarzt der Pharaonen: In der ägyptischen Totenstadt Sakkara haben Archäologen das 4.100 Jahre alte Grab eines königlichen Arztes entdeckt – eine echte Rarität. Prachtvolle Wandgemälde und sowie Inschriften auf dem Sarkophag kennzeichnen „Teti Neb Fu“ als leitenden Palast-Arzt, „Chef-Zahnarzt“ und „Heilpflanzen-Direktor“ – dies macht dieses Grab trotz fehlender Mumie und geplünderter Grabbeigaben zu einem bedeutenden Fund, wie das Team berichtet.
Die Nekropole von Sakkara südlich von Kairo war über Jahrtausende hinweg eine der wichtigsten Totenstädte der alten Ägypter. Schon vor rund 5.000 Jahren wurden dort hochrangige Tote in Mastabas bestattet – einem steinernen Grabbautyp, der einer gekappten Pyramide ähnelt. Auch die Pyramiden einiger Pharaonen finden sich in Sakkara. Archäologen haben in der Nekropole neben hunderten Sarkophagen und Gräbern bereits die Werkstatt von Mumienmachern sowie ein 16 Meter langes altägyptisches Totenbuch entdeckt.
Überraschend reichgeschmückte Grabkammer
Jetzt kommt ein neuer Fund hinzu: Ein französisch-schweizerisches Archäologenteam um Philippe Collombert von der Universität Genf hat in Sakkara erstmals das Mastaba-Grab eines königlichen Leibarztes entdeckt. „Die Grabstätte schien oberflächlich betrachtet ziemlich gewöhnlich, wir haben bei unseren Ausgrabungen schon mehrere Gräber dieser Art gefunden“, berichten die Forschenden in ihrem Blog. Wie andere Mastabas in Sakkara wurde auch dieses Grab schon vor Jahrhunderten geplündert.
Doch der aktuelle, rund 4.100 Jahre alte Grabfund hielt eine Überraschung bereit: „Als wir begannen, den Bereich über dem Schacht des Grabmals freizulegen, entdeckten wir eine wunderschöne Scheintür-Stele mit dem Namen eines Arztes namens Teti Neb Fu“, berichten die Archäologen. Dahinter stießen sie auf einen steinernen Eingang, der ebenfalls Namen und Titel von Teti Neb Fu trug, sowie auf eine Grabkammer, deren Wände mit leuchtend bunten Wandgemälden geschmückt war.
„Je weiter wir den Schacht freilegten, desto mehr enthüllten sich die Wände der Grabkammer, die vollständig mit leuchtenden und frischen Farben bemalt waren Man könnte leicht vergessen, dass sie 4.000 Jahre alt sind“, sagen die Forschenden.
Chefzahnarzt, Direktor der Heilpflanzen und Priester der Serket
Die Wandmalereien und Inschriften im Grab des altägyptischen Arztes enthüllen seine hochrangige Stellung: Teti Neb Fu wird als „Direktor der Heilpflanzen“ bezeichnet – ein Titel, der laut Collombert bisher erst einmal in altägyptischen Fundstätten entdeckt wurde. Außerdem war der Arzt den Inschriften zufolge der „Chef-Zahnarzt“ Ägyptens, offizieller Palastarzt sowie ein Priester der Göttin Serket. Diese galt als Beschützerin vor Skorpionstichen und anderen Giften. Der Heilkundige Teti Neb Fu könnte demnach Spezialist für Gifte und Gegengifte gewesen sein.
Nach Ansicht der Archäologen sprechen diese Funde dafür, dass Teti Neb Fu ein königlicher Leibarzt und der führende Heilkundige am Pharaonen-Hof gewesen sein muss. „Er hat wahrscheinlich den Pharao selbst behandelt“, saägt Collombert. Das ägyptische Antikenmininsterium stuft diesen besonderen Grabfund daher auch als einen weiteren Beleg für die Bedeutung der Nekropole von Sakkara ein.
Wen behandelte Teti Neb Fu?
Welchen Pharao der ägyptische Leibarzt einst behandelte, ist allerdings noch unklar. Bis vor 4.180 Jahren regierte in Ägypten der Pharao Pepi II., dessen Grabpyramide unweit des neu entdeckten Arztgrabs in Sakkara liegt. Nach seinem Tod brach jedoch das Alte Reich Ägyptens zusammen und es folgten viele nur kurze Zeit regierende Herrscher aufeinander. Teti Neb Fu könnte in dieser „Ersten Zwischenzeit“ demnach sogar mehreren Pharaonen als Leibarzt gedient haben.
Eine Mumie oder Grabbeigaben gibt es im Grab von Teti Neb Fu nicht mehr, da es schon vor langer Zeit von Grabräubern geplündert wurde. Die prachtvollen Wandmalereien und Inschriften könnten aber noch mehr über den altägyptischen Arzt und seine Zeit verraten – ihre Analyse und Auswertung hat gerade erst begonnen.
Quelle: Mission Archéologique Franco-Suisse de Saqqara, Egyptian Ministry of Tourism and Antiquities