Klima

Ozeane sind heißer als je zuvor gemessen

Temperaturen der Meere und der Luft erreichen 2024 erneut Rekordwerte

Meereis in der Antarkis
Die Ozeane waren 2024 wärmer als je zuvor gemessen – das zeigt sich auch rund um die Antarktis. © Chao Ban

Ungebrochener Trend: Im Jahr 2024 haben die Lufttemperaturen, aber auch die Ozeane erneut einen Wärmerekord aufgestellt. Die Meerestemperaturen bis in 2.000 Meter Tiefe waren höher als jemals zuvor gemessen, wie Klimaforscher ermittelt haben. Demnach absorbierten die Weltmeere gegenüber 2023 zusätzliche 16 Zettajoules an Wärmeenergie – das entspricht der 140-fachen Energie der globalen Stromproduktion. Allein diese Wärmeaufnahme hat den Meeresspiegel um einen Millimeter erhöht und fördert Wetterextreme weltweit.

Die Ozeane sind der wichtigste Klimapuffer unseres Planeten. Ihr Wasser absorbiert mehr als 90 Prozent der Wärme, die durch den menschengemachten Treibhauseffekt entsteht. Schon in den vergangenen Jahren erreichten Meerestemperaturen und Wärmeaufnahme der Ozeane dadurch immer neue Rekorde. Das bleibt nicht ohne Folgen: Marine Hitzewellen häufen sich, der Sauerstoffgehalt des Meerwassers sinkt und seine Schichtung wird undurchlässiger.

Ozean-Wärmegehalt seit 1958
Wärmegehalt der Ozeane bis in 2.000 Meter Tiefe seit 1958: Der Trend geht weiter nach oben. © Cheng et al.

16 Trilliarden Joule mehr in einem Jahr

2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen und das erste, in dem die Jahresmitteltemperatur den Wert von 1,5 Grad Erwärmung gegenüber präindustriellen Werten übersteigt – das bestätigten Messdaten bereits im Dezember 2024.

Jetzt gibt es aktuelle Zahlen auch zum Zustand der Ozeane – und einen neuen Rekord. Ein internationales Team um Lijing Cheng vom Institut für Atmosphärenphysik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften hat dafür drei verschiedenen Datensätze ausgewertet, die die Temperaturen und Wärmeaufnahme der Meere bis in Wassertiefen von 2.000 Metern im Jahr 2024 widerspiegeln. Aus diesen Daten und denen der Vorjahre ermittelten die Forschenden den Wärmegehalt und die Wärmeaufnahme der Ozeane.

Das Ergebnis: „Im Jahr 2024 erreichten die Oberflächentemperatur und der Wärmegehalt der oberen 2.000 Meter historisch beispiellose Höhen“, berichten Cheng und seine Kollegen. Der Wärmegehalt der Ozeane übertraf 2024 die Rekordwerte des Vorjahres um weitere 16 Zettajoule – das entspricht 16 Trilliarden Joule und der rund 140-fachen Energie der globalen jährlichen Stromproduktion. Diese zusätzliche Erwärmung sei nur zum Teil durch den El Niño des Jahres 2023/2024 erklärbar, so das Team.

Serie der Rekorde geht ungebremst weiter

Damit setzt das Jahr 2024 den ungebrochenen Trend zur Überhitzung der Ozeane weiter fort. „Die Abfolge der jährlichen Rekorde ähnelt inzwischen einer kaputten Schallplatte“, sagt Cheng. Den Daten zufolge hat sich die jährliche Wärmeaufnahme der Weltmeere in den letzten fünf Jahren mit jedem Jahr weiter erhöht – unabhängig von den Schwankungen durch das El-Niño/La-Niña-Phänomen.

„Das passt zu Befunden, nach denen die irdische Energiebilanz nicht mehr im Gleichgewicht ist“, erklären die Forschenden. Dieses Ungleichgewicht spiegeln auch die Oberflächentemperaturen der Meere wider: Auch sie erreichten 2024 erneut Höchstwerte. „Der jährliche Mittelwert der Meeresoberflächentemperaturen für 2024 liegt erstaunliche 0,61 Grad über dem langjährigen Durchschnitt von 1981 bis 2010“, berichten Cheng und sein Team.

Weltkarte Ozeanerwärmung
Die Weltkarte zeigt die Hotspots der Meereserwärmung im Jahr 2024. © Cheng et al.

Mittelmeer besonders betroffen

Die zunehmende Ozeanerwärmung ist in fast allen großen Weltmeeren nachweisbar: „Sechs von acht Meeresregionen haben 2024 rekordhohe Werte im Wärmegehalt erreicht“, berichten die Wissenschaftler. Betroffen sind der Indische Ozean, der tropische und nördliche Atlantik und der Nordpazifik sowie die Meeresgebiete rund um die Antarktis im Südozean.

Besonders ausgeprägt ist die marine Erhitzung jedoch im Mittelmeer: „Sie zeigt die intensivste Erwärmungsrate mit einem Anstieg des Wärmegehalts um 1,1 Zettajoule gegenüber 2023 – das ist mehr als in allen andern sieben Meeresregionen“, schreibt das Team. „Dieses Signal ist zudem sehr robust.“ Die Wärmeaufnahme des Mittelmeeres im Jahr 2024 ist zudem fünfmal höher als im Durchschnitt der letzten 20 Jahre.

Meeresspiegelanstieg, Wetterextreme und Hitze überall

Nach Ansicht des Forschungsteams dokumentieren die jüngsten Zahlen die alarmierende Entwicklung des irdischen Klimas. „Der Ozean ist unser Wächter der planetaren Erwärmung, weil er die wichtigste Senke für überschüssige Wärme im irdischen Klimasystem darstellt“, sagt Koautorin Karina von Schuckmann von Mercator Ocean International. Weil die Meere weit geringere monatliche und jährliche Schwankungen zeigen als die Landflächen oder die Luft, gelten die Ozeandaten als besonders robust und verlässlich.

Die Erwärmung der Ozeane hat aber auch direkte Folgen für Mensch und Umwelt, wie das Team erklärt. Zum einen bewirkt sie eine thermische Ausdehnung des Meerwassers und treibt damit den Meeresspiegelanstieg voran. Allein die zusätzliche Wärmeaufnahme von 16 Zettajoule im Jahr 2024 hat die Pegel um einen Millimeter steigen lassen, wie die Forschenden berichten. Wärmere Ozeane fördern zudem die Erwärmung der Landflächen. Es ist daher kein Zufall, dass auch die globale Mitteltemperatur im Jahr 2024 neue Rekorde erreicht und erstmals die Schwelle von 1,5 Grad gegenüber präindustriellen Werten überschritten hat.

Eine weitere Folge ist die Zunahme von Wetterextremen – vor allem von Stürmen und Starkregen. Denn wärmere Meere verdunsten mehr Wasser und erhöhen so den Wasserdampfgehalt der Atmosphäre. Dieser Dampf ist nicht nur ein potentes Treibhausgas, er liefert auch Stürmen ihre Energie. „Er treibt Stürme aller Art an und erhöht so das Risiko für Überschwemmungen, Hurrikans und Taifune“, erklärt Koautor Kevin Trenberth vom US National Center for Atmospheric Research. (Advances in Atmospheric Sciences, 2025; doi: 10.1007/s00376-025-4541-3)

Quelle: Institute of Atmospheric Physics, Chinese Academy of Sciences

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