Geowissen

Flüssiges Magma unter der Eifel entdeckt?

Neuanalyse seismischer Daten zeigt Reservoire magmatischer Fluide unter dem Ulmener Maar

Eifel
Die Idylle trügt: Unter den Hügeln und Maaren der Eifel liegt ein aktiver, nur ruhender Vulkan. © Markus Volk/ iStock

Verborgene Glut: Unter der Westeifel nahe Ulmen haben Geologen mögliche Reservoire mit flüssigem Magma entdeckt – Anzeichen für vulkanische Aktivität. In zehn bis 30 Kilometer Tiefe könnten dort Millionen Kubikmeter magmatischer Fluide in mehreren flachen, schräg nach unten verlaufenden Kammern existieren, wie die Neuanalyse 38 Jahre alter seismischer Messdaten enthüllte. Dieser Fund bestätigt, dass die Eifelvulkane nicht erloschen sind, er bedeutet aber keine akute Gefahr, wie das Team betont.

Unter der idyllischen Landschaft der Eifel liegt ein vulkanischer Hotspot verborgen, dessen letzter großer Ausbruch vor rund 12.000 Jahren halb Europa mit Asche überzog und einen Tsunami im Rhein auslöste. Seither herrscht weitgehend Ruhe, die Eifelvulkane gelten als schlafend. Doch in jüngster Zeit mehren sich Hinweise darauf, dass sich im Untergrund noch etwas tut. Davon zeugen unter anderem schwache Erdbebenserien sowie Hebungen der Erdkruste. Was sich in der Kruste genau tut, war jedoch unklar.

Ulmener Maar
Das Ulmener Maar liegt im vulkanisch jüngsten Eifelgebiet, es war zuletzt vor rund 11.000 Jahren aktiv. © Wolkenkratzer/ CC-by-sa 4.0

Alte Messdaten neu analysiert

Jetzt gibt es neue Hinweise auf vulkanische Aktivität unter der Eifel. Entdeckt haben dies Geoforscher um Dario Eickhoff vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), als sie 38 Jahre alte seismische Daten einer Neuanalyse unterzogen. Die Daten stammen von Messfahrten mit fünf Vibroseis-Trucks, die mit Rüttelplatten Erschütterungen des Untergrunds auslösen und die Reflexionen der Bebenwellen messen. Im Rahmen des DEKOPR-Projekts wurde damit 1987 der Untergrund der Eifel in zwei Bahnen von Osten nach Westen durchleuchtet.

„Inzwischen können wir aus den vorhandenen Datensätzen viel detailliertere Bilder von unterirdischen Strukturen extrahieren und auswerten, da sich die Verarbeitung seismischer Reflexionsdaten stark verbessert hat“, erklärt Eickhoff. „So konnten wir bereits erkannte Strukturen in höherer Auflösung darstellen und bisher noch unbekannte Merkmale abbilden.“

seismisches Diagramm
Die hellen Zonen im Untergrund sind Bereiche erhöhter seismischer Energie und deuten auf das Vorhandensein von magmatischen Fluiden hin. © Eickhoff et al./ Geophysical Research Letters, CC-by 4.0

Linsenförmige Magmareservoire

Diese Neuanalyse enthüllte: Im Gebiet nahe Ulmen in der westlichen Vulkaneifel existieren in rund zehn bis 30 Kilometer Tiefe mehrere Strukturen mit verstärkter seismischer Reflexion. Sie bilden flache, linsenförmige Taschen, die sich schräg durch den Untergrund bis an die Untergrenze der Lithosphäre ziehen, wie Eickhoff und seine Kollegen berichten. Den seismischen Merkmale zufolge könne es sich um magmatische Schmelzen oder superkritische, verflüssigte Vulkangase aus dem oberen Erdmantel handeln.

Die neuentdeckten Magmakammern unter der Eifel könnten demnach unter hohem Druck verflüssigtes, vulkanisches CO2 enthalten, aber auch Magma, das zu rund zehn Prozent glutflüssig ist. „Auch wenn zehn Prozent basaltischer Schmelze ein niedriger Wert ist, entspricht dies rund 50 Millionen Kubikmeter Gesteinsschmelze – allein für eine dieser Taschen, die rund sechs Kilometer lang, 200 Meter dick und rund 500 Meter breit ist“, berichten die Geoforscher.

Droht ein Ausbruch?

Demnach gibt es unter der Eifel zuvor unerkannte Magmakammern mit heißer und zum Teil flüssiger Magma oder Vulkangasen. Der aktuelle Fund bestätigt damit die Anzeichen vulkanischer Aktivität in Form von Erdbebeben und Bodenhebungen. „Dies deutet darauf hin, dass dieses pleistozäne Vulkanfeld zurzeit nur ruht und dass sich neue Eruptionen ereignen können, sobald die Schmelze genügend Auftrieb erhält, um an die Oberfläche zu steigen“, konstatieren Eickhoff und sein Team.

Doch eine akute Gefahr besteht derzeit nicht, wie die Forscher betonen. „Dieses Magma liegt da unter Umständen schon tausende Jahre und es kann jetzt nochmal tausende Jahre dauern, bis davon etwas an die Erdoberfläche kommt“, erklärte Eickhoff gegenüber der tagesschau. Er erwartet aber auch dann keinen großen Ausbruch wie vor 12.000 Jahren, sondern eher kleinere Eruptionen wie die Bildung eines Schlackenkegels. Denkbar sei auch, dass das flüssige Magma in Zukunft abkühlt und erstarrt.

Seismische Überwachung verstärkt

Um ein genaueres Bild der Vorgänge unter der Eifel zu erhalten, hat das Deutsche GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung bereits im Jahr 2022 eine großangelegte Messkampagne gestartet. Das „Large-N-Experiment“ soll den Untergrund der Eifel genauer als zuvor seismisch durchleuchten und dabei helfen, mögliche Magmavorkommen zu kartieren und zu überwachen. Das Landesamt für Geologie stockt zudem seine Erdbeben-Messstationen in der Eifel weiter auf. (Geophysical Research Letters, 2024; doi: 10.1029/2024GL111425)

Quelle: Geophysical Research Letters, Karlsruher Institut für Technologie

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