Steinzeitliche Kopie? Die Erbauer von Stonehenge könnten die Urversion ihres berühmten Monuments abgeguckt haben – von einer Kreisgrabenanlage an der südenglischen Küste. Denn das 100 Meter große Flagstones-Monument war ein Zwilling des frühen Stonehenge, entstand aber knapp 300 Jahre eher. Flagstones ist damit eine der ältesten und größten Kreisgrabenanlagen in Großbritannien – und war vielleicht von Vorbild für Stonehenge und Co., wie die Archäologen in „Antiquity“ berichten.
Die Jungsteinzeit war eine Ära der kultischen Großbauten. Anfangs dominieren dabei Ganggräber und gerade Steinreihen, später beginnen die Menschen, riesige ringförmige Anlagen zu errichten. Diese bestehen anfangs aus Kombinationen von Ringgräben, Erdwällen und Pfostenpalisaden, wie die Kreisanlage von Durrington Walls in Südengland, die Ur-Version von Stonehenge oder das Sonnenobservatorium von Goseck in Sachsen-Anhalt demonstrieren. Im Verlauf der Megalith-Kultur wurden einige dieser Ringheiligtümer dann zu gewaltigen Steinkreisen ausgebaut.

100 Meter große Ringanlage
Eine der größten Kreisgrabenanlagen Großbritanniens ist Flagstones an der südenglischen Küste. Dieses Bauwerk liegt inmitten eines älteren Monumentkomplexes, zu dem auch Ganggräber und kleinere, runde Grubenwerke gehören. Flagstones hat jedoch einen Durchmesser von 100 Metern und besteht aus einem perfekt kreisförmigen, in Segmente unterteilten Ringgraben, der einst von aus Kalkbrocken aufgetürmten Wällen gesäumt gewesen sein könnte. Im Graben wurden mehrere dort bestattete Tote sowie Asche von verbrannten Toten gefunden.
„Flagstones ist ein ungewöhnliches Bauwerk“, erklärt Erstautorin Susan Greaney von der University of Exeter. „In einigen Aspekten ähnelt es den früheren, viel kleineren Grubenwerken, in anderen sieht es bereits aus wie die später entstandenen Henges.“ Bisher war jedoch unklar, wann genau Flagstones entstand. Greaney und ihr Team haben deshalb neue Proben der menschlichen Überreste, von Tierknochen und anderen organischen Relikten aus der Kreisgrabenanlage entnommen und sie mittels Radiokarbonmethode datiert.