Vom Eis befreit: Eine neue Karte zeigt die Landschaft unter dem Eispanzer der Antarktis so präzise wie nie zuvor. Sie enthüllt die Topografie der Berge, Schluchten und Senken, zeigt aber auch Überraschendes. So liegt die Stelle mit der größten Eisdicke woanders als bisher gedacht. Wichtig ist die Kartierung aber nicht nur für Geografie und Geologie. Sie verrät auch, wie die subglaziale Landschaft die Bewegungen der Eismassen lenkt – und ermöglicht so genauere Prognosen der Eisschmelze.
Die Antarktis ist fast vollständig von kilometerdickem Eis bedeckt. Wie es darunter aussieht, lässt sich nur erahnen. Erst moderne Radartechniken erlauben es, die Topografie unter dem Eis zu erkunden. Sie zeigen unter anderem tiefe Schluchten, verzweigte Flusssysteme und ausgedehnte Vulkanfelder. Ganze Landschaften wurden vor rund 35 Millionen Jahren unter den Eismassen begraben.

Subglaziale Topografie enthüllt
Jetzt zeigt eine neue Karte die Topografie des Südpol-Kontinents so genau und detailliert wie nie zuvor. Erstellt wurde sie in sechsjähriger Arbeit durch ein internationales Forschungsteam unter Leitung von Hamish Pritchard vom British Antarctic Survey (BAS). Das Team wertete für diese „Bedmap3“ genannte Kartierung alle seit den 1950er Jahren gewonnenen Radar-Daten aus, die mit Flugzeugen, Satelliten, Schiffen und sogar Hundeschlitten gesammelt wurden.
Das Ergebnis ist eine topografische Karte, die die Antarktis sozusagen auszieht: Sie zeigt den Kontinent, wie er ohne den 27 Millionen Kubikkilometer umfassenden Eispanzer aussehen würde. „Bedmap3 enthüllt die subglaziale Landschaft und Eisverteilung in viel höherem Details als zuvor“, berichten die Forschenden. So präzisiert die Kartierung unter anderem die Topografie der subglazialen Canyons und Berge und zeigt an den Küsten, wo genau die Grundlinien der großen antarktischen Gletscher liegen.