Tod aus dem All: Zwei der fünf großen Massenaussterben könnten eine kosmische Ursache haben – sie wurden möglicherweise durch nahe Supernova-Explosionen ausgelöst, wie Astronomen ermittelt haben. Demnach könnten sich vor 445 und 375 Millionen Jahren zwei Sternexplosionen so nahe ereignet haben, dass sie die irdische Ozonschicht schädigten und drastische Klimaveränderungen auslösten. Als Folge starben am Ende des Ordoviziums und des Devons 60 beziehungsweise 70 Prozent der Arten aus.
Im Laufe der Erdgeschichte wäre das irdische Leben fünfmal fast wieder ausgelöscht worden. Bei diesen „Big Five“ der Massenaussterben starben jeweils zwischen 60 und 80 Prozent der Organismen aus. Doch die Auslöser dieser biologischen Katastrophen sind erst in Teilen bekannt. Demnach waren am Massenaussterben im Perm vor rund 250 Millionen Jahren wahrscheinlich die Vulkanausbrüche der sibirischen Trapps schuld. Das Ende der Dinosaurier-Ära vor 66 Millionen Jahren geht hingegen auf den Einschlag des Chicxulub-Asteroiden und zeitgleich aktiven Vulkane der Dekkan-Trapps in Indien zurück. Doch für die anderen drei Massenaussterben vor 445, 375 und 202 Millionen Jahren sind die Ursachen strittig.

Volkszählung unter kurzlebigen nahen Sternen
Jetzt haben Astronomen Hinweise auf eine kosmische Ursache für zwei dieser Ereignisse entdeckt – eher durch Zufall. Denn Alexis Quintana von der Universität Alicante und seine Kollegen wollten mit ihrer Studie eigentlich die Zahl und Verteilung der kurzlebigen, massereichen OB-Sterne im Umkreis von rund 3.260 Lichtjahren – einem Kiloparsec – ermittelen. Diese heißen, bläulichen Sternenriesen explodieren schon nach wenigen Millionen Jahren wieder und spielen daher eine wichtige Rolle als Erzeuger schwerer Elemente im Kosmos.
Die Analyse ergab: Es gibt zurzeit gut 24.700 solcher OB-Sterne im Umkreis von einem Kiloparsec, viele von ihnen häufen sich in bekannten Sternentstehungsregionen wie dem Orionnebel. Mithilfe eines Modells ermittelten die Astronomen dann, wie oft es in diesem Umkreis und bei dieser Anzahl von OB-Sternen zu einer Supernova kommt. Das Ergebnis: Im Schnitt explodieren pro Million Jahre rund 16 bis 20 solcher Sterne, wie Quintana und sein Team berichten. Der Großteil dieser Supernovae ist allerdings weit genug entfernt und daher für die Erde harmlos.