Klima

Saharastaub hemmt Hurrikans

Staubwolken über dem tropischen Atlantik schaffen schlechtere Bedingungen für Wirbelstürme

Immer wieder tragen Winde Staub aus der Sahara über den Atlantik - und auch in die Geburtszonen der Hurrikans. © NASA/ GSFC

Staubige Sturmbremse: Momentan weht besonders viel Staub aus der Sahara über den Atlantik nach Westen. Das macht aber nicht nur den Himmel über der Karibik trüb. Es hemmt auch die Bildung tropischer Wirbelstürme, wie nun eine Klimastudie nahelegt. Denn der Staubschleier schluckt Sonnenlicht und hält damit die Meeresoberfläche kühler – das nimmt Hurrikans die nötige Energie, wie die Forscher im „Journal of Climate“ berichten.

Die Wüste Sahara in Nordafrika ist eine der großen Staubschleudern der Erde. Toben dort Staubstürme, wehen Winde die winzigen Sandpartikel über den Atlantik bis in die Karibik und nach Südamerika. Für die Natur und Geologie dieser Regionen spielt dieser „luftige“ Staubtransport eine wichtige Rolle: Er beliefert Meeresalgen mit Eisen, bringt Nährstoffe in die Regenwälder des Amazonas und der Anden und könnte sogar den Grundstock für die Bahamas-Inseln gelegt haben.

Staubschleier kühlt Meer

Jetzt haben Bowen Pan von der Texas A&M University und seine Kollegen eine weitere Fernwirkung des Wüstenstaubs aufgedeckt: Er hemmt tropische Wirbelstürme. Für ihre Studie hatten sie die Meeres- und Atmosphärenbedingungen im tropischen Atlantik und dem Golf von Mexiko einmal mit und einmal ohne Saharastaub-Eintrag simuliert.

Dabei zeigte sich: Ist viel Staub in der Luft, beeinflusst dies das regionale Meeresklima in den klassischen Entstehungsgebieten der Hurrikans. „Der Saharastaub reflektiert und absorbiert das Sonnenlicht, deshalb senkt er die Sonneneinstrahlung an der Meeresoberfläche“, berichtet Pan. „Wenn es viele und schwere Staubstürme in der Sahara gibt, haben wir dadurch hier kühlere Oberflächentemperaturen.“

Staubwolke über den Kanaren nach einem Staubsturm in der Sahara © NASA/, Norman Kuring/ SeaWiFS Project

Schlechtere Bedingungen für Wirbelstürme

Das aber bedeutet: Wenn das Meer kühler ist, steigt weniger Wasserdampf auf und der Ozean liefert damit den entstehenden Tropenstürmen weniger Energie. Zudem sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Meeresoberfläche Temperaturen von 26.5 Grad überschreitet – den Schwellenwert für die Bildung von Hurrikans. Als Folge werden Hurrikans gar nicht erst gebildet, wie die Forscher erklären.

Zudem stabilisiert der Staubschleier die Atmosphäre und verringert die Wolkenbildung. „Denn die Staubpartikel verringern die Einstrahlung am Grund, heizen aber die oberen Luftschichten auf“, erklärt Pan. „Das ist für die Wolkenbildung ungünstig.“ Das können die Wissenschaftler momentan sogar direkt beobachten, denn seit einigen Wochen hängt wieder ein Staubschleier über dem Golf von Mexiko.

„Es ist offensichtlich, dass der Staub die Wolkenbildung in unserem Gebiet unterdrückt hat“, berichtet Pan. „Wir haben in den letzten Tagen kaum Kumuluswolken gesehen.“

Mehr Staub, weniger Hurrikans

Wie ihre Klimasimulationen ergaben, führen diese Effekte zu einer Hemmung der Hurrikanbildung. „Die Chance, dass sich ein Wirbelsturm bildet, ist dadurch deutlich geringer, sagt Koautor Tim Logan von der Texas A&M University. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Staub die Häufigkeit von Hurrikans im Golf von Mexiko dadurch reduzieren könnte.“

Dass Schwebstoffe in der Luft die Sturmbildung beeinflussen können, haben Forscher bereits vor einigen Jahren herausgefunden. Damals stellten sie fest, dass die starke Luftverschmutzung bis Anfang der 1980er Jahre ebenfalls die Hurrikanbildung unterdrückte. Seitdem die Luft sauberer geworden ist, ist auch die Häufigkeit der Wirbelstürme im Atlantik wieder angestiegen. (Journal of Climate, 2018; doi: 10.1175/JCLI-D-16-0776.1)

(Texas A&M University, 23.07.2018 – NPO)

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