Klima

Klimawandel bedroht Salzwiesen

Einzigartige Küstengebiete könnten durch den Meeresspiegel-Anstieg verschwinden

Zwischen Land und Meer: Salzwiese am Spiekerooger Inselwatt © Jürgen Howaldt/ CC-by-sa 2.0

Akut gefährdet: Der klimawandelbedingte Anstieg des Meeressspiegels könnte das Ende für ein einzigartiges Ökosystem zwischen Land und Ozean bedeuten – die Salzwiese. Wie eine Studie zeigt, drohen solche Küstengebiete durch steigende Pegel zu vernässen. Dadurch stirbt die Vegetation und die Böden erodieren. Geht die Erwärmung so weiter wie bisher, könnten etwa die Salzwiesen in England bereits in wenigen Jahrzehnten verschwunden sein – und damit artenreiche Gebiete mit einer wichtigen Schutzfunktion.

Salzwiesen bilden den Übergang zwischen Land und Meer. Sie entstehen durch feines Material, das mit jeder Flut an die ufernahen Bereiche von Flachküsten geschwemmt wird und nach und nach zu einer immer höheren Schicht heranwächst. Das Ergebnis ist eine Landfläche, die nicht bei jedem Hochwasser, aber doch regelmäßig überflutet wird und durch hohe Salzgehalte geprägt ist.

Diese einzigartigen Ökosysteme erfüllen wichtige Funktionen: Sie schützen als natürliche Barrieren das Hauptland vor Sturmfluten, filtern Schadstoffe aus dem Wasser und bieten zahlreichen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum. Doch wie lange noch? Forscher befürchten, dass der klimawandelbedingte Anstieg des Meeresspiegels die Salzwiesen der Erde bedrohen könnte.

Diese Salzwiese im englischen Tees Estuary weist bereits Zeichen von Erosion auf. © Matthew Brain

Der Erosion schutzlos ausgeliefert

Wie sehr die Flächen zwischen Land und Meer durch die globale Erwärmung gefährdet sind, haben Wissenschaftler um Benjamin Horton von der Rutgers University in New Brunswick nun am Beispiel Englands untersucht. Dafür analysierten sie insgesamt 800 Bodenproben aus verschiedenen Regionen und warfen mithilfe dieser Bohrkerne einen Blick in die Vergangenheit der jeweiligen Salzwiesen. Wie hatte sich ein steigender Meeresspiegel in früheren Zeiten auf sie ausgewirkt?

Die Auswertung offenbarte: Ansteigende Wasserpegel hatten eine regelrechte Vernässung dieser Gebiete zur Folge – und das bekam den dort lebenden, an die besonderen semiterrestrischen Bedingungen angepassten Pflanzen gar nicht gut. Die Vegetation ging durch die Staunässe zugrunde, wie die Forscher berichten. Doch es sind die Pflanzen, die die auch Rohmarsch genannten Böden vor Erosion schützen. Ihr Verlust bedeutet damit langfristig auch den Untergang der gesamten Salzwiese.

Naher Untergang

Auf Grundlage ihrer Daten prognostizierten Horton und seine Kollegen anschließend die zukünftige Entwicklung an der Küste. Sie kommen zu dem Schluss: Geht der Klimawandel so weiter wie bisher, werden spätestens bis zum Jahr 2100 sämtliche Salzwiesen Großbritanniens akut bedroht sein. In Süd- und Ostengland drohen sie demnach sogar schon bis 2040 ganz zu verschwinden.

„Das Risiko ist hoch, dass wir alle britischen Salzwiesen verlieren – wenn wir nichts verändern“, konstatiert Hortons Kollege Robert Kopp. „Senken wir die Emissionen, steigen die Chancen für ein Überleben der Salzwiesen.“ „Diese Küstengebiete sind ökologisch und ökonomisch von großer Bedeutung. Unsere Arbeit zeigt, wie schnell sie verschwunden sein könnten“, ergänzt Horton.

Gleiches Schicksal für Mangroven?

Nicht nur den britischen, auch den Salzwiesen an der deutschen See und anderswo könnte ein ähnliches Schicksal drohen. Gleiches gilt für die Mangroven, wie die Forscher betonen. Sie sind das tropische Pendant zu den Salzwiesen der gemäßigten Klimazonen – wie diese beherbergen sie nicht nur eine große Vielfalt an außergewöhnlichen Lebensformen, sondern übernehmen auch wichtige Schutzfunktionen für die Küste. (Nature Communications, 2018; doi: 10.1038/s41467-018-05080-0)

(Rutgers University, 12.07.2018 – DAL)

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