Die erste Missionsetappe ist geschafft: Die japanische Raumsonde Hayabusa 2 hat heute den Asteroiden Ryugu erreicht – und Überraschendes enthüllt. Denn erste Aufnahmen zeigen, dass dieser erdnahe Asteroid eine ungewöhnlich eckige Form und viele Krater besitzt. Die für Oktober 2018 geplante Landung des Landers MASCOT auf dem Asteroiden könnte daher eine echte Herausforderung werden.
Hinter der Raumsonde Hayabusa 2 liegen fast vier Jahre der Reise und 3,2 Milliarden Kilometer Flug. Am 3. Dezember 2014 war sie mit dem Landemodul MASCOT an Bord von der Erde gestartet. Ziel der Mission ist es, den erdnahen Asteroid (162173) Ryugu zu kartieren und zu untersuchen und Proben von ihm zu nehmen und zur Erde zurückzubringen. Der deutsch-französische Lander MASCOT soll im Oktober 2018 auf dem Asteroiden landen.
Ankunft bei Ryugu
Jetzt haben Hayabusa 2 und MASCOT die erste Etappe ihrer Reise geschafft: Sie haben den Asteroiden Ryugu erreicht. Wie die japanische Raumfahrtagentur JAXA bestätigte., hat die Raumsonde ihre Annäherungsmanöver abgeschlossen und hält nun im Formationsflug zunächst eine Distanz von 20 Kilometer Entfernung zum Asteroiden. Sie wird nun in den nächsten Monaten Bilder und Daten sammeln, während sich der Himmelskörper neben ihr um seine Achse dreht.
„Der Asteroid Ryugu ist für uns ein ideales Forschungsobjekt mit seinen gerade einmal 900 Metern Durchmesser und vielen Artgenossen in der Nähe der Erdbahn“, sagt Ralf Jaumann vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin. Durch die in dieser Mission gesammelten Daten wollen die Forscher genauere Einblicke in die Beschaffenheit und den Aufbau erdnaher Asteroiden gewinnen – nicht zuletzt, um mögliche Asteroidenabwehr-Missionen effektiver planen zu können.
Eckig wie ein Fluorit-Kristall
Schon die ersten von Hayabusa 2 geschickten Aufnahmen des Asteroiden Ryugu zeigten Ungewöhnliches: Aus der Entfernung erschien Ryugu rund, dann wandelte er sich zu einem Quadrat und nun ähnelt seine Form der eines Fluoritkristalls“, berichtet Projektleiter Yuichi Tsuda von der JAXA. „Diese Form des Asteroiden ist wissenschaftlich überraschend und stellt uns auch vor einige technische Herausforderungen.“
Denn durch die eckige Form und ungleiche Massenverteilung wird auch die Anziehungskraft des Asteroiden wahrscheinlich ungleichmäßig sein. „Wir erwarten, dass die Schwerkraft auf den ebenen Flächen des Asteroiden nicht senkrecht nach unten zeigt“, so Tsuda. Für die Landung von MASCOT auf seiner Oberfläche muss dies entsprechend berücksichtigt werden. Hinzu kommt, dass viele Krater und große Brocken die Oberfläche von Ryugu übersähen.
Herausforderung für die Landung
„Die überraschende Form von Ryugu und seine vielen Krater werden die Auswahl eines geeigneten Landeplatzes für MASCOT spannend, aber auch herausfordernd gestalten“, sagt die Leiterin des MASCOT-Landers, Tra-Mi Ho vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen. Nach aktueller Planung wird MASCOT Anfang Oktober von der Muttersonde ausgeklinkt und landet dann auf der Oberfläche von Ryugu.
Das Besondere an MASCOT: Im Gegensatz zum Kometenlander Philae soll der Asteroidenlander sich mindestens 16 Stunden lang hüpfend über die Asteroidenoberfläche bewegen. Den nötigen Schwung dafür bekommt der Lander durch einen eingebauten Schwungarm. Damit kann MASCOT bis zu 70 Meter weit hüpfen und so erstmals an verschiedenen Orten auf einem Asteroiden Messungen vornehmen – eine Premiere für die internationale unbemannte Raumfahrt.
(Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), JAXA, 27.06.2018 – NPO)