Verdunkelter Himmel: Auf dem Mars bahnt sich einer der bisher dichtesten jemals beobachteten Staubstürme an. Schon jetzt verhüllt der Staub rund ein Viertel des Planeten und er könnte zu einem globalen Staubsturm werden – es wäre der erste seit 2007. Der NASA-Marsrover Opportunity hat sich aus Lichtmangel bereits abgeschaltet. Für Planetenforscher jedoch ist dies die perfekte Chance, die marsianischen Staubstürme mit gleich drei Orbitersonden und dem Curiosity-Rover zu erforschen.
Im Schnitt alle drei bis fünf Jahre weiten sich die normalerweise eher regionalen Staubstürme des Mars auf fast den gesamten Planeten aus. Der feine, rötliche Staub verhüllt dann einen Großteil der Marsoberfläche. Entgegen den Szenen im Film Der Marsianer haben die Marswinde wegen der dünnen Atmosphäre zwar wenig Wucht, dafür bedeckt der feine Staub Solarpanele von Rovern, stört die Elektronik und schluckt einen Großteil des Sonnenlichts. 2007 mussten die beiden Rover Spirit und Opportunity wegen eines solchen Sturms vorübergehend abgeschaltet werden.
Doch wann ein regionaler Marssturm sich zu einem globalen Phänomen ausweitet, ist bisher unklar – auch weil es an Daten mangelt. Umso gespannter haben Planetenforscher daher seit dem letzten großen Staubsturm im Jahr 2007 darauf gewartet, dass sich ein neuer anbahnt. Denn: Inzwischen umkreisen so viele Sonden den Roten Planeten, dass sich erstmals die Chance bietet, die Entwicklung und das Verhalten eines solchen Sturm in allen Details zu erforschen.
Extrem dicht und dunkel
Genau diese Chance könnte sich nun bieten. Denn Ende Mai hat sich über der Arabia Terra, einer Region nördlich der Position des Opportunity-Rovers, ein regionaler Staubsturm gebildet. Nach Angaben der NASA ist er einer der dichtesten Stürme, die jemals auf dem Roten Planeten beobachtet worden sind.
Schon jetzt ist der sogenannte Tau-Wert, ein Wert der die Verschleierung der Atmosphäre angibt, am Standort von Opportunity auf 10,8 gestiegen – fast dem Doppelten des letzten großen Marssturms von 2007. Selbst der Marsrover Curiosity, der auf der anderen Seite des Planeten steht, hat bereits eine Eintrübung der Atmosphäre festgestellt. Sein Tau-Wert stieg ebenfalls an und die Kamera des Rovers sendete Aufnahmen zur Erde, die deutlich eine Verdunkelung der Umgebung zeigen.
Wird dieser Sturm global?
Seither hat sich der Marssturm stetig vergrößert – und wächst immer weiter. Er bedeckt inzwischen rund 35 Millionen Quadratkilometer und damit rund ein Viertel des Roten Planeten. NASA-Forscher halten es für durchaus möglich, dass sich dieser Staubsturm zu einem planetenumspannenden Ereignis ausweiten wird. In diesem Falle wäre auch der Curiosity-Rover im Gale-Krater betroffen. Weil er jedoch seine Energie primär aus einem thermoelektrischen Radioisotopengenerator bezieht, ist er vom Sonnenlicht unabhängig.
Für die Wissenschaft wäre ein globaler Marssturm eine große Chance: „Jede Beobachtung dieser großen Stürme bringt uns näher an ein Modell solcher Ereignisse – und ermöglicht es uns dann eines Tages vielleicht sogar, sie vorherzusagen“, erklärt Rich Zurek vom Jet Propulsion Laboratory der NASA. Wichtig wäre dies vor allem dann, wenn sich menschliche Astronauten auf dem Mars aufhalten werden.
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Chance für die Wissenschaft
Sollte sich dieser Sturm tatsächlich weiter ausbreiten, ist die NASA gerüstet: Gleich drei Orbitersonden könnten dann Daten zum marsianischen Staubschleier sammeln: Der Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) liefert Wetterdaten und Bilder ähnlich wie irdische Wettersatelliten, die Sonde Mars Odyssey kann mit ihrer Infrarotkamera die Staubdichte und Beschaffenheit erfassen und die Sonde MAVEN analysiert das Verhalten der oberen Atmosphäre während des Sturms.
„Dies ist der ideale Sturm für die Marsforschung“, sagt Jim Watzin von der NASA. –“Wir haben eine historische Anzahl von Raumsonden, die zurzeit am Roten Planeten operieren – und jede bietet uns einen einzigartigen Blick darauf, wie solche Staubstürme sich bilden und wie sie sich verhalten.“
(NASA/JPL, 14.06.2018 – NPO)