Naher Vorbeiflug: Heute Nacht wird ein rund 100 Meter großer Asteroid relativ nahe an der Erde vorbeifliegen – in nur der halben Mondentfernung. Dies ist eine der nächsten Annäherungen eines Brockens dieser Größe. Eine weitere Besonderheit: Asteroid 2010 WC9 wurde schon 2010 entdeckt, ging dann aber „verloren“. Erst am 8. Mai 2018 fanden ihn die Astronomen wieder – und damit erst kurz vor seiner Erdpassage.
Das innere Sonnensystem ist ein durchaus gefährlicher Ort. Immer wieder kreuzen Asteroiden die Bahn der Planeten und Einschläge sind keine Seltenheit. Auch die Erde hat schon häufiger Treffer abbekommen, wie unter anderem das Nördlinger Ries, der „Dinokiller Chicxulub und zuletzt der Tscheljabinsk-Meteorit demonstrierten. Astronomen überwachen deshalb den erdnahen Raum in der Hoffnung, potenziell gefährliche Brocken rechtzeitig zu entdecken.
Nächste Annäherung gegen Mitternacht
Heute Nacht wird einer dieser Erdbahnkreuzer unseren Planeten relativ nah passieren. Asteroid 2010 WC9 wird wenige Minuten nach Mitternacht in rund 203.453 Kilometern Entfernung an der Erde vorbeifliegen – dies ist nur wenig mehr als der halbe Abstand des Mondes von der Erde. Nach Angaben der NASA ist dies die nächste Annäherung dieses Asteroiden in fast 300 Jahren – und einer der nächsten Vorbeiflüge eines Asteroiden dieser Größe überhaupt.
Der Asteroid ist Schätzungen zufolge zwischen 60 und 130 Meter groß und rast mit gut 45.000 Kilometern pro Stunde durch das erdnahe All. Mit einer Helligkeit von Magnitude 11 könnte der Brocken auch mit kleineren Teleskopen sichtbar sein. Am besten sind die Beobachtungsbedingungen allerdings auf der Südhalbkugel der Erde, wie die Astronomen erklären. Aufnahmen des Vorbeiflugs veröffentlichen unter anderem die Northolt Branch Observatories in London auf ihrer Facebookseite.
Acht Jahre lang verschollen
Eine skurrile Besonderheit hat der Asteroid 2010 WC9: Er ging zwischenzeitlich „verloren“. Zuerst entdeckt wurde der Brocken am 30. November 2010 vom Catalina Sky Survey in Arizona. Doch schon am 10. Dezember verschwand der Asteroid wieder aus dem Blickfeld der Teleskope. Weil bis dahin seine Flugbahn nicht näher bestimmt werden konnte, blieb unklar, wann und wo 2010 WC9 wieder auftauchen würde.
Am 8. Mai 2018 dann -fast acht Jahre später – entdeckten Astronomen einen vermeintlich anderen Asteroiden, den sie ZJ99C6 tauften. Erst als sie diesen Brocken näher beobachteten und seine Bahn rekonstruiert hatten, wurde ihnen klar, dass es sich um den verschollenen Asteroiden 2010 WC9 handeln musste.
Wie man inzwischen weiß, gehört er zum sogenannten Apollo-Typ, der Gruppe von Erdbahnkreuzern, zu denen auch der Tscheljabinsk-Meteor gehört. Der Orbit der Apollo-Asteroiden um die Sonne hat eine Halbachse etwas größer als die Bahn der Erde. Weil ihre Flugbahn aber exzentrisch ist, führt sie mal innerhalb, mal außerhalb der Erdbahn entlang.
(NASA, Earth Sky, Northolt Branch Observatories, 15.05.2018 – NPO)