Unklarer Ursprung: Der rund 75 Kilometer große Marskrater Ismenia Patera sorgt für Rätselraten unter Planetenforschern. Denn seine unregelmäßige Form und geringe Tiefe passen nur bedingt zu den klassischen Einschlagskratern des Roten Planeten. Ähnlich wie bei einigen weiteren Kratern im Hochland der sogenannten Arabia Terra vermuten einige Wissenschaftler daher, dass Ausbrüche eines Supervulkans diese seltsamen Senken erzeugten.
Von der feurigen Vergangenheit des Mars zeugen vor allem der Olympus Mons und die anderen Vulkanriesen der Tharsis-Region – ihre Bildung könnte sogar die gesamte Marskruste verschoben haben. Einige Forscher vermuten, dass gewaltige Lavaströme auch die tiefen Schluchten des Roten Planeten formten.
Supervulkan unter Arabia Terra?
Seltsam jedoch: Viele Lavaablagerungen auf dem Mars sind deutlich älter als die Tharsis-Schildvulkane. Schon länger vermuten Planetenforscher deshalb, dass es auf dem Roten Planeten einst noch eine weitere Vulkanform gab: Supervulkane. Im Gegensatz zu den typischen Feuerbergen liegen diese unter der Oberfläche verborgen und hinterlassen bei ihren Eruptionen kraterähnliche Becken, sogenannte Calderen.
Doch wenn es gab, wo könnten sich diese marsianischen Supervulkane verborgen haben? Eine Region, die schon länger im Verdacht steht, ist Arabia Terra. Dieses knapp nördlich des Marsäquators liegende Hochland ist mit Kratern übersäht – und einige von ihnen sehen alten Calderen auffällig ähnlich, wie Forscher schon vor einigen Jahren feststellten.
Krater mit ungewöhnlichen Merkmalen
Jetzt hat die europäische Raumsonde Mars Express erneut einen solchen Vulkankandidaten aufgespürt. Der Krater Ismenia Patera hat einen Durchmesser von rund 75 Kilometern und im Gegensatz zu vielen Einschlagskratern sehr flach und eher unregelmäßig geformt. Der Kratergrund ist zudem nicht eben, sondern von zahlreichen Hügeln und Felsblöcken durchsetzt. Ungewöhnlich für einen Einschlagskrater ist zudem das Fehlen von Auswurfmaterial und der sich kaum vom umgebenden Gelände abhebende Kraterrand.
Allerdings: Viele dieser Merkmale könnten auch durch nachträgliche Veränderungen eines Einschlagskraters erklärt werden. So könnte die unregelmäßige Form der Senke durch Erosion oder weitere, kleinere Einschläge am Kraterrand entstanden sein. Die Brocken am Kratergrund sind möglicherweise durch benachbarte Einschläge in den Krater geschleudert worden.
Hoffnung auf die Marssonde InSight
Ismenia Patera fügt damit den merkwürdigen „Abweichlern“ unter den Kratern der Arabia Terra nun einen weiteren hinzu. Ob diese Landschaftsformen jedoch tatsächlich Zeugen eines urzeitlichen Supervulkans sind, bleibt weiterhin unklar.
Planetenforscher hoffen nun vor allem auf die neue NASA-Raumsonde InSight, die am 5. Mai zum Roten Planeten starten soll. Die Marssonde wird erstmals Instrumente an Bord haben, die einen tiefen Blick in den Marsuntergrund erlauben. Sollte es alte Magmen Kammern unter der Arabia Terra geben, könnte InSight sie aufspüren – das wäre dann der Beweis, dass der Mars einst tatsächlich Supervulkane besaß.
(ESA, 20.04.2018 – NPO)