Trauer um einen Weltstar der Wissenschaft: Der britische Astrophysiker Stephen Hawking ist mit 76 Jahren gestorben. Er hat unsere Sicht des Universums geprägt wie kein anderer. Wir verdanken ihm entscheidende Einblicke in Eigenheiten der Schwarzen Löcher, aber auch die Quantenphysik hinter kosmologischen Phänomenen wie dem Urknall oder der kosmischen Inflation. Hawking engagierte sich aber auch für die interstellare Raumfahrt und machte Astrophysik für die breite Masse verständlich und spannend.
Stephen Hawking war einer der bekanntesten Kosmologen, Physiker und Wissenschaftler weltweit. Diesen Ruhm verdankt er nicht nur seinen herausragenden wissenschaftlichen Leistungen, sondern auch seiner Begabung, den Kosmos und die Astronomie einer breiten Öffentlichkeit nahezubringen. Seine Bücher, vor allem „Eine kurze Geschichte der Zeit“ wurden zum globalen Bestseller.
Der Weg zur Kosmologie
Seine Karriere begann Stephen Hawking 1959 als Student an der University of Oxford, wo er sich zunächst langweilte, wenig tat – und dadurch fast die Bestnote riskierte, die er für die Zulassung zu einem Graduiertenplatz benötigte. Erst eine mündliche Prüfung verschaffte dem jungen Wissenschaftler den nötigen Einser-Abschluss. Ein Biograf kommentierte dazu: „Die Prüfer waren intelligent genug zu erkennen, dass sie mit jemandem sprachen, der weitaus klüger war als sie.“
Nach seinem Bachelor-Abschluss wechselte Hawking an die University of Cambridge, um sich dort auf Kosmologie zu spezialisieren. Schon in den ersten Jahren dort machten ihn seine Arbeiten zur Anwendung von Einsteins Relativitätstheorie auf den Kosmos und im Speziellen auf den Urknall , die kosmische Inflation und Schwarze Löcher unter Fachkollegen bekannt und wurden mit Preisen ausgezeichnet.
Die Krankheit
Noch während Hawking studierte, machten sich bei ihm die ersten Symptome der unheilbaren Muskelkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) bemerkbar. Sie äußert sich durch fortschreitende Muskellähmungen und führt häufig schon nach einigen Jahren zum Tode. Bereits beim Schreiben seiner Doktorarbeit benötigte er Hilfe und konnte kaum mehr laufen. Ab 1968 saß der Forscher im Rollstuhl.
Trotz seiner Krankheit und zunehmenden Behinderung verfolgte Hawking seine Karriere weiter, hielt öffentliche Vorträge und führte auch privat ein fast normales Leben: Er heiratete, bekam Kinder und hat mehrere Enkelkinder. Als er nach einer Lungenentzündung im Jahr 1985 eine Atemhilfe brauchte und deswegen nicht mehr sprechen konnte, nutzte er einen Sprachcomputer für die Kommunikation. Seine Computerstimme ist wahrscheinlich eine der bekanntesten der Welt.
Schwarze Löcher und Quantenphysik
Wissenschaftlichen Ruhm erlangte Hawking spätestens Anfang der 1970er Jahre, als er entscheidende Erkenntnisse zu Schwarzen Löchern publizierte. Denn damals galten solche Singularitäten noch als rein theoretisch-mathematisches Konstrukt. Ob es sie wirklich gab, war unbekannt. Hawking untermauerte nicht nur ihre Existenz, er lieferte auch die quantenphysikalische Basis für Phänomene wie den Ereignishorizont und die heute nach ihm benannte Hawking-Strahlung.
Bis zuletzt hat Hawking immer wieder neue, teilweise revolutionäre Ideen zu Schwarzen Löchern und der Frage, was mit von ihnen eingesaugten Objekten und Informationen passiert, publiziert. Er hoffte, dass die Gravitationswellen-Astronomie einige seiner Theorien dazu schon bald beweisen würde.
Wissensvermittlung für alle
Bei aller Komplexität seines Forschungsgebiets war Stephen Hawking nie der Typ Forscher, der im Elfenbeinturm blieb. Es war ihm ein Anliegen, die Kosmologie und die faszinierenden Phänomene des Kosmos auch einem breiten Publikum nahezubringen. Seine Vorträge, populärwissenschaftliche Bücher wie „Eine kurze Geschichte der Zeit“ und auch Fernsehsendungen machten den Astrophysiker weltweit bekannt.
Noch 2017 hatte der Astrophysiker seine Doktorarbeit frei zugänglich gemacht – ein Werk über die Expansion des Kosmos. „Ich möchte durch den freien Zugang zu meiner Doktorarbeit Menschen in der ganzen Welt inspirieren, hinauf zu den Sternen zu sehen statt nach unten auf ihre Füße“, sagte Hawking. „Damit sie über unseren Platz im Universum nachdenken und versuchen, sich ein Bild des Kosmos zu machen.“
Hawking scheute auch nicht davor zurück, in Fernsehserien wie „The Big Bang Theory“, „Star Trek“ oder den „Simpsons“ aufzutreten oder seine Meinung zu Themen wie Künstlicher Intelligenz, dem Klimawandel oder Außerirdischen zu äußern. Gerade in den letzten Jahren warnte der Forscher, dass die Menschheit den Weg zu anderen Planeten und Nachbarsternen finden müsse, um im Falle einer globalen Katastrophe ausweichen zu können. Auch für das „Breakthrough Starshot“-Projekt, das einen ersten Flug zum Nachbarstern Alpha Centauri plant, engagierte er sich.
Stephen Hawking ist am Morgen des 14. März 2018 inmitten seiner Familie gestorben. Er wurde 76 Jahre alt und lebte damit Jahrzehnte länger als es Ärzte zu Beginn seiner Krankheit für möglich gehalten hätten.
(, 14.03.2018 – NPO)