Wasser fast überall? Auf dem Mond könnte es mehr Wasser geben als bisher gedacht – und das nicht nur an den Polen. Spektrometerdaten einer Mondsonde legen nahe, dass fast überall auf der Mondoberfläche Wasser als Hydroxyl (OH) an das Gestein gebunden ist. Entgegen vorherigen Annahmen könnte dieses Wasser sowohl tagsüber als auch nachts vorhanden sein, wie Forscher im Fachmagazin „Nature Geoscience“ berichten.
Lange galt der Erdtrabant als extrem trocken, doch inzwischen mehren sich die Hinweise auf das Gegenteil. So könnte es in der Polarregionen sogar meterdicke Eisschichten in schattigen Kratern und vielleicht sogar eishaltige Lavahöhlen geben. Außerdem deuten Messungen der Mondsonde Chandrayaan-1 darauf hin, dass der Sonnenwind zumindest tagsüber chemische Reaktionen auslöst, die im Regolith einen dünnen Film aus Hydroxyl (OH) und Wasser entstehen lässt.
Spektrometerdaten präzisiert
Doch die lunaren Wasservorkommen könnten sogar noch reichhaltiger und verbreiteter sein als bisher angenommen. Hinweise darauf haben nun Joshua Bandfield vom Space Science Institute in Boulder und seine Kollegen gefunden. Sie verfeinerten das bisher vom Moon Mineralogy Mapper der Mondsonde Chandrayaan-1 eingesetzte Verfahren zum spektrometrischen Nachweis von Hydroxyl und Wasser.
Um die spektrometrischen Daten der Sonde richtig interpretieren zu können, müssen Forscher die genaue Temperatur des Untergrunds kennen. Das war bisher jedoch nur in Teilen präzise möglich. Bandfield und seine Kollegen haben deshalb auf Basis von Messungen des NASA Lunare Reconnaissance Orbiter (LRO) ein neues, hochauflösendes Temperaturmodell der Mondoberfläche erstellt und damit die Spektrometer-Daten neu ausgewertet.
Wassersignal überall präsent
Das Ergebnis: ‚“Wir haben festgestellt, dass es keine Rolle spielt, welche Tageszeit herrscht oder welchen Breitengrad wir uns anschauen – das Signal, das Wasser anzeigt, ist überall präsent“, berichtet Bandfield. „Die Präsenz von Wasser auf dem Mond scheint demnach nicht von der Zusammensetzung der Oberfläche, dem Ort oder der Zeit abzuhängen.“
Diese Ergebnisse wiedersprechen damit vorhergehenden Studien, nach denen Wasser und Hydroxyl zwar morgens zwischen den Regolithkörnchen entstehen, dann aber während des wärmeren Mondtages fast sofort wieder verdampfen. Jetzt sieht es jedoch so aus, als wenn dieses Mondwasser länger erhalten bleiben könnte. „Wir schließen aus unseren Daten, dass Hydroxyl und Wasser in einem breiteren Temperaturbereich präsent sind als zuvor angenommen“, so die Forscher.
Allerdings: Die neuen Daten deuten auch darauf hin, dass das Wasser im Mondregolith enger ans Gestein gebunden sein könnte als gedacht. Ein Großteil davon liegt offenbar als Hydroxyl vor und ist eher wenig mobil, wie die Forscher berichten. Das würde bedeuten, dass künftige Mond-Astronauten das von ihnen benötigte Wasser aus dem Mondgestein extrahieren müssten. (Nature Geoscience, 2018; doi: 10.1038/s41561-018-0065-0)
(NASA/ Goddard Space Flight Center, 26.02.2018 – NPO)