Archäologie

Lebensgroße Dromedar-Reliefs in der Wüste

2.000 Jahre alte Felsbilder verblüffen durch ihre Kunstfertigkeit

Dieses unvollständige Relief von zwei Dromedaren prangt seit 2.000 Jahren an dieser Felsspitze in der Wüste Saudi-Arabiens. © CNRS/MADAJ, G. Charloux

Antike Felskunst: Mitten in der Wüste Saudi-Arabiens haben Archäologen 2.000 Jahre alte Felsdarstellungen von Dromedaren entdeckt. Die lebensgroßen Reliefs prangen weithin sichtbar an drei aufragenden Felsspitzen und sind erstaunlich kunstfertig ausgeführt. Wozu diese Felskunst an einem so isolierten Ort diente, ist bisher unklar. Möglicherweise dienten sie als Grenzmarkierungen oder zierten ein Heiligtum, mutmaßen die Forscher.

Schon unsere steinzeitlichen Vorfahren schmückten Felswände und Höhlen mit Kunstwerken, deren Spanne von einfachen Handabdrücken oder Ritzzeichnungen bis zu mehrfarbigen Szenen reicht. Auch in Saudi-Arabien haben Archäologen bereits zahlreiche Felskunstwerke entdeckt, darunter einfache Ritzzeichnungen von Dromedaren, aber auch die möglicherweise älteste bekannte Darstellung angeleinter Haushunde.

Lebensgroße Dromedare – und ein Esel

Eine sehr ungewöhnliche Felskunst haben nun Archäologen um Guillaume Charloux von der französischen Forschungsorganisation CNRS im Nordwesten Saudi-Arabiens entdeckt. In der Provinz Al Jawf stießen sie mitten in der Wüste auf drei Felsformationen, in deren Oberfläche rund ein Dutzend lebensgroße Reliefs von Dromedaren prangten.

Datierungen ergaben, dass diese Reliefs rund 2.000 Jahre alt sein müssen – sie stammen wahrscheinlich aus der Zeit einige Jahrhunderte vor bis einige Jahrhunderte nach Christus. Ein Teil der Kamelfiguren ist als Basrelief in die Felsoberfläche hineingearbeitet, andere treten als Hochrelief stärker aus der bearbeiteten Felsoberflächen hinaus, wie die Archäologen berichten.

Ungewöhnlich auch: Auf einer der Felsflächen ist ein Dromedar zu sehen, das einem Esel gegenüber steht. Das sei einzigartig, weil Esel nur extrem selten in der Felskunst abgebildet seien, sagen Charloux und seine Kollegen.

Basrelief eines Dromedar-Kopfes © CNRS/MADAJ, C. Poliakoff/ G. Charloux

Stil ähnelt dem der Nabatäer

Die Reliefs sind erstaunlich kunstfertig und übertreffen die bisher bekannten einfachen Ritzzeichnungen bei weitem, sagen die Forscher. Der Stil der Kameldarstellungen erinnere eher an die Felsgräber und Tempel in Petra in Jordanien. Diese wurden von den Nabatäern ebenfalls vor rund 2.000 Jahren geschaffen.

Nach Ansicht der Archäologen könnte dies auf eine Verbindung zwischen den Kulturen Arabiens und des Nahen Ostens hindeuten. „Nähere Analysen dieser Kunstwerke deuten auf eine eigene arabische Tradition hin, die möglicherweise auf nabatäischen und parthischen Einflüssen beruht“, erklären Charloux und seine Kollegen.

Grenzmarker oder Heiligtum?

Wozu diese Felsbilder mitten in der Wüste dienten, ist bisher rätselhaft. Denn Spuren einer Siedlung gibt es in der Nähe dieser Felsformationen nicht. „Dass dieser isolierte und scheinbar unbewohnbare Ort so kunstfertige Felsbildhauer anzog, ist aber ein klares Zeugnis dafür, dass dieser Ort für die Bewohner der umliegenden Gegenden eine große Bedeutung hatte“, sagen die Forscher.

Weil die Felsbilder unweit eines alten Karawanenwegs liegen, könnten sie einst von Reisenden oder Pilgern besucht worden sein. „Möglicherweise diente sie als Grenzmarkierung oder aber als Ort der Verehrung“, mutmaßen Charloux und seine Kollegen. In jedem Falle liefere dieser Ort bedeutende Belege für die Entwicklung der arabischen Felskunst. (Antiquity, 2018; doi: 10.15184/aqy.2017.221)

(CNRS, 14.02.2018 – NPO)

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