Rohstoffmine Stadt: Jeden Tag werden in Europas Städten wahre Schätze entsorgt. Denn in Elektroschrott und anderem Abfall stecken jede Menge wertvoller Rohstoffe wie Edelmetalle und Seltene Erden. Wie viele dieser Ressourcen im Umlauf oder verfügbar sind und wo noch besser recycelt werden kann, zeigt nun eine europaweite Datenbank. Nach dieser besitzt jeder EU-Bürger beispielsweise im Schnitt 250 Kilogramm an Elektronikgeräten – und damit einiges an wertvollen Rohstoffen.
Weltweit werden Seltene Erden, Edelmetalle und andere wertvolle Rohstoffe immer knapper. Gleichzeitig wachsen die Städte der Erde immer weiter und produzieren immer mehr Müll – Müll, aus dem sich viele stark nachgefragte Rohstoffe wiedergewinnen lassen. So stecken zum Beispiel in Elektroschrott Unmengen an Kupfer, Platin oder Gold. In dem Abfall lassen sich teilweise sogar mehr Metalle finden als in so mancher Erzlagerstätte.
Wertvoller Abfall
In der „Mine“ der Stadt nach Rohstoffen zu graben, lohnt sich demnach durchaus: Doch wie viele wertvolle Materialien stecken genau in den Gegenständen unseres Alltags und damit später in unserem Abfall? Einen Überblick darüber bietet künftig eine neue Datenbank. Auf der „Urban Mine Plattform“ hat ein europäisches Forscherteam zusammengetragen, welche Rohstoffe in der EU im Umlauf sind, in welchen Produkten sie stecken und was davon recycelt oder womöglich verloren wird.
Insgesamt, so das Ergebnis der Arbeit, besitzt jeder EU-Bürger im Durchschnitt 250 Kilogramm Elektronik, 17 Kilogramm Batterien und fast 600 Kilogramm in Autos verbaute Materialien. Der jährlich von uns entsorgte Müll – vor allem ausgediente Hightech-Produkte wie Autos, Computer oder Handys – enthält ungefähr 18 Millionen Tonnen wertvolle Materialien. Das ist so viel wie drei Millionen Afrikanische Elefanten wiegen.
Einheitlicher Überblick
„Bisher wurden Daten über solche Rohstoffe von zahllosen unterschiedlichen Institutionen gesammelt, darunter Universitäten, Regierungsbehörden und Industrieunternehmen“, sagt Projektmitarbeiter Jaco Huisman von der United Nations University. Eine vollständige Übersicht zu erhalten, sei so kaum möglich gewesen.
Das ist jetzt anders: Mithilfe der neuen Plattform lässt sich nicht nur konkret nachvollziehen, welche Materialien in besonders großen Mengen „auf Lager“ sind oder in welchen Bereichen das Recycling noch optimiert werden kann. Auch Trends lassen sich aus den verfügbaren Daten aus unterschiedlichen Jahren und daraus abgeleiteten Zukunftsprognosen ablesen.
E-Autos als Rohstoffquelle
Beispielsweise ist der Verkauf von Batterien in der EU seit 2000 noch einmal stark angestiegen. Die Experten gehen davon aus, dass 2020 rund 2,7 Millionen Tonnen davon neu auf den Markt kommen werden – und damit unter anderem jede Menge Blei, Nickel, Lithium, Kobalt und Mangan. Auch Elektroautos könnten künftig eine bedeutende Quelle wertvoller Sekundärrohstoffe sein.
Noch haben zwar nur wenige dieser Fahrzeuge das Ende ihres Lebenszyklus erreicht. Mit steigenden Verkaufszahlen werden sie im Laufe der Zeit jedoch eine immer größere Rolle für die Gewinnung von Ltihium, Neodym und weiteren nachgefragten Materialien spielen, so die Prognose der Wissenschaftler.
„Ein breites Wissen über verfügbare Rohstoffmengen ist für die Recycling- und die Bergbau-Industrie ebenso wichtig wie für Hersteller und politische Entscheidungsträger“, sagt Christer Forsgren von der Technischen Hochschule Chalmers in Göteborg. „Die neue Datenbank ist ein guter Schritt hin zu einer nachhaltigeren Kreislaufwirtschaft.“
(ProSUM, 18.01.2018 – DAL)