Medizin

Eizellen: Einfrieren schadet nicht

Aus kryokonservierten Embryonen gehen ebenso viele Kinder hervor wie aus "frisch" verpflanzten

Eizellen überstehen eine längere Zeit im eingefrorenen Zustand ziemlich gut. © Red Hayabusa/ iStock.com

Gute Nachrichten für Paare mit Kinderwunsch: Ob eingefroren oder sofort verpflanzt – durch künstliche Befruchtung gezeugte Embryonen führen in beiden Fällen ähnlich oft zur erfolgreichen Schwangerschaft. Die sogenannte Kryokonservierung beeinflusst die Chance auf ein Kind demnach nicht. Das zeigt eine Studie mit knapp 800 unfruchtbaren Frauen. Interessant ist das beispielsweise für Paare, die auf herkömmlichem Wege keine Kinder bekommen können oder die Familienplanung aus bestimmten Gründen verschieben wollen.

Emma Wren Gibson ist ein Weltrekord-Baby. Die im November vergangenen Jahres geborene US-Amerikanerin hat zwar gerade erst das Licht der Welt erblickt – gezeugt wurde sie jedoch bereits vor 25 Jahren: Sie ist aus dem ältesten gefrorenen Embryo entstanden, der je zu einer Geburt geführt hat. Die befruchtete Eizelle stammte von einer anonymen Spenderin und wurde 1992 auf Eis gelegt. Gibsons Mutter hatte sie sich einpflanzen lassen, weil sie selbst keine Kinder bekommen kann.

In Deutschland ist eine künstliche Befruchtung mit fremden Eizellen zwar verboten. Frauen können hierzulande aber ihre eigenen Eizellen einfrieren lassen und so die Familienplanung verschieben – beispielsweise um erst einmal Karriere zu machen.

Eingefroren vs. „frisch“

Doch wie erfolgsversprechend ist das Einsetzen eines Embryos, der jahrelang eingefroren war? Verringert sich im Vergleich zu einer „frischen“ befruchteten Eizelle die Chance auf eine Schwangerschaft? „Techniken der sogenannten Kryokonservierung erfreuen sich im Bereich der Reproduktionsmedizin weltweit immer größerer Beliebtheit“, sagt Lan Vuong von der Medizinischen Universität in Ho-Chi-Minh-Stadt. Deshalb sei es wichtig, solche Fragen genauer zu erforschen.

Für ihre Studie begleiteten die Vietnamesin und ihre Kollegen knapp 800 Frauen, die auf natürlichem Wege nicht schwanger werden konnten und mithilfe der In-vitro-Fertilisation nachhelfen wollten. Um ihnen den Kinderwunsch zu erfüllen, erhielt die eine Hälfte der Patientinnen zuvor eingefrorene und wieder aufgetaute Embryonen. Bei der anderen Hälfte wurden die Embryonen dagegen sofort eingepflanzt, nachdem sie in der Petrischale aus einer befruchteten Eizelle herangewachsen waren.

Kein Unterschied

Wie viele der Frauen würden schwanger werden? Das Ergebnis: Nach der ersten Behandlung kam es bei 36 Prozent der Probandinnen mit kryokonserviertem Embryo zur Schwangerschaft, mit „frischem“ Embryo waren es 35 Prozent. Auch die Entwicklung des Kindes im Mutterleib verlief bei beiden Gruppen ähnlich erfolgreich: 34 Prozent der Frauen brachten ein lebendiges Kind zur Welt, das aus einem gefrorenen Embryo entstanden war. In der anderen Gruppe waren es 32 Prozent.

Die Studie zeigt, dass es offenbar keinen Unterschied für den Geburtserfolg macht, ob ein Embryo auf Eis lag oder nicht. „Das sind wichtige Neuigkeiten“, sagt Mitautor Ben Mol von der University of Adelaide in Australien. Für Paare mit Kinderwunsch bedeutet das: Sie können beim ersten Versuch nicht eingesetzte Embryonen problemlos einfrieren lassen und später darauf zurückgreifen – sei es, um ein weiteres Kind zu bekommen oder weil es beim ersten Mal nicht geklappt hat mit der Schwangerschaft.

Auch für andere Methoden gültig?

Umgekehrt gilt: Die Zeit im Eis erhöht die Chance auf eine Schwangerschaft aber auch nicht: „Paare, die die zusätzlichen Kosten einer Kryokonservierung nicht tragen können oder wollen, brauchen sich keine Sorgen zu machen: Sie haben mit „frischen“ Embryonen die gleichen Erfolgsaussichten wie mit eingefrorenen“, sagt Mol.

Wie die Forscher einschränkend betonen, haben sie für ihre Untersuchung eine spezielle Methode der sogenannten Vitrifikation verwendet, bei der die Embryonen besonders schnell eingefroren werden. Ob die Ergebnisse auch für andere Kryokonservierungsverfahren gelten, müssten nun weitere Studien zeigen. (New England Journal of Medicine, 2018; doi: 10.1056/NEJMoa1703768)

(University of Adelaide, 17.01.2018 – DAL)

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