Bedenkliche Verunreinigung: Ausgerechnet im teuren „Fleur de Sel“ haben Tester besonders hohe Werte von Mikroplastik gefunden. Die edle Salzsorte ist weit stärker belastet als normales Salz, wie die Stichprobentests des NDR enthüllten. Der erhöhte Mikroplastik-Gehalt ist zwar nicht gesundheitsschädlich, das Plastik kann aber mit Schadstoffen angereichert sein, wie Experten erklären. Ursache für die starke Belastung ist die Gewinnungsmethode des „Fleur de Sel“.
Mikroplastik ist längst allgegenwärtig: Die winzigen Kunststoffpartikel aus Plastikabfällen, Fleecepullis, Kosmetika und Co schwimmen nicht nur in unseren Flüssen, in Seen und im Meer. Sie haben auch schon Einzug in unsere Nahrungskette gehalten: Das Mikroplastik findet sich inzwischen bereits in Mineralwasser und Bier, in Honig und auch im Salz.
Erhöhte Belastung im Edelsalz
Jetzt zeigt sich, dass ausgerechnet die vermeintlich edelste Salzsorte am stärksten mit den Mikropartikeln belastet ist: das „Fleur de Sel“. In einer Stichprobe hatte das NDR-Verbrauchermagazin „Markt“ insgesamt fünf der meistverkauften Sorten dieses Edelsalzes aus Supermärkten und Feinkostläden im Labor auf Rückstände von Kunststoffen untersuchen lassen. Es ist die erste Untersuchung dieser Art in Europa.
Das Ergebnis: In allen Proben lag der Gehalt an Mikroplastik zwischen 130 und 1.800 Mikrogramm pro Kilogramm. In einem Fall war sogar mit bloßem Auge eine Kunststoff-Faser erkennbar. Bei den nachgewiesenen Kunststoffarten handelte es sich vor allem um Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET) – und damit typische Kunststoffsorten unserer Plastikabfälle. Im klassischen Meersalz wurde in der Stichprobe dagegen weniger Plastik gefunden.
Anreicherung mit Schadstoffen
Die in der Stichprobe gefundenen Mengen an Mikroplastik sind zwar für Menschen unbedenklich, dennoch warnen Experten vor langfristigen Folgen. Denn man müsse davon ausgehen, dass mit dem Mikroplastik Schadstoffe in den menschlichen Körper gelangen. „Mikroplastik kann sich mit Substanzen wie DDT, Dioxin, aber auch mit Schwermetallen anreichern und die Freisetzung dieser Stoffe im Körper beschleunigen“, erklärt der Toxikologe Edmund Maser von der Universität Kiel.
Die Hersteller der Salze äußerten sich unterschiedlich zu den Recherchen. Die meisten kennen die Problematik, weisen aber auf eigene Qualitätskontrollen hin oder halten die gefundenen Mengen an Mikroplastik für gering beziehungsweise ungefährlich.
Verschmutzte Meeresoberfläche schuld
Den Grund für die hohen Mikroplastik-Werte beim Fleur de Sel führen die Forscher auf die Gewinnung dieser Salzsorte zurück. „Fleur de Sel“ entsteht als hauchdünne Salzschicht an der Wasseroberfläche und wird in der Regel in Handarbeit mit einer Holzschaufel abgeschöpft. Doch gerade an der Meeresoberfläche können sich die winzigen Plastikpartikel sammeln.
Letztlich ist die Verunreinigung im Salz eine direkte Folge der Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll. „Plastik im Salz ist eine Konsequenz aus der jahrzehntelangen, leichtfertigen Entsorgung von Kunststoff“, sagt Barbara Scholz-Böttcher von der Universität Oldenburg. „Insgesamt hält diese Entwicklung der Gesellschaft den Spiegel vor. Der Plastikmüll landet in einem sehr hochwertigen Produkt jetzt wieder auf dem Essteller.“
Mehr zum Thema in der Sendung „Markt“, am Montag, 15. Januar, um 20.15 im NDR Fernsehen.
(Norddeutscher Rundfunk, 15.01.2018 – NPO)