Klima

Trocken im Südwesten und feucht im Nordosten

Klimawandel wird sich in Deutschland regional unterschiedlich auswirken

Überflutung an der Mulde am 4. Juni 2013. Der Klimawandel könnte die Hochwassersaison in Deutschland zunehmend in den Winter verschieben. © UFZ / André Künzelmann

Heiße und trockene Sommer, milde und nasse Winter: Solche Wetterextreme in Folge des Klimawandels könnten in Deutschland künftig zunehmen, wie eine aktuelle Prognose nun erneut bestätigt. Demnach wird es regional zwar deutliche Unterschiede geben – und der Südwesten etwa bedeutend stärker unter sommerlichen Dürren leiden als der Nordosten. Trotzdem werde die gesamte Bundesrepublik in Bedrängnis geraten, wenn die Klimapolitik nicht aktiv entgegensteuere, warnen die Forscher.

Der Klimawandel hat auch Deutschland längst erreicht: Die Auswirkungen der Erderwärmung werden bei uns besonders in den Skigebieten bemerkt, die zunehmend mit Schneemangel zu kämpfen haben. Auch mit Wetterextremen wie Dürren im Sommer und Starkregen und Überschwemmungen im Winter bekommen wir es schon jetzt zunehmend zu tun. Forscher gehen davon aus, dass sich diese Extreme in Zukunft weiter verstärken.

Wie sich das Klima in Deutschland verändern wird, zu dieser Frage liefern Wissenschaftler um Volker Wulfmeyer von der Universität Hohenheim in Stuttgart nun eine aktuelle Prognose. Mithilfe einer Vielzahl von Modellen und regionalen Klimaprojektionen haben sie die künftige Entwicklung von Temperaturen und Niederschlagsmengen für unterschiedliche Regionen des Landes simuliert.

Zwei-Grad-Ziel noch erreichbar?

Dabei betrachteten sie zwei Szenarien: Ein Weiter-wie-bisher-Szenario, in dem Deutschland seine Klimaschutzziele nicht erreicht, und eine optimistischere Version, in der alle vereinbarten Klimaschutzpläne konsequent umgesetzt werden.

Das Ergebnis liest sich wie eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Im Szenario mit schnellem, effektivem Klimaschutz würde die Erwärmung im 21. Jahrhundert nur rund ein Grad Celsius betragen. Das in Paris vereinbarte Zwei-Grad-Ziel ist unter diesen Vorzeichen demnach immer noch erreichbar.

„Potenzielles Desaster“

Die schlechte: Hinkt Deutschland weiterhin seinen eigenen Klimaschutzzielen hinterher und steuert nicht aktiv gegen den sich abzeichnenden Trend an, dann erhöht sich die Jahresmitteltemperatur hierzulande um wahrscheinlich fast vier Grad. Hitzeperioden nehmen zu, Kälteperioden werden dagegen immer seltener oder bleiben ganz aus.

„Das wäre ein Desaster“, warnt Wulfmeyer. „Viele Menschen würden schwere gesundheitliche Probleme bekommen und auch die Landwirtschaft geriete in Schwierigkeiten.“ Beispielsweise könne der Anbau von ertragreichem Winterweizen problematisch werden, weil dieser zum Wachstum eine Frostperiode benötigt.

Mehr Hochwasser, weniger Grundwasservorräte

Bei den Niederschlägen errechneten die Forscher – wie schon ihre Vorgänger – große Unterschiede zwischen den Jahreszeiten: Im Winter nehmen die Niederschläge signifikant zu. „Da es wärmer wird, werden im Winter die Hochdruckgebiete aus Sibirien zurückgedrängt. Stattdessen haben wir mehr atlantische Tiefdruckgebiete“, erläutert Wulfmeyer.

Das Problem: Durch die höheren Temperaturen kommt der Niederschlag im Winter vermehrt als Regen statt als Schnee auf die Erde. Schnee dient aber als Speicher, der bei der Schneeschmelze im Frühjahr die Grundwasservorräte auffüllt, Regen dagegen wird rasch in die Meere abgeführt. Mit kritischen Folgen: „Wir müssen uns auf mehr Hochwasser im Winter einstellen“, sagt Wulfmeyers Kollegin Viktoria Mohr, „und darauf, dass die Grundwasservorräte zurückgehen.“

Regionale Unterschiede

Im Sommer dagegen wird es der Prognose zufolge deutlich trockener. In dieser Jahreszeit ist häufiger mit mehr Tagen in Folge ganz ohne Niederschlag zu rechnen, wie das Team berichtet. Besonders die Anzahl der Perioden mit mehr als vierzehn Tagen ohne Regen nimmt zu.

Dabei gibt es jedoch frappierende regionale Unterschiede: In Sachen Trockenheit wird Baden-Württemberg nach den Modellrechnungen zum Hotspot. Demnach bildet sich schräg durch Deutschland ein Gradient heraus. Der Südwesten wird wesentlich trockener sein als heute, der Nordosten zeigt dagegen kaum Veränderungen.

Damit es gar nicht erst so weit kommt, sehen die Wissenschaftler nun die Politik in der Pflicht. Es sei dringend notwendig, zu handeln und den Ausstoß von Treibhausgasen entsprechend dem Klimaschutzabkommen zu reduzieren.

(Universität Hohenheim, 07.12.2017 – DAL)

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