Paläontologie

200 Flugsaurier-Eier auf einen Streich

Größte bekannte Ansammlung von Pterosaurier-Eiern in China entdeckt

Mehr als 200 Flugsaurier-Eier sind in diesem Steinblock konserviert - so viele wurden noch nie zuvor gefunden. © Alexander Kellner/ Museu Nacional, UFRJ

Spannender Fund: In China haben Paläontologen die größte bekannte Ansammlung von Flugsaurier-Eiern entdeckt. In einem rund 120 Millionen Jahren alten Steinblock waren neben Pterosaurierknochen mehr als 200 Eier konserviert – viele davon mit erhaltener 3D-Struktur. Nachdem bisher nur eine Handvoll von Flugsaurier-Eiern bekannt waren, bietet dieser Fund wertvolle Einblicke in die Embryonalentwicklung und das Brutverhalten der Pterosaurier.

Die Pterosaurier waren die urzeitlichen Herrscher der Lüfte. Mit Flügelspannweiten von bis zu zwölf Metern dominierten sie von der späten Trias vor rund 220 Millionen Jahren bis zum Ende der Kreidezeit den Himmel. Doch über ihre Fortpflanzung und ihre Embryonalentwicklung ist nur wenig bekannt – es wurden bisher zu wenig gut erhaltene Eier und Embryos dieser Flugsaurier gefunden. Das erste nicht komplett plattgedrückte Ei entdeckten Paläontologen erst 2014 in einem Pterosaurier-Massengrab in China.

Gut 200 Eier auf einen Streich

Jetzt sind Xiaolin Wang von der chinesischen Akademie der Wissenschaften und sein Team erneut fündig geworden: Ganz in der Nähe ihrer vorherigen Funde stießen sie auf einen gut drei Kubikmeter großen Sandsteinblock, der unzählige Fossilien enthielt. Bei näherer Untersuchung erwiesen sich diese als Knochen und Eier von Hamipterus tianshanensis, einer vor rund 120 Millionen Jahren lebenden Flugsaurier-Art.

In dem Steinblock waren dicht an dicht mehr als 200 Eier dieser Pterosaurier-Art konserviert – viele davon sogar noch in ihrer dreidimensionalen Struktur. Dies repräsentiert den mit Abstand umfangreichsten Fund von Flugsaurier-Eiern – und einen bisher einmaligen Glücksfall, wie die Forscher erklären.

Nahansicht von zwei der fossilen Hamipterus-Eier © Wang et al./ Science

Gemeinsames Brüten, lange Brutzeit

„Die große Zahl der Eier deutet darauf hin, dass sie ursprünglich zu mehreren Gelegen gehörten“ berichten Wang und seine Kollegen. Möglicherweise brüteten diese Flugsaurier in Kolonien. Sie vermuten, dass ein Sturm die einst in Ufernähe liegenden Nester zerstörte und die Eier an einer Stelle zusammenspülte. Dafür sprechen unter anderem die chaotische Anordnung der Eier und Knochen sowie die Schäden an den Fossilien.

Trotz dieser turbulenten Geschichte sind 16 dieser Eier noch so gut konserviert, dass in ihrem Inneren Teile der Embryos zu erkennen sind, wie die Paläontologen berichten. Wie Computer-Tomografien enthüllten, waren diese Jungtiere bei ihrem Tod unterschiedlich weit entwickelt. Der älteste noch nicht geschlüpfte Flugsaurier könnte sogar schon zwei Jahre alt gewesen sein – was auf eine extrem lange Brutzeit hindeuten würde.

So könnten die Weibchen und Männchen von Hamipterus tienshanensis zu Lebzeiten ausgesehen haben. © Chuang Zhao

Jungtiere waren eher Nesthocker

Die fossilen Embryos geben auch erste Aufschlüsse darüber, in welchem Zustand die Pterosaurier aus dem Ei schlüpften. So war ihre Schädeldecke beim Schlupf noch sehr weich und erst teilweise verknöchert. Auch die Zähne entwickelten sich offenbar erst nach dem Verlassen des Eis, denn in keinem der Eier waren Zahnfossilien zu finden, wie die Forscher berichten.

Interessant auch: Ähnlich wie viele heutige Vogelarten konnten die frisch geschlüpften Flugsaurier-Jungtiere zwar schon laufen, nicht aber fliegen. Denn während die Beinknochen schon gut ausgebildet waren, waren große Teile der Flügel noch nicht verknöchert, wie die Analysen ergaben. Dies galt auch für wichtige Ansatzstellen der Flugmuskeln, darunter einem Vorsprung, an dem der für den Flügelschlag nach unten zuständige Brustmuskel ansetzte.

„Hamipterus war demnach wohl doch kein so großer Nestflüchter wie man bisher für Flugsaurier angenommen hat“, sagen Wand und seine Kollegen. „Wahrscheinlich waren die frischgeschlüpften Jungtiere auf die Brutpflege der Eltern angewiesen.“ (Science, 2017; doi: 10.1126/science.aan2329)

(AAAS, 01.12.2017 – NPO)

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