Keine Aliens: Das seltsame Verhalten des Sterns KIC 8462852 könnte doch natürliche Ursachen haben. Denn neue Beobachtungen zeigen, dass sein rätselhaftes Abdimmen je nach Wellenlänge verschieden stark ausfällt. Dies spreche eher für eine umgebende Staubwolke als für außerirdische Konstruktionen im Sternenorbit, sagen Astronomen. Unerklärt bleibt aber weiterhin, warum sich die Helligkeit des Sterns so abrupt verändert.
Der knapp 1.500 Lichtjahre entfernte Stern KIC 8462852 gibt Astronomen schon seit zwei Jahren Rätsel auf. Denn das Licht dieses Sterns wird nicht nur ganz allmählich immer schwächer – zwischendurch verdunkelt er sich kurzzeitig sogar um bis zu 20 Prozent. Weil diese Episoden der Abdimmung unregelmäßig auftreten, können sie nicht von einem Planeten oder anderem im Orbit kreisenden natürlichen Objekt stammen.
Ursachen rätselhaft
Was aber verursacht dieses Abdimmen dann? Während viele Astronomen eher prosaische Ursachen wie Staubwolken oder zerbrochene Kometen dahinter vermuten, sorgten vor allem Spekulationen über mögliche außerirdische Raumstationen und andere Konstrukte für Aufsehen. Wenn es um KIC 8462852 jedoch wirklich Aliens geben sollte, senden sie zumindest keine für uns nachweisbaren Radiosignale aus, wie eine „Lauschaktion“ des SETI-Instituts ergab.
Jetzt haben neue Beobachtungen von KIC 8462852 weitere Informationen zu seinem Verhalten geliefert. Huang Meng von der University of Arizona und seine Kollegen haben Das Abdimmen des Sterns von Januar bis Dezember 2016 im UV- und Infrarotbereich mit den Weltraumteleskopen Swift und Spitzer verfolgt. Parallel dazu führten sie auch Beobachtungen mit optischen Teleskopen durch.
Überraschende Unterschiede
Das Ergebnis: Der Stern dimmte sich auch in letzten Jahr weiter ab – aber nicht in allen Wellenlängen gleichermaßen. Stattdessen nahm die Strahlungsintensität im UV-Bereich während der Beobachtungszeit deutlich stärker ab als die Infrarotstrahlung, wie die Astronomen berichten.
„Das schließt die Theorie einer Alien-Megastruktur weitgehend aus“, konstatiert Meng. „Denn sie könnte dieses Wellenlängen-abhängige Abdimmen nicht erklären.“ Der Grund: Größere Bauten im Orbit von KIC 8462852 würden das Licht des Sterns komplett blockieren – egal in welchem Strahlenbereich. Ähnliches gilt für große natürliche Objekte wie Planeten oder große Asteroiden.
Doch eine Staubwolke im Orbit?
Was aber ist dann der Grund? Hinweise liefert auch hier die je nach Wellenlänge verschiedene Abdunklung. Die nur schwache Abnahme der Infrarotstrahlung verrät, dass die lichtschluckenden Hindernisse im Sternenorbit nicht größer sein können als einige Mikrometer. Sonst müssten sie auch diese langwelligere Strahlung effektiver blockieren, wie die Astronomen erklären.
Die relativ stark abgedimmte UV-Strahlung wiederum zeigt, dass die blockierenden Teilchen größer sein müssen als der typische interstellare Staub. Der Grund für die Abdunklung liegt damit wahrscheinlich nicht auf dem Weg vom Stern zur Erde, sondern im Orbit von KIC 8462852. „Wir vermuten, dass es eine Wolke aus Staub gibt, die den Stern mit einer Umlaufzeit von rund 7000 Tagen umkreist“, erklärt Meng.
Offene Fragen bleiben
Allerdings: Eine solche Staubwolke könnte zwar das langsame Abdimmen des Sterns in den letzten zwei Jahren erklären, nicht aber die kurzfristigeren Episoden der stärkeren Abschattung. Eine solche Phase beobachteten Astronomen zuletzt im Mai 2017. „Möglicherweise hat Tabbys Stern so etwas wie einen solaren Zyklus“, mutmaßt Siegfried Vanaverbecke von AstroLAB.
Ebenfalls ungeklärt bleibt vorerst, warum KIC 8462852 in den Jahren 2007 und 2014 kurzzeitig sogar heller wurde, wie Josh Simon von der Carnegie Institution und seine Kollegen herausgefunden haben. „Bisher haben wir gedacht, dass sich die Helligkeit dieses Sterns nur in eine Richtung verändert – zum Dunkleren“, sagt Simon. „Die Entdeckung, dass der Stern manchmal auch heller wird, widerspricht den meisten Hypothesen zu den Ursachen seines Verhaltens.“
Damit haben Astronomen zwar zwei weitere Puzzleteile im Rätsel des „Alien-Sterns“ gefunden. Eine endgültige und vollständige Erklärung für sein seltsames Verhalten haben sie aber noch immer nicht. „Wir haben das Rätsel noch nicht gelöst“, so Simon. (The Astrophysical Journal., 2017; doi: 10.3847/1538-4357/aa899c; Astronomy and Astrophysics, in press; arXiv:1708.07822)
(NASA/JPL, Carnegie Institution for Science, 06.10.2017 – NPO)