Die Fähigkeit zu schlafen ist überraschend alt: Selbst Quallen zeigen nachts die typischen Merkmale des Schlafs – obwohl sie zu den urtümlichsten Tieren gehören und nicht einmal ein Gehirn besitzen. Doch ein Experiment belegt: Schirmquallen sind nachts weniger aktiv, reagieren in Ruhe nur verzögert auf Außenreize und holen bei Schlafentzug diesen tagsüber nach. Die Nesseltiere weisen damit alle drei Merkmale eines echten Schlafs auf, wie Forscher im Fachmagazin „Current Biology“ berichten.
Schlaf ist für uns lebenswichtig: Diese Ruhepause regeneriert unseren Körper und verschafft unserem Gehirn die Zeit, um Abfälle auszuschwemmen und Nervenverbindungen zu rekalibrieren. Fehlt uns der Schlaf, lernen wir schlechter, werden reizbar und neigen eher zu Stoffwechselkrankheiten und Übergewicht.
Schlaf ohne Gehirn?
Aber wie ist dies bei anderen Tieren? Von Wirbeltieren und auch Fruchtfliegen weiß man, dass sie schlafen. Doch gerade bei einfacheren Lebensformen ohne komplexes Gehirn blieb dies bisher offen. Um dies zu klären, haben Ravi Nath vom California Institute of Technology und seine Kollegen nun erstmals bei einer extrem ursprünglichen und stammesgeschichtlich alten Tiergruppe untersucht: den Nesseltieren (Cnidaria).
Als Testobjekte dienten den Forschern Schirmquallen der Gattung Cassiopeia. Diese Quallen besitzen wie alle Nesseltiere kein Blut, kein Hirn und kein Herz. Statt frei im Meer umherzuschwimmen, sitzen sie bevorzugt mit dem Rücken nach unten auf dem Meeresgrund und pumpen sich nährstoffreiches Wasser in den Schlund.