Spektakulärer Fund: Forscher haben erstmals ein Bruchstück des Meteoriten entdeckt, der vor 15 Millionen Jahren das Steinheimer Becken schuf. Das zwei Zentimeter kleine Eisenstück steckte in einem größeren Kalksteinblock und trat erst jetzt durch einen Riss zutage. Der Fund dieses Eisenmeteoriten ist nicht nur eine Rarität, er enthüllt auch, dass die Einschläge im Nördlinger Ries und im Steinheimer Becken von zwei verschiedenen Meteoriten herrühren müssen.
Vor knapp 15 Millionen Jahren ereignete sich in Süddeutschland eine kosmische Katastrophe: Ein rund ein Kilometer großer Asteroid und sein rund 150 Meter großer Begleiter rasten direkt auf die Erdoberfläche zu – und schlugen ein. Die tropische Landschaft verwandelte sich in eine Gluthölle, Unmengen Gestein verdampften und zwei Krater entstanden – das Nördlinger Ries und das Steinheimer Becken.
Entdeckung in einem Kalksteinblock
Unklar blieb, ob es sich bei diesem Doppeltreffer um zwei Bruchstücke des gleichen Asteroiden handelte oder um einen Asteroiden mit einem von ihm eingefangenen Mond. Bekannt war nur, dass der Einschlag im Nördlinger Ries wahrscheinlich von einem Steinmeteoriten herrührte. Im Steinheimer Becken hatte man dagegen keinerlei Meteoritenreste gefunden, weshalb man davon ausging, dass dieser kleinere Brocken damals komplett verdampft sein muss.
Doch der jetzige Fund zeigt, dass dies nicht der Fall war. Entdeckt wurde das Meteoritenstück durch puren Zufall in einem einen Meter großen Kalksteinbrocken aus dem Steinheimer Becken. Dieser Brocken war seit 20 Jahren im Meteorkratermuseum Steinheim ausgestellt, weil auf seiner Oberfläche ein Strahlenkegel zu sehen war. Doch 2016 bildete sich in diesem Block ein Riss, weshalb Geologen einen Teil des Blocks entfernten.
Extrem seltener Meteoritentyp
Die Überraschung war groß: Sowohl auf dem entfernten Stück als auch auf dem verbliebenen Block wurde ein metallisch glänzendes Bruchstück sichtbar – möglicherweise ein Meteoritenfragment. „Ich war von diesem metallisch glänzenden Stück wie elektrisiert“, erzählt Meteoritenforscher Elmar Buchner von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Neu-Ulm.
Nähere Analysen bestätigten: Es handelt sich tatsächlich um das Stück eines Eisenmeteoriten. Das Meteoritenrelikt stammt von einem Pallasit, einem der seltensten Meteoritentypen überhaupt. Diese Stein-Eisen-Meteoriten bilden sich vermutlich in größeren Asteroiden in der Grenzschicht zwischen Nickel-Eisen-Kern und Steinmantel.
Nicht komplett verdampft
Außergewöhnlich auch: Bisher wurden Meteoritenreste nur in deutlich kleineren Kratern entdeckt, weil kleinere Brocken stärker abgebremst werden und daher beim Einschlag oft erhalten bleiben. Bei größeren Einschlägen jedoch verdampft der Impaktor meist, daher sind Fragmente nur aus einem einzigen großen Krater weltweit bekannt, dem Morokweng-Krater in Südafrika – und nun auch in Steinheim.
Die Analysen des Forscherteams bestätigten, dass das nun entdeckte Meteoritenstück tatsächlich von dem Asteroiden stammen könnte, der vor knapp 15 Millionen Jahren das Steinheimer Becken schuf. Entgegen bisherigen Annahmen verdampfte dieser Impaktor beim Einschlag demnach nicht vollständig, sondern hinterließ mindestens ein – und möglicherweise noch weitere Fragmente.
Ries-Asteroid mit Mond?
Der Fund wirft auch ein neues Licht auf das gesamte Einschlagsszenario. Denn nun ist klar, dass die Meteoriten vom Nördlinger Reis und Steinheimer Becken sich deutlich unterschieden. Während der Ries-Meteorit vermutlich ein Steinmeteorit war, war der Steinheimer Meteorit ein Stein-Eisen-Meteorit. Sie können damit nicht Bruchstücke desselben Brockens gewesen sein.
„Dies bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass es sich um zwei unabhängige Meteoriteneinschläge gehandelt haben muss“, erklärt Buchner. „In unserem Sonnensystem sind relativ kleine Asteroiden unterwegs, die einen oder mehrere winzige Monde mit sich führen. Ein solcher Doppelasteroid aus zwei unterschiedlichen Körpern könnte auch in Süddeutschland eingeschlagen sein.“
(Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, 12.09.2017 – NPO)