Psychologie

Licht beeinflusst Entscheidungen

Stärkeres Tageslicht führt zu schlechteren finanziellen Entscheidungen

Unsere Neigung zu riskantem Verhalten wird offenbar auch durch die Lichtverhältnisse beeinflusst. © Marc Swarbrick/ freeimages

Leuchtender Effekt: Die Intensität des Tageslichts beeinflusst offenbar unser Entscheidungsverhalten. Ein Experiment zeigt: Je stärker das Licht, desto schlechter und inkonsistenter entscheiden Menschen bei finanziellen Glücksspielen. Die Neigung zu riskantem Verhalten verändert sich dabei interessanterweise abhängig davon, ob ein Risiko bekannt ist oder unbekannt.

Ob beim Einkaufen im Supermarkt oder bei größeren finanziellen Investitionen: Selten ist unser Verhalten in diesen Situationen ausschließlich vernunftgeleitet. Anstatt eine Entscheidung auf Basis objektiver Fakten zu treffen, lassen wir uns unbewusst oft durch andere Kriterien beeinflussen. So kann uns gute Laune zu vorschnellen Entscheidungen bei der Suche nach dem günstigsten Angebot verleiten, eine strategisch kluge Produktplatzierung zum Spontankauf animieren und eine schöne Atmosphäre sogar unsere Meinung verändern.

Studien zeigen etwa, dass die Beleuchtung in einem Raum darüber mitbestimmt, wie gut uns ein bestimmter Wein schmeckt – und auch, was wir dafür ausgeben würden. Wie sehr Faktoren wie das Licht unser Verhalten steuern, zeigt nun auch ein Experiment von Paul Glimcher und Agnieszka Tymula von der New York University.

Glücksspiel im Museum

Die beiden Forscher wollten wissen, inwiefern sich Tageslicht auf finanzielle Entscheidungen und die Neigung zu riskantem Verhalten auswirken kann. Zu diesem Zweck stellten sie in einer Ausstellung im National Academy of Science Museum in Washington D.C. Monitore auf, an denen sich die Museumsbesucher im Glücksspiel versuchen durften.

Jeder der insgesamt 2.530 Teilnehmer wurde nacheinander mit 40 unterschiedlichen Situationen konfrontiert: Dabei konnten sich die Probanden entweder für eine sichere Gewinnsumme von fünf Dollar entscheiden, die Möglichkeit einer Gewinnsumme zwischen fünf Dollar und 125 Dollar wählen oder eine Lotterie-Option. Bei Letzterer gab es zwar die Aussicht auf viel Geld – aber auch die Möglichkeit, am Ende mit leeren Händen dazustehen.

Schlechtere Entscheidungen

Das Entscheidungsverhalten in diesen Tests glichen die Wissenschaftler anschließend mit Daten zur Lichtintensität von einer nahegelegenen Wetterstation ab. Dabei zeigte sich ein eindeutiges Muster: „An Tagen mit einer höheren Lichtintensität trafen die Leute schlechtere Entscheidungen. Zudem war ihr Verhalten weniger konsistent“, berichtet Tymula.

Die Neigung zu riskantem Verhalten veränderte sich dabei interessanterweise abhängig davon, ob die Teilnehmer es mit einem bekannten oder einem unbekannten Risiko zu tun hatten. So entschieden sie sich bei stärkerem Licht zwar vermehrt gegen bekannte Risiken – das heißt sie wählten zum Beispiel lieber sichere fünf Dollar anstatt eine 50-prozentige Chance, 20 Dollar zu gewinnen.

Auswirkung auf die Finanzmärkte

Bei unbekannten Risiken war jedoch genau das Gegenteil der Fall: Dann wählten die Probanden bei höherer Lichtintensität etwa bevorzugt eine nicht näher quantifizierte Chance auf 20 Dollar anstatt sich für die sicheren fünf Dollar zu entscheiden. „Insgesamt erreichen diese Effekte zwar kein enormes Ausmaß. Dennoch sind sie stark genug, um signifikante Auswirkungen auf die Finanzmärkte zu haben“, schließt Tymula. (PLoS One, 2017; doi: 10.1371/journal.pone.0181112)

(University of Sydney, 07.08.2017 – DAL)

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