Tierische Freunde mit Nebenwirkungen: Unsere Hunde und Katzen haben allein durch ihre Vorliebe für Fleisch einen überraschend großen ökologischen Fußabdruck, wie eine Studie enthüllt. So ist ihr Fleischkonsum indirekt für 64 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß jährlich verantwortlich – das entspricht dem Ausstoß von 13 Millionen Autos. Einer der Gründe dafür: Im Tierfutter sind längst nicht nur übriggeblieben Fleischabfälle enthalten.
Hunde und Katzen sind mit Abstand unsere beliebtesten Haustiere. Allein in Deutschland gibt es gut 13 Millionen Hauskatzen und knapp neun Millionen Hunde. Die vierbeinigen Mitbewohner leisten uns Gesellschaft und tragen zu unserem Wohlbefinden bei – meistens jedenfalls. Während Katzen dabei eher unabhängig geblieben sind, haben sich Hunde im Laufe ihrer Domestikation zu perfekten „Menschenverstehern“ entwickelt.
Doch Hund und Katze haben auch ihre Schattenseiten. So gelten verwilderte Hauskatzen mittlerweile weltweit als eine der größten Bedrohungen für gefährdete Tierarten. Eine weitere bisher kaum beachtete folge der massenhaften Hunde- und Katzenhaltung hat nun Gregory Okin von der University of California in Los Angeles aufgedeckt.
So viel Fleisch wie ganz Frankreich
Der Forscher wollte wissen, welche Auswirkungen der Fleischkonsum der Hunde und Katzen auf unsere Umwelt hat. „Eine fleischbasierte Ernährung benötigt mehr Energie, Land und Wasser und hat größere Umweltfolgen in puncto Erosion, Pestizideinsatz und Abfall als eine vegetarische Lebensweise“, erklärt Okin. Er hat daher exemplarisch für die USA ausgerechnet, wie viel Fleisch, Energie und CO2-Emissionen auf das Konto unserer Lieblings-Haustiere gehen.
Das Ergebnis: Die rund 163 Millionen Hunde und Katzen in den USA konsumieren jährlich so viele Kalorien wie die gesamte Bevölkerung Frankreichs – oder wie 60 Millionen Amerikaner. Hätten alle US-Hunde und -Katzen ein eigenes Land, läge dies in einer Rangliste der größten Fleischkonsumenten an fünfter Stelle – hinter Russland, Brasilien, den USA und China, wie Okin berichtet.
64 Millionen CO2 pro Jahr
Dieser enorme Fleischkonsum hat Folgen: „In Bezug auf Landnutzung, Wasserverbrauch und die Verbrennung fossiler Brennstoffe hat die Futterversorgung der Hunde und Katzen eine Umweltwirkung, die rund 25 bis 30 Prozent von der des Menschen ausmacht“, berichtet der Forscher. „Bei Phosphat und Pestiziden sind es rund 26 Prozent.“
Indirekt ist die Futterbeschaffung für die Hunde und Katzen für die Emission von 64 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr verantwortlich, wie Okin ausgerechnet hat. Dies entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von gut 13 Millionen Autos. Und allein die in den USA gehaltenen Hunde und Katzen produzieren im Jahr gut fünf Millionen Kot – dies ist so viel Abfall wie der gesamte US-Bundesstaat Massachusetts im Jahr produziert.
Beim Tierfutter ansetzen
„Ich mag Hunde und Katzen und ich will damit definitiv nicht sagen, dass die Leute ihre Haustiere abschaffen oder auf vegetarische Diät umstellen sollen – was für die Tiere ungesund wäre“, betont Okin. „Aber ich finde, dass wir die Umweltauswirkungen der Haustiere wahrnehmen müssen. Haustiere haben viele Vorteile, aber auch einen großen Umwelteinfluss.“
Eine Patentlösung, um den ökologischen Fußabdruck von Hund und Katze zu verringern, sieht allerdings auch Okin nicht. Doch zumindest in einem Punkt sieht er Verbesserungsmöglichkeiten: in der Zusammensetzung des Tierfutters. Denn dieses enthält keineswegs nur die Fleischabfälle, die der Mensch ohnehin nicht essen könnte und die sozusagen übrig sind.
Stattdessen ist gerade bei teureren Marken oft Fleisch enthalten, das problemlos auf unseren Tellern landen könnte, wie Okin ermittelte. „Der Trend zu Premium-Tierfutter führt dazu, dass die Haustiere immer häufiger tierische Produkte fressen, bei denen sie in Konkurrenz zur menschlichen Nahrungsversorgung stehen“, so der Forscher.
Alternative Proteinquellen
Hund und Katze tragen dadurch dazu bei, dass zusätzliche Hühner, Schweine oder Rinder geschlachtet werden müssen. Hier seien auch die Tierfutter-Hersteller gefragt. „Ein Hund muss kein Steak fressen, er kann genauso gut Tierprodukte fressen, die für einen Menschen nicht verwertbar sind“, so Okin.
Ein Ansatz wäre daher, weniger menschengeeignetes Fleisch im Tierfutter zu verwerten und auch vermehrt alternative Quellen tierischer Proteine zu nutzen. Dies könnte zumindest dazu beitragen, den Fleischverbrauch der Menschheit für sich und ihre Haustiere zu senken. Wenn nur ein Drittel des jetzt im Tierfutter verwerteten Fleischs künftig für den Menschen genutzt würde, dann könnte dies den tierischen Nahrungsbedarf von 26 Millionen Amerikanern decken, wie Okin erklärt.
Eine weitere Möglichkeit wäre es natürlich, einfach mehr Pflanzenfresser als Haustiere zu halten – Kaninchen, Meerschweine oder Vögel. Allerdings dürfte dies für die vielen Hunde- und Katzenliebhaber wohl kaum in Frage kommen. (PloS ONE, 2017; doi: 10.1371/journal.pone.0181301)
(University of California – Los Angeles, 04.08.2017 – NPO)