Medizin

Schnelltest erkennt Blutvergiftung

Immunwerte verraten Sepsis bevor es zu spät ist

Schon ein Tropfen Blut reicht beim neuen Schnelltest, um eine Blutvergiftung zu erkennen. © iStock.com

Ein Tropfen Blut reicht: US-Forscher haben einen Schnelltest für die tödliche Blutvergiftung entwickelt. Ein Laborchip misst dabei bestimmte Immunwerte im Blut des Patienten und kann daraus erkennen, ob eine Sepsis vorliegt. Der neue Test könnte damit die Diagnose der Blutvergiftung schneller und einfacher machen – und dem Patienten überlebenswichtige Zeit verschaffen. Denn bisher kommen Diagnose und Behandlung oft zu spät.

Eine Sepsis, landläufig als Blutvergiftung bekannt, ist tückisch. Denn sie wird oft erst erkannt, wenn es schon zu spät ist – wenn der gesamte Körper von einer generalisierten Entzündungsreaktion so beeinträchtigt ist, dass akutes Organversagen droht. Für eine geeignete Behandlung ist es dann oft schon zu spät. Denn bis die Ärzte den Erreger identifiziert und das geeignete Mittel gefunden haben, vergeht dann nochmal kostbare Zeit. Als Folge sterben allein in Deutschland jeden Tag durchschnittlich 162 Menschen an einer Sepsis – die meisten von ihnen auf den Intensivstationen der Krankenhäuser.

Ein Tropfen Blut reicht

Abhilfe könnten jetzt Umer Hassan von der University of Illinois und seine Kollegen gefunden haben., Denn sie haben einen Bluttest, der eine Sepsis schnell und ohne langwierige Analysen anzeigen kann. Dafür genügt es, einen Tropfen Blut eines Patienten auf das kleine Gerät zu tropfen. Der darin steckende Laborchip liefert dann das Ergebnis.

Das Neue daran: Der Chip erkennt eine Sepsis nicht, indem er die Symptome auswertet oder nach Erregern sucht. Stattdessen wertet er den Status des Immunsystems des Patienten aus. Der Test analysiert die Gesamtmenge der Weißen Blutkörperchen, die Zahl der Neutrophilen, einer speziellen Untergruppe der Weißen Blutkörperchen, sowie den CD64-Proteinmarker auf der Oberfläche der Neutrophilen.

Immunstatus verrät die Gefahr

Auf diese Weise kann der Test erkennen, wann eine Infektion die Immunabwehr des Patienten so stark überfordert, dass sie zur Sepsis wird. In einem ersten klinischen Test gelang es den Forschern bereits, Sepsis-Patienten in Intensivstationen mit ihrem Schnelltest genauso gut zu identifizieren wie mit den herkömmlichen, weitaus langwierigeren Methoden, wie sie berichten.

„Indem wir die CD64-Menge und Weißen Blutkörperchen ermittelten, konnten wir die Diagnose und die Entwicklung des Patienten verfolgen“, berichtet Hassan. Dieser Test sei deshalb wichtig, weil er nicht nur schnell und unkompliziert Auskunft geben könne. Er zeigt auch eine beginnende Sepsis früher an – bevor die Symptome so eindeutig werden, dass sie auch im Klinikalltag nicht mehr zu übersehen sind.

Schnellere und einfachere Diagnose

Hinzu kommt: Bereits im ersten klinischen Test ließ sich an den Werten ablesen, ob sich der Zustand der Patienten verbesserte oder nicht. „Wir hoffen daher, dass unser Test künftig nicht nur eine Diagnose liefern wird, sondern auch eine Prognose. Daran müssen wir aber noch arbeiten“, so Hassan. In jedem Falle aber könnte der neue Schnelltest die Diagnose der Sepsis beträchtlich erleichtern und beschleunigen.

„Dieser Test kann das Aufspüren des bakteriellen Erregers und seine Identifikation ergänzen“, sagt Seniorautor Rashid Bashir von der University of Illinois. „Wir denken, dass wir beide Herangehensweisen brauchen: das Aufspüren des Pathogens, aber auch die Überwachung der Immunreaktion.“ Die Wissenschaftler haben bereits ein Startup gegründet, das ihren neuen Sepsis-Test marktreif machen soll. (Nature Communications, 2017; doi: 10.1038/ncomms15949)

(University of Illinois at Urbana-Champaign, 04.07.2017 – NPO)

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