Asteroiden gibt es in unserer kosmischen Umgebung reichlich, entsprechend real ist die Gefahr einer Kollision. Doch bisher sind wir auf diese Bedrohung kaum vorbereitet. Der heutige „Asteroid Day“ soll aufzeigen, wie wichtig die Überwachung erdnaher Asteroiden und die Forschung an möglichen Abwehrmethoden ist – bei beidem hapert es noch. Immerhin sind bereits einige Testmissionen zur Asteroidenforschung und -abwehr geplant oder sogar schon unterwegs.
Nach Schätzungen der NASA gibt es Millionen von erdnahen Asteroiden, die potenziell irgendwann die Erde treffen könnten. Um rechtzeitig gewarnt zu sein, werden rund 15.000 dieser Brocken bereits kontinuierlich überwacht – allerdings sind dies fast nur größere Asteroiden von mehreren hundert Metern bis zu rund einem Kilometer Durchmesser. Kleinere Objekte dagegen sind bisher noch kaum erfasst, obwohl auch sie verheerende Schäden anrichten können.
Bessere Überwachung nötig
„Schon ein Objekt von hundert Metern Größe kann im schlimmsten Falle ein ganzes Stadtgebiet zerstören“, erklärt der Asteroidenforscher Alan Harris vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). „Sie sind daher die Objekte, nach denen wir Ausschau halten müssen.“ Und auch schon wenige Dutzend Meter große Brocken könne lokal schwere Folgen haben, wie das Tunguska-Ereignis im Jahr 1908 oder die Explosion des Tscheljabinsk-Meteoriten demonstrierten.
Nach Ansicht vieler Wissenschaftler müsste daher das Überwachungsprogramm aufgestockt werden. Ein Hauptthema des Asteroid Day ist daher die 100x-Deklaration. Sie fordert, weltweit die Mittel und Technologien bereitzustellen, damit die Entdeckungsrate von erdnahen Asteroiden um das 100-Fache erhöht werden kann. „Asteroiden zu entdecken, ist der entscheidende Schritt. Man kann nicht etwas ablenken, das man noch gar nicht identifiziert hat, “ sagt Mark Boslough vom Sandia National Laboratory, einer der Initiatoren.
Erde ist bisher kaum für den Ernstfall gerüstet
Doch selbst wenn wir einen Asteroiden auf Kollisionskurs rechtzeitig entdecken, stellt sich die Frage, was wir dagegen tun können. Die Antwort ist wenig ermutigend: Die Erde ist kaum vorbereitet. Die Technologien für die meisten Abwehrmethoden gibt es noch nicht oder sie existieren nur auf dem Papier. Und auch ein internationaler Aktionsplan für den Ernstfall fehlt – obwohl eine Abwehr ohne globale Kooperation kaum möglich wäre.
„Meine Botschaft für den Asteroid Day ist, dass wir eine internationale und koordinierte Strategie für die Entwicklung von Schutzmaßnahmen gegen Asteroiden benötigen“, sagt Alan Harris. „Und sehr wichtig: Wir müssen Prozeduren einrichten, um im Ernstfall Notfall-Maßnahmen durchführen zu können. Diese Prozeduren müssen bereits implementiert und einheitlich beschlossen worden sein, damit wir keine Zeit damit verlieren, erst zu diskutieren, was getan werden sollte.“
Zwei Asteroidenmissionen sind unterwegs
Immerhin: Ein bisschen was tut sich inzwischen in der Asteroidenforschung. So ist im September 2016 die NASA-Raumsonde OSIRIS-Rex zu einer Mission zum 500 Meter großen Asteroiden Benno gestartet. Sie soll Proben nehmen, den Brocken erkunden und herausfinden, ob er der Erde künftig gefährlich werden könnte. Denn alle sechs Jahre kommt er bis auf weniger als 300.000 Kilometer an die Erde heran.
Ebenfalls bereits unterwegs ist die japanische Sonde Hayabusa-2. Sie wird Mitte 2018 den erdnahen Asteroiden (162173) Ryugu erreichen und eine Landesonde auf ihm deponieren. Ihr Missionsziel ist allerdings eher Grundlagenforschung zu Asteroiden und unserem Sonnensystem als die Asteroidenabwehr.
AIDA: Erster Test einer Ablenkung
Den ersten Test der Ablenkung eines Asteroiden soll dagegen die im Oktober 2020 startende Mission „Asteroid Impact & Deflection Assessment“(AIDA) durchführen. Die aus zwei Raumsonden bestehende Mission wird den 750 Meter großen Asteroiden (65803) Didymos und seinen Mond erst untersuchen und dann den 160 Meter großen Trabanten mit einem Einschlag aus seiner Bahn ablenken – so jedenfalls der Plan. Auch China hat bereits angekündigt, zwischen 2020 und 20205 eine Mission zu einem Asteroiden zu starten
Die Überwachung verbessern möchte dagegen die russischen Raumfahrtagentur Roskosmos. Sie plant in den nächsten drei bis fünf Jahren, zu diesem Zweck mindestens drei Mikrosatelliten in den Orbit zu schicken. Sie sollen mit verschiedenen Teleskopen und Kameras den Himmel nach potenziellen Erdbahnkreuzern absuchen und so als kosmische Patrouille dienen.
(NASA/ Asteroid Day, 30.06.2017 – NPO)