Wie Du mir, so ich Dir: Wenn sich ein Mensch für uns eingesetzt hat oder sogar zu unseren Gunsten Nachteile in Kauf nahm, dann sind wir dankbar – und belohnen wir ihn beispielsweise durch ein Geschenk oder ein nettes Wort. Das fördert die Kooperation und sorgt für Schmierstoff im sozialen Getriebe. Jetzt enthüllt ein Experiment: Auch Schimpansen belohnen Gefälligkeiten. Sie verhalten sich damit weit weniger egoistisch als man bisher angenommen hat.
Schimpansen sind soziale Tiere, die uns in vielem durchaus ähnlich sind: Sie teilen ihr Futter mit engen Freunden, lassen sich durch eine gute Vermarktung beeinflussen und behalten sehr genau im Auge, wer in der Gruppe zu wem hält. Kooperation ist für die Menschenaffen wichtig – denn es sichert ihr Überleben.
Wer b3ekommt das Futter?
Aber wie weit geht diese Kooperation – und welche Motivation steckt dahinter? Um das herauszufinden, haben Martin Schmelz vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und seine Kollegen einen speziellen Kooperationstest mit Schimpansen durchgeführt. Sie wollten wissen: Verhält sich ein Schimpanse bei der Aufteilung von Futter anders, wenn sein Partner ihm zuvor geholfen hat?
Im Experiment konnten die Menschenaffen zwischen zwei Optionen wählen: Eine beschaffte ihnen und ihrem Partner Futter, bei der anderen bekamen nur sie selbst die Belohnung. Vorausgegangen war jeweils ein Versuchsdurchgang, in dem der Partner am Zuge war. Er konnte dabei seinerseits die Futterverteilung bestimmen. Würde sein Verhalten das spätere Verhalten seines Partners beeinflussen?
„Emotionale“ Buchhaltung
Tatsächlich: Die Schimpansen merkten sich sehr wohl, ob ihr Partner ihnen zuvor Futter verschafft hatte oder nicht. Hatte er sie unterstützt, erwiesen sie sich auch als kooperativ: Sie belohnten die Gefälligkeit nun ihrerseits mit einer Futterzuteilung. „Am meisten hat uns überrascht, dass die Schimpansen sogar Kosten auf sich nehmen und auf zusätzliches Futter verzichten, um einen Artgenossen für dessen Unterstützung zu belohnen“, sagt Martin Schmelz. „Bisher galt es als sicher, dass Schimpansen in Situationen wie diesen nur ihren eigenen Vorteil im Blick haben.“
Und nicht nur das: Die Menschenaffen können sogar einschätzen, wie viel Belohnung ihr Partner verdient: Je mehr dieser zuvor riskiert hat, desto größer ist die Bereitschaft, das eingegangene Risiko entsprechend zu honorieren. Die Schimpansen könnten demnach eine Art „emotionale Buchhaltung“ führen und sich in ihren Entscheidungen daran orientieren, mutmaßen die Forscher.
Schon beim gemeinsamen Vorfahren?
„Die Ergebnisse legen nahe, dass die Schimpansen nicht nur die Handlungen, sondern auch die kooperativen Absichten ihres Versuchspartners in Betracht ziehen und uneigennütziges von potentiell eigennützigem Verhalten unterscheiden“, sagte Koautor Sebastian Grüneisen vom MPI für evolutionäre Anthropologie. Die Menschenaffen belohnen Gefälligkeiten damit ähnlich wie wir Menschen es tun.
Nach Ansicht der Forscher könnte dies darauf hindeuten, dass schon die Vorfahren von Mensch und Schimpanse auf ähnliche Wiese und aus einer ähnlichen Motivation heraus miteinander kooperierten. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2017; doi: 10.1073/pnas.1700351114)
(Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften (MPIMIS), 23.06.2017 – NPO)