Klima

Klimawandel wird für Städte besonders teuer

Forscher prognostizieren doppelt so hohe Kosten durch den urbanen Wärmeinsel-Effekt

Durch den ubranen Wärmeinsel-Effekt heizen sich Städte überproportional stark auf - das wird auch zu wirtschaftlichen Einbußen führen. © dwart/ iStock.com

Heiße und teure Zukunft: Für die Städte wird der Klimawandel richtig teuer. Denn die überproportional starke Erwärmung der Ballungsräume verursacht für sie doppelt so hohe Kosten wie für ländlichere Regionen, wie Forscher ausgerechnet haben. Bis 2050 könnte dies bei den größten Städten weltweit zu Einkommenseinbußen um bis zu zehn Prozent führen – wenn nicht durch Anpassungsmaßnahmen gegengesteuert wird.

Drückende Hitze selbst nachts – solche Bedingungen häufen sich im Sommer vor allem in den Städten. Denn Beton und Asphalt speichern die Sonnenwärme und machen Städte wärmer als das grüne Umland. Dieser urbane Wärmeinsel-Effekt kann bis zu zehn Grad ausmachen, wie Messungen zeigen. Im Winter können Ballungsräume dadurch sogar das Klima ganzer Kontinente beeinflussen.

Motor der Weltwirtschaft

Doch was bedeutet dies angesichts des Klimawandels konkret für die Städte und ihre Bewohner? Schon länger ist klar, dass sie die Hauptleidtragenden künftiger Hitzewellen sein werden. „Rund 54 Prozent der Weltbevölkerung lebt in Städten, bis 2050 werden es sogar 66 Prozent sein“, erklären Francisco Estrada von der Freien Universität Amsterdam und seine Kollegen. „Gleichzeitig werden rund 80 Prozent des weltweiten Bruttoeinkommens in Städten erwirtschaftet.“

Wie sich der Klimawandel quantitativ auf die Städte auswirken wird, haben Estrada und seine Kollegen nun näher untersucht. Dafür analysierten sie die Temperaturveränderungen der 1.692 größten Städte der Erde von 1950 bis 2015 und ermittelten für drei verschiedene Klimaszenarien deren künftiges Klima. Zusätzlich untersuchten sie, welche wirtschaftlichen Kosten die Erwärmung, aber auch mögliche Gegenmaßnahmen verursachen.

Doppelt so stark erwärmt

Das Ergebnis: Schon in den letzten gut 65 Jahren haben sich die Städte deutlich stärker aufgeheizt als die ländlichen Gebiete. „Rund 60 Prozent der urbanen Bevölkerung hat eine doppelt so starke Erwärmung erlebt wie die Landbewohner“, berichten die Forscher. Bis 2015 sind die Temperaturen in den 50 bevölkerungsreichsten Städten durch den Wärmeinsel-Effekt um durchschnittlich 1,73 Grad zusätzlich angestiegen.

Schon unter normalen Umständen ist die Stadt wärmer als das Umland. Dadurch wirkt sich auch der Klimawandel stärker aus. © gemeinfre3i

Und dieser Trend wird sich fortsetzen: Zusätzlich zur normalen Klimaerwärmung könnten diese Städte bis 2050 im Durchschnitt 2,08 Grad wärmer werden. „Rund 20 Prozent dieser Städte könnte sich dadurch bis 2050 insgesamt um vier Grad aufheizen“, so Estrada und seine Kollegen. „Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte ein Viertel der globalen Ballungsräume sieben Grad wärmer sein als heute.“

Wirtschaftliche Einbußen bis zu zehn Prozent

Das aber bedeutet auch erhebliche Kosten: Die wirtschaftlichen Verluste durch den Klimawandel werden für die Städte bis zum Jahr 2100 um das 2,6-Fache höher sein als ohne den Wärmeinsel-Effekt, wie die Forscher ausrechneten. Die am schwersten betroffenen Ballungsräume könnten sogar Einbußen ihres Bruttoeinkommens von bis zu 10,9 Prozent erleiden.

Die Kosten entstehen unter anderem durch vermehrten Energieverbrauch für Klimaanlagen und Kühlung, aber auch durch Wasserverbrauch und vermehrte Gesundheitsprobleme der Bevölkerung. In einer vor kurzem veröffentlichten Studie zu den Klimarisiken für Deutschland hatten Forscher auch Hitzeschäden an Straßen und Bahnanlagen als mögliche Folgen aufgelistet.

Grüne Dächer und reflektierender Asphalt

Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Die schwerwiegendsten und teuersten Klimafolgen für die Ballungsräume könnte man schon durch vergleichsweise moderate Gegenmaßnahmen stark mindern. Dafür würde es schon ausreichen, beispielsweise 20 Prozent der normalen Dächer in der Stadt zu begrünen und Teile des Asphaltbelags der Straßen durch weniger stark absorbierende Materialien zu ersetzen, wie die Forscher berichten.

Diese Maßnahmen könnten die Lufttemperaturen um 0,8 Grad senken und würden zudem zwölfmal mehr Kosten einsparen als ihre Installation und Instandhaltung kostet. „Unsere Ergebnisse belegen, dass nahezu alle Städte der Welt von solchen Anpassungsstrategien auf Stadtebene profitieren könnten“, betonen Estrada und seine Kollegen. „Die größte Linderung der Klimafolgen werden jedoch erreicht, wenn sowohl lokale als auch globale Maßnahmen umgesetzt werden.“ (Nature Climate Change, 2017; doi: 10.1038/nclimate3301)

(NAture/ University of Sussex, 30.05.2017 – NPO)

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