Paläontologie

Letzter Dinosaurier Afrikas entdeckt

Fossil stammt aus der Zeit unmittelbar vor dem Aussterben der Dinosaurier

Chenanisaurus barbaricus lebte vor rund 66 Millionen Jahre in Nordafrika - und damit kurz vor dem Massenaussterben am Ende der Kreidezeit. © Nick Longrich, Milner Centre for Evolution/ University of Bath

Einer der letzten seiner Art: In Marokko haben Paläontologen eines der jüngsten Dinosaurierfossilien der Welt entdeckt. Der entfernte Verwandte des Tyrannosaurus ist rund 66 Millionen Jahre alt und stammt damit aus der Zeit direkt vor dem Massenaussterben am Ende der Kreidezeit. Der seltene Fund gibt zudem einen wertvollen Einblick in die Lebenswelt Afrikas zu dieser Zeit.

Die Ära der Dinosaurier endete vor 66 Millionen Jahren mit dem Massenaussterben am Ende der Kreidezeit – so viel ist klar. Weniger klar ist jedoch, ob Vulkanausbrüche oder der Einschlag des Chicxulub-Asteroiden dafür verantwortlich waren – oder vielleicht sogar beides. Auch wie abrupt die Dinosaurier damals zugrunde gingen, ist strittig: Europas Dinos scheinen plötzlich gestorben zu sein, andere Arten dagegen verschwanden offenbar schon früher.

Weitgehend unbekannt war bisher allerdings, wie es den Dinosauriern in Afrika damals erging. „Wir haben nahezu keine Dinosaurierfossilien aus dieser Zeit“, erklärt Nicholas Longrich von der University of Bath. „Entsprechend wenig wissen wir über die Dinosaurierfauna Afrikas am Ende der Kreidezeit.“ Umso wertvoller sind die Einblicke, die der neue Dinofund nun liefert.

Land-Dinosaurier im Meeressediment

Entdeckt wurde das Fossil in einer Phosphatmine im marokkanischen Oulad Abdoun Becken. Dieses Gebiet war vor 66 Millionen Jahren vom Meer überflutet und am Grund dieses flachen Ozeans lagerten sich phosphathaltige Sedimente ab. In ihnen waren das Fragment des Dinosaurier-Kiefers und einige Zähne eingeschlossen.

„Es ist ziemlich ungewöhnlich, einen Dinosaurier in marinen Gesteinsablagerungen zu finden“, erklärt Longrich. „Das ist ein wenig so, als würde man nach fossilen Walen suchen und plötzlich stattdessen einen fossilen Löwen entdecken.“ Doch nähere Untersuchungen bestätigten, dass es sich tatsächlich um das Relikt eines normalerweise landlebenden Dinosauriers handelt. Möglicherweise starb der Dinosaurier, als er eine Beute ins flache Wasser verfolgte oder vielleicht bei einer Sturmflut.

Räuber mit kräftiger Schnauze

Der Chenanisaurus barbaricus getaufte Dinosaurier gehörte zu den Abelisauriden – er war damit einer der Top-Prädatoren seiner Zeit. Ähnlich wie der Tyrannosaurus in Nordamerika und Asien dominierten die fleischfressenden Abelisaurier die Tierwelt auf der Südhalbkugel. Auch sie liefen auf ihren Hinterbeinen und besaßen nur kleine, eher rudimentäre Arme. Im Gegensatz zum Tyrannosaurus rex und vielen seiner Zeitgenossen trugen die Abelisauriden jedoch keine Federn, sondern noch ein Schuppenkleid.

Ungewöhnlich jedoch: Chenanisaurus besaß einen sehr kurzen, aber kräftigen und sehr hochgewölbten Kiefer. Er unterscheidet sich damit stark von den aus Südamerika bekannten Abelisaurier-Fossilien, wie die Forscher berichten. Mit einer Länge von sieben bis acht Metern war Chenanisaurus zudem für einen Abelisaurier außergewöhnlich groß. Mit seiner Größe und der kräftigen Schnauze könnte der Dinosaurier sogar die großen, pflanzenfressenden Titanosaurier gejagt und erbeutet haben.

Einer der letzten Dinos in Afrika?

Das Wichtigste aber: Chenanisaurus lebte vor rund 66 Millionen Jahren – und damit unmittelbar vor dem Beginn des Massenaussterbens. „Das ist ein unglaublich seltener Fund – fast wie ein Lotteriegewinn“, sagt Longrich. „Dies könnte einer der letzten Dinosaurier Afrikas gewesen sein, bevor das Massenaussterben diese Tiergruppe auslöschte.“

Wie die Paläontologen erklären, belegt die Präsenz dieses Dinosauriers im Norden Afrikas, dass auch die von den Urzeitechsen des alten Südkontinents Gondwana abstammenden Dinosaurier noch bis zum Ende der Kreidezeit überlebten. Obwohl die Dinofauna der Südhalbkugel sich deutlich von der der Nordhalbkugel unterschied, scheint die Katastrophe sie demnach beide eher plötzlich ereilt zu haben. (Cretaceous Research, 2017; doi: 10.1016/j.cretres.2017.03.021)

(University of Bath, 05.05.2017 – NPO)

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