Neuausgabe nach 30 Jahren: Es gibt eine neue offizielle Referenz für Wolkenarten und Wetterphänomene. Der internationale Wolkenatlas der World Meteorological Organisation (WMO) ist jetzt ergänzt und aktualisiert im Internet erschienen. Neu sind nicht nur Unmengen an Fotos und Daten zu den bekannten Wolkenarten, die WMO hat auch einige neue Wolkentypen eingeführt.
Seit mehr als 100 Jahren ist der internationale Wolkenatlas die Referenz für Meteorologen weltweit. Denn seine Fotos und Zeichnungen der zehn gängigsten Wolkentypen und ihrer Unterarten bilden die Basis für die Einstufung dessen, was Wetterbeobachter am Himmel sehen.
„Wenn wir das Wetter verstehen wollen, müssen wir die Wolken verstehen“, erklärt Petteri Taalas, Generalsekretär der World Meteorological Organisation WMO. „Wenn wir das Klimasystem modellieren wollen, müssen wir die Wolken verstehen. Und wenn wir die Verfügbarkeit von Wasserressourcen vorhersagen wollen, müssen wir ebenfalls die Wolken kennen.“
Neuauflage nach 30 Jahren
Um den neuesten Stand des Wissens widerzuspiegeln, hat die WMO nun eine Neuauflage des internationalen Wolkenatlas veröffentlicht. Er ist erstmals komplett im Internet verfügbar und ermöglicht so eine vielseitige Nutzung. Die letzte große Neuauflage dieses wichtigen Referenzwerks schon 30 Jahre zurück: Sie fand im Jahr 1987 statt.
Der neue Wolkenatlas kombiniert die Traditionen des 19. Jahrhunderts mit der Technologie des 21. Jahrhunderts. Er enthält hunderte neuer Fotos von Wolkentypen und auch einige neue, zusätzliche Wolkenarten. „Dieser Atlas bringt zum ersten Mal alle Arten von Messungen zusammen, darunter auch Hightech-basierte Daten, vor Ort Beobachtungen und weltraumgestützte Aufnahmen“, erklärt Bertrand Calpini von der WMO.
Von Volutus bis Cavum
Neu hinzugefügt wurde unter anderem die Volutus- oder Rollenwolke – eine Wolkenart innerhalb der Gattungen Altocumulus und Stratocumulus. Sie ist gekennzeichnet durch eine Wolkenmasse, die wie eine horizontale Röhre geformt ist und vorwärts zu rollen scheint. Ebenfalls neu ist die Asperitas-Wolke – eine dramatische, wellenartige Formation von Altocumuluswolken, die zuerst durch Citizen-Science identifiziert wurde.
Im Wolkenatlas als eigener Typ charakterisiert sind nun auch Wolkenlöcher – bisher auch als Hole-Punch Cloud bekannt. Bei diesem Phänomen treten rundliche Freiräume mitten in einer Wolkendecke auf. Sie entstehen wahrscheinlich durch Eiskristalle, die ihrer Umgebung Feuchtigkeit entziehen. Im Wolkenatlas bilden sie nun die Kategorie Cavum.
Eigene Kategorie für menschengemachte Wolken
Neu hinzugekommen sind auch fünf Spezialwolken – Wolken, die durch spezielle lokale Bedingungen zustandekommen. Zu ihnen gehört die Flammagenitus – eine durch Waldbrände entstandene Wolke, die Cataractagenitus – eine über Wasserfällen gebildete Wolke und die Homogenitus – eine Wolke, die durch menschliche Aktivitäten entstanden ist, wie beispielsweise Wasserdampf aus Schornsteinen oder Kondensstreifen. Aufgelistet sind auch meteorologische Phänomene wie Halos, Hagel oder Regenbögen.
„Über die Jahrhunderte hinweg haben nur wenige Naturphänomene das wissenschaftliche Denken und die künstlerische Fantasie so angeregt wie die Wolken“, sagt Taalas. „Schon vor mehr als zweitausend Jahre studierte Aristoteles die Wolken und schrieb einen Aufsatz über ihre Rolle im Wasserkreislauf. Heute verstehen Forscher, dass Wolken eine entscheidende Rolle für die Energiebilanz, das Klima und das Wetter unserer Erde spielen.“
Der internationale Wolkenatlas ist hier im Netz zugänglich.
(World Meteorological Organization – WMO, 27.03.2017 – NPO)