Hypothese widerlegt: Die Asteroiden-Einschläge auf der Erde zeigen keine regelmäßigen Häufungen. Entgegen landläufigen Annahmen wiederholen sich Zeiten besonders heftigen Bombardements doch nicht 26 Millionen Jahren wie eine Analyse von Einschlagskratern belegt. Zwar gab es durchaus Zeiten mit besonders vielen Einschlägen, diese sind aber zufällig verteilt, wie die Forscher berichten.
Sie brachten wahrscheinlich wichtige Lebensbausteine auf die junge Erde, führten aber auch zum Untergang der Dinosaurier und hinterließen zahlreiche große Krater auf unserem Planeten: Asteroideneinschläge haben die Geschichte der de schon immer geprägt. Heute behalten deshalb spezielle Teleskope potenzielle Erdbahnkreuzer im Auge.
Häufung alle 26 Millionen Jahre?
Strittig allerdings ist bis heute, ob die Einschläge von Asteroiden zu bestimmten Zeiten gehäuft auftreten. Einige Forscher veröffentlichten 2015 eine Studie, nach der es alle 26 Millionen Jahre zu besonders vielen größeren Einschlägen kommt. Die nächste Häufung wäre demnach in zehn Millionen Jahren fällig. Einige nahmen diese Häufungsthese sogar zum Anlass, die Existenz eines verborgenen Begleiters der Sonne – Nemesis genannt – zu postulieren.
Matthias Meier von der ETH Zürich und seine Kollegen haben nun die Hypothese von der Periodizität der Asteroideneinschläge noch einmal überprüft. Bei ihrer Neuanalyse untersuchte sie zum einen erneut die von den Vorstudien einbezogenen Krater und ihre Datierungen, stellten aber auch selbst eine Liste mit präzise datierten Kratern auf, um dort nach Periodizitäten zu suchen.
Die Forscher stellten fest: Zumindest bei einigen der damals ausgewerteten Krater stimmt die Altersangabe nicht mehr – die Datierungen sind inzwischen durch neue Methoden korrigiert worden. Meier und seine Kollegen nutzten daher diesmal nur Krater, deren Datierung eine Unsicherheit von weniger als einem Prozent aufweist.
Das Problem der Doppelkrater
Ein zweites Problem: Einige in den Vorstudien aufgenommenen Krater gehören wahrscheinlich zu Doppeleinschlägen – sie könnten durch zwei Trümmerstücke des gleichen Asteroiden oder durch einen Asteroiden und seinen Mond verursacht worden sein. Beispiele dafür sind das Nördlinger Ries und der benachbarte Krater von Steinheim.
„Wir haben in unserer Arbeit gezeigt, dass einige wenige dieser sogenannten Einschlag-Cluster ausreichen, um den Anschein von Periodizität zu erwecken“, erklärt Meier. Er und seine Kollegen haben daher in ihrer Re-Analyse bei solchen Doppelkratern jeweils nur als ein Ereignis gewertet.
Gleichzeitig aber nicht nahebei
Allerdings gibt es auch einige gleich alte Krater, die zu weit auseinander liegen, um von einem Ereignis zu stammen. Ein Beispiel dafür ist der Chicxulub-Krater in Mexiko – der „Dinokiller“ – und der praktisch gleichzeitig entstandene Boltysh-Krater in der Ukraine. „Dafür haben wir noch keine endgültige Erklärung“, räumt Meier ein. Eine mögliche Ursache könnte eine Kollision zweier Objekte im Asteroidengürtel sein, deren Trümmer dann nahezu gleichzeitig auf die Erde trafen.
Bei solchen Fällen geografisch weit auseinanderliegender Ereignisse bezogen die Wissenschaftler beide Krater in ihre Analyse ein. Um eine mögliche Periodizität aufzudecken, nutzten sie die sogenannte Circular Spectral Analysis (CSA). Dabei wird die Zeitleiste der Ereignisse um einen Kreis mit einem bestimmten Umfang – in diesem Fall 26 Millionen Jahre – gewickelt. Wiederholen sich in dieser Zeitspanne Ereignisse periodisch, müssten sich die dazugehörigen Punkte in einem bestimmten Bereich ansammeln.
Cluster, aber keine Periodizität
Das Ergebnis: „Wir haben festgestellt, dass Asteroiden-Einschläge auf der Erde nicht in periodischen Zeitabständen auftreten“, sagt Meier. „Mehr als 80 Prozent der Krater der letzten 260 Millionen Jahren sind nicht durch periodische Ereignisse entstanden.“ Es gebe demnach keinen Hinweis auf eine Periodizität alle 26 Millionen Jahre.
Aber: Bestimmte Zeiten mit besonders vielen Einschläge hat es in der Erdgeschichte durchaus gegeben. Immerhin acht Krater in den letzten 500 Millionen Jahren sind in zeitlichen Clustern entstanden, wie Meier und seine Kollegen berichten. „Einige dieser Cluster könnten durchaus einen kurzen, aber dramatischen Anstieg in der Einschlagsrate auf der Erde reflektieren“, so Meier.
Eine mögliche Ursache für solche Impaktschauer könnten auch hier Kollisionen im Asteroidengürtel gewesen sein. Doch eine regelmäßige Wiederkehr solcher Phasen lasse sich nicht nachweisen. (Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, 2017; doi: 10.1093/mnras/stx211)
(Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich), 08.03.2017 – NPO)