Qual der Wahl: Planetenforscher haben drei potenzielle Landeplätze für die NASA-Mission „Mars 2020“ ausgewählt. Dort soll ein Marsrover erstmals Proben nehmen, die zur Erde zurückgebracht werden. Es wären die ersten per Raumsonde importierten Marsgesteine überhaupt – entsprechend wichtig ist die Wahl des richtigen Landeplatzes. Zur Wahl stehen nun ein altes Flussdelta im Jezero-Krater sowie frühere heiße Quellen in den Columbia Hills oder auf dem Syrtis-Plateau.
Es ist ein ehrgeiziger Plan: Im Jahr 2020 will die NASA den ersten Schritt zu einer Proben-Rückbring-Mission zum Mars starten. Der Mars 2020 Rover – gebaut nach Vorbild des Marsrovers Curiosity – soll dafür in drei Jahren auf dem Roten Planeten landen und mithilfe seines Bohrarms Untergrundproben entnehmen. In speziellen Behältern deponiert der Rover diese Proben auf der Marsoberfläche. Eine spätere Mission soll diese Proben aufnehmen und zur Erde zurück bringen.
„Meilenstein für die Marsforschung“
Wie viel Informationen schon ein paar Steine von einem fremden Himmelskörper vermitteln können, belegen die Mondgesteine der Apollo-Missionen. Bis heute liefern ihre Analysen immer wieder neue Erkenntnisse über den Erdtrabanten und seine Geschichte. Sollte die Probenrückführung vom Mars gelingen, könnte dies daher ein wichtiger Meilenstein für die Marsforschung werden, sagen Forscher.
Entsprechend große Bedeutung kommt der Wahl des richtigen Landeplatzes zu. Im Idealfall handelt es sich dabei um ein Gebiet, in dem es in der milderen Frühzeit des Roten Planeten flüssiges Wasser gab – und möglicherweise sogar erstes Leben. Selbst wenn der Marsrover 2020 bei seinen Analysen vor Ort diese Lebensspuren nicht findet, könnten vielleicht irdische Labore fündig werden, so die Hoffnung.
Flussbett oder heiße Quellen
In einem Workshop haben nun 172 Planetenforscher die potenziellen Landeplätze für Mars 2020 auf nur noch drei Kandidaten eingeengt. Der von ihnen favorisierte Kandidat ist ein ehemaliges Flussdelta im Jezero-Krater. Ablagerungen von Tonmineralen sprechen dafür, dass hier vor rund 3,5 Milliarden Jahren Wasser den Kraterrand hinabfloss und am Kratergrund einen See schuf.
Ein weiterer Landeplatz-Kandidat liegt im Nordosten der Hochebene Syrtis Major. Hier liegt altes Schichtgestein aus der Frühzeit des Mars zutage. Messdaten deuten darauf hin, dass vulkanische Aktivität hier einst unterirdische heiße Quellen sprudeln ließ – ein vielversprechendes Umfeld für die Entstehung von Leben. Denn viele Planetenforscher halten es für wahrscheinlicher, dass Leben auf dem Mars – sollte es jemals existiert haben – unter der Oberfläche entstand.
Umstrittene Hügel
Der dritte Kandidat sind die Columbia Hills, eine Hügelkette im Gusev-Krater, die der Marsrover Spirit mehrere Jahre lang erkundete. Funde von Silikaten und karbonathaltigem Gestein könnten darauf hindeuten, dass es auch hier einst hydrothermale Quellen und Wasser gab.
Allerdings: Gerade weil Spirit diese Gegend schon ausgiebig erkundet hat, gehen die Meinungen zu diesem Ort als künftigem Landeplatz weit auseinander. Gute Gründe dafür sieht Matthew Golombek vom Jet Propulsion Laboratory der NASA. „Von diesem Ort wissen wir zumindest, dass es hier einst eine heiße Quelle gab“, sagt er. Zudem könne der Mars 2020-Rover dank seiner besseren Instrumente einiges finden, was Spirit nicht konnte.
Andere Planetenforscher halten es dagegen für eine verschenkte Chance, ausgerechnet ein bereits abgegrastes Gebiet für eine so wichtige Mission auszuwählen. In der Präferenzliste der Wissenschaftler auf dem Auswahlworkshop rangierten die Columbia Hills deshalb deutlich hinter dem Jezero-Krater und dem Syrtis-Plateau.
Die endgültige Entscheidung über den Landeplatz der Mars 2020-Mission muss die NASA fällen. Sie wird sich aber sehr wahrscheinlich an den Empfehlungen der Planetenforscher orientieren.
(NASA, 14.02.2017 – NPO)