Erstaunlich öko: Die Datenzentren von Apple, Facebook und Google laufen bereits vorwiegend mit Ökostrom, bald soll ein Anteil von 100 Prozent erneuerbaren Energien erreicht sein. Bei Netflix und Spotify, die beide auf Amazon-Servern laufen, sieht es in puncto Ökostrom dagegen eher mau aus, wie ein Greenpeace-Vergleich der 15 größten Anbieter von Servern für Cloud- und Streaming-Dienste zeigt.
Streaming und Cloudspeicher liegen im Trend: Im Jahr 2015 lag der Anteil des Videostreamings am globalen Datenverkehr schon bei 63 Prozent, bis 2020 könnten es nach Expertenschätzungen sogar 80 Prozent werden. Der Haken daran: Um die gewaltige Nachfrage bewältigen zu können, werden überall neue Serverzentren gebaut – entsprechend steigt der Strombedarf.
Zwar verbraucht das Streamen erstaunlicherweise weniger Energie als das DVD-Produzieren und -Schauen, wie Forscher 2014 vorrechneten. Das rasante Wachstum der Serverfarmen aber sorgt dennoch für einen stetigen Anstieg des Energieverbrauchs. „Wäre das Internet ein Land, so hätte es weltweit den sechsgrößten Stromverbrauch“, sagt Niklas Schinerl, Energieexperte von Greenpeace.
Wo der Strom für die großen Rechenzentren herkommt und wie hoch der Anteil erneuerbarer Energien bei den 15 größten Cloud-Computing und Colocation-Anbietern ist, hat Greenpeace nun untersucht.
Musterschüler: Apple, Facebook und Google
Das Ergebnis: Vor allem die Internetriesen Apple, Facebook und Google sind besser als ihr Ruf. So liegt Apple mit 83 Prozent Strom aus regenerativen Quellen das dritte Jahr in Folge auf dem Spitzenplatz des Greenpeace Rankings, gefolgt von Facebook mit 67 Prozent und Google 56 Prozent. Alle drei haben sich bereits vor vier Jahren dazu verpflichtet, ihren Energiebedarf nach und nach auf 100 Prozent erneuerbare Energien umzustellen – und kommen diesem Ziel tatsächlich näher.
Ein weiterer positiver Effekt: Den Greenpeace-Recherchen nach nutzen Apple und Google ihren Einfluss, um auch auf ihre Lieferanten und Subunternehmen einzuwirken und diese zur Nutzung von mehr erneuerbaren Energien zu drängen. In den USA tragen die Unternehmen zudem dazu bei, die Nachfrage nach grünem Strom zu erhöhen: Allein 2015 wurden von der IT-Branche Verträge über 3,4 Gigawatt Ökostrom unterschrieben.
Nachsitzen nötig: Netflix, Spotify und Co
Deutlich weniger vorbildlich sieht es bei Amazon Web Services (AWS) aus, dem Unternehmen, das die Server für Netflix, Pinterest und Spotify hostet. AWS-Rechenzentren beziehen 30 Prozent Strom aus Kohlekraft, 26 Prozent Atomstrom und 24 Prozent Strom aus Gaskraftwerken. Lediglich 17 Prozent stammen aus Erneuerbaren Quellen, wie Greenpeace ermittelte.
Ausgerechnet der rasch wachsende Streaming-Dienst Netflix wird sogar größtenteils mit Kohle- und Atomstrom betrieben Der Netflix-Host AWS nutzt zum Beispiel Datenzentren im US-Staat Virginia mit dem landesweit niedrigsten Anteil regenerativen Stroms. Angesichts der Tatsache, dass in den USA inzwischen mehr als ein Drittel des Internetverkehrs auf das Konto von Netflix geht, ist das nicht gerade rühmlich.
„Wenn Amazon, Netflix und andere nicht schnell und konsequent auf Erneuerbare Energien umsteigen, werden sie zur Schmuddelecke im Klimaschutz“, kommentiert Schinerl.
(Greenpeace, 10.01.2017 – NPO)