Medizin

Wer anderen hilft, lebt länger

Soziales Engagement hält Senioren länger fit

Wer sich im Alter um andere kümmert - beispielsweise um den Enkel oder das Nachbarskind, der lebt im Durchschnitt länger. © Ingram Publishing/ iStock.com

Engagement lohnt sich: Wer im Alter andern hilft, tut auch sich selbst etwas Gutes. Denn das Engagement für andere kann lebensverlängernd wirken. Senioren, die sich ehrenamtlich um andere kümmern oder einfach um die eigenen Enkel, leben im Durchschnitt länger, wie eine Studie jetzt ergeben hat. Der Grund dafür ist wahrscheinlich der positive Effekt solcher Aufgaben auf die geistige und körperliche Fitness.

Soziales Verhalten und die Kooperation mit anderen sind tief in uns verankert. So zeigen Studien, dass Egoisten eher unglücklicher sind als Menschen, die anderen helfen und schon Dreijährige sich für andere einsetzen. Gerade im Alter fördern zudem soziale Kontakte die geistige Fitness und die psychische Gesundheit.

Ob der Einsatz für andere auch unser Leben verlängern kann, haben nun Sonja Hilbrand von der Universität Basel und ihre Kollegen untersucht. Für ihre Studie untersuchten sie das Sozialverhalten und die Lebensdauer von mehr als 500 Großeltern im Alter von 70 bis 103 Jahren. Sie verglichen Senioren, die sich um ihre Enkelkinder oder nichtverwandte Menschen kümmerten mit denen, die kein solches soziales Engagement zeigten.

Positiver Effekt

Das Ergebnis: Wer sich im Alter um andere kümmert, lebt offenbar tatsächlich im Schnitt länger. Bei den Senioren, die anderen halfen, lebte die Hälfte noch sieben bis zehn weitere Jahre. Bei den nicht sozial Engagierten lebte trotz ähnlicher Anfangsvoraussetzungen die Hälfte nur noch vier bis fünf weitere Jahre, wie die Forscher berichten.

Dieser positive Effekt des Kümmerns galt dabei nicht nur bei Hilfeleistungen und Betreuung innerhalb der eigenen Familie. Auch kinderlose Senioren, die anderen Menschen emotionalen Beistand leisten, profitieren davon. „Sozialkontakte zu haben, helfen zu können, im Alter einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen: Das alles hat im Mittel positive Konsequenzen für die Gesundheit – und damit auch für die Mortalität“, sagt Koautor Ralph Hertwig vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Training für Körper und Geist

Warum das soziale Engagement lebensverlängernd wirkt, ist bisher noch unklar. „Möglicherweise sind die Aktivitäten hilfreich im Kontext kardiovaskulärer Erkrankungen: Einfach, weil man mehr in Bewegung ist“, mutmaßt Hertwig. „Möglicherweise helfen sie, den kognitiven Abbau zu verlangsamen. Weil man nämlich planen, organisieren, sich auseinandersetzen muss. Vielleicht spielen auch hormonelle Veränderungen eine Rolle, wie zum Beispiel das Hormon Oxytocin, welches das soziale Miteinander beeinflusst – man kann sich da viele Mechanismen vorstellen.“

Allerdings: Man kann auch zu viel des Guten tun. Wenn das Engagement zur seelischen Belastung wird oder man sich permanent dabei überfordert, schlägt der positive Effekt schnell ins Gegenteil um, warnen die Forscher. „Wir gehen davon aus, dass bei einem moderaten Maß von Engagement tatsächlich positive Effekte auf die Gesundheit zu erwarten sind. Wenn es darüber hinaus geht, kann dies zu Stress führen, der sich negativ auf die physische und psychische Gesundheit auswirkt“, so Hertwig.

Für das kommende Jahr 2017 könnte sich aber dennoch der gute Vorsatz lohnen, sich künftig mehr um die Enkel oder einfach andere Menschen zu kümmern. „Man kann ja beispielsweise auch ein Pflegekind oder ein „Patenkind“ haben. Oder man kann sich um Asylbewerber kümmern, die nach Deutschland kommen und die Sprache lernen wollen“, schlägt Hertwig vor. „Oder man kocht den Kindern der alleinerziehenden Nachbarin ein Mittagessen und betreut sie bei den Hausaufgaben.“ (Evolution and Human Behavior, 2016; doi: 10.1016/j.evolhumbehav.2016.11.010)

(Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, 29.12.2016 – NPO)

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