Medizin

Schon die antiken Römer litten unter Malaria

Forscher entdecken DNA des Erregers in 2.000 Jahre alten Zahnresten

Dieser Italiener infizierte sich zu Lebzeiten offenbar mit Malaria. © Luca Bandioli/ Pigorini Museum

Stich mit Folgen: Bereits die Menschen im alten Rom plagte offenbar der Malaria-Erreger Plasmodium falciparum. Forscher haben DNA-Fragmente dieses Blutparasiten in 2.000 Jahre altem Zahngewebe aus Italien entdeckt. Der Fund scheint nun bisherige Interpretationen historischer Schriftstücke zu stützen, die von malariaähnlichem Fieber und Epidemien im Römischen Reich berichten.

Malaria gehört nach wie vor zu den schlimmsten Plagen der Menschheit. Der Erreger der Krankheit, der Blutparasit Plasmodium falciparum, kostet jedes Jahr rund 450.000 Menschen das Leben. Wahrscheinlich existiert der Einzeller bereits seit 15 oder 20 Millionen Jahren – vor fünf Millionen Jahren sprang er dann vom Gorilla auf unsere menschlichen Vorfahren über, wie Forscher 2010 herausfanden.

Doch wie sehr sich die Malaria daraufhin unter den Menschen verbreitete, ist strittig. Ab wann wurde Plasmodium falciparum zu einer echten Bedrohung für unsere Ahnen – und wie allgegenwärtig war er in bestimmten Kulturen? So streiten Forscher etwa bis heute darüber, ob die Ausbreitung der tödlichen Krankheit im fünften Jahrhundert nach Christus das Ende des Römischen Reiches eingeläutet haben könnte.

Plasmodium-Fragmente am Zahn

Wissenschaftler um Hendrik Poinar von der McMaster University im kanadischen Hamilton haben nun einen Fund gemacht, der diese These untermauert. Das Team hatte die Überreste von 58 Erwachsenen und zehn Kindern aus drei italienischen Friedhöfen aus dem ersten bis dritten Jahrhundert untersucht – und dabei in der Zahnpulpa der Verstorbenen winzige Fragmente mitochondrialer DNA entdeckt.

Aus den Zähnen aussagekräftiges Erbgut zu extrahieren, sei ein schwieriges Unterfangen gewesen, so die Forscher. Dennoch gelang es ihnen schließlich aus den Überresten zweier Personen DNA zu isolieren, zu reinigen und zu vervielfältigen. Dabei zeigte sich: Das Erbgut stammte von einer Plasmodium-Art – und zwar genau jener, die auch heute noch Menschen infiziert. Mehr als die Hälfte des Genoms dieses Erregers konnten die Wissenschaftler extrahieren. Damit scheint klar: Bereits vor rund 2.000 Jahren litten die Menschen im antiken Rom an Malaria-Infektionen.

„Historisch bedeutendes Pathogen“

Die Ergebnisse werfen nun ein neues Licht auf historische Berichte: „Es gibt zahlreiche schriftliche Überlieferungen aus dem antiken Rom und Griechenland, die malariaähnliche Fieber beschreiben und glaubwürdig von Epidemien berichten“, sagt Mitautorin Stephanie Marciniak von der Pennsylvania State University. „Unser Fund bestätigt, dass es sich bei den Ausbrüchen tatsächlich um Malaria gehandelt haben könnte und diese wahrscheinlich von Plasmodium falciparum verursacht wurden.“

„Malaria war mit hoher Wahrscheinlichkeit ein bedeutendes historisches Pathogen, das im alten Rom viele Todesfälle zu verantworten hatte“, ergänzt Poinar. In Zukunft wollen er und sein Team nach weiteren Plasmodium-Spuren aus der Antike suchen und damit die noch offenen Fragen klären: „Uns interessiert besonders, wie weit verbreitet der Erreger damals wirklich war und welche Last er für die Gemeinschaften im Römischen Reich bedeutete“, schließen die Forscher. (Current Biology, 2016; doi: 10.1016/j.cub.2016.10.016)

(McMaster University, 06.12.2016 – DAL)

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