Medizin

Schadet Schlafmangel dem Herzen?

Blutdruck und Herzfrequenz sind nach 24 Stunden-Schichten erhöht

Zu wenig Schlaf könnte auf Dauer das Herz krank machen. © Ocus Focus/ iStock.com

Schlaflose Nächte, krankes Herz? Wer im Job lange Schichten arbeiten muss, könnte seinem Herzen schaden. Das legt nun zumindest eine Studie nahe: Demnach hatten Ärzte nach einer 24 Stunden-Schicht unter anderem deutlich höheren Blutdruck und eine höhere Herzschlagfrequenz als im ausgeschlafenen Zustand vor Dienstantritt. Langfristig können solche Symptome zu gefährlichen Folgeerkrankungen führen.

Bekommen wir zu wenig Schlaf, spüren wir dies ziemlich schnell: Wir fühlen uns abgeschlagen, sind ungewöhnlich leicht reizbar und können uns kaum konzentrieren. Denn ohne Schlaf fehlt dem Gehirn eine wichtige Aufräum-Phase, während der es das tagsüber Aufgenommene verarbeitet. Eine schlaflose Nacht fördert deshalb falsche Erinnerungen und kann sogar Hirnzellen zerstören.

Doch nicht nur unsere kognitiven Fähigkeiten leiden darunter: Gerät unser Schlafrhythmus aus dem Takt, steigt zudem das Risiko, an Depressionen zu erkranken und fettleibig zu werden. Wissenschaftler um Daniel Kuetting von der Universität Bonn haben darüber hinaus nun erstmals Hinweise darauf gefunden, dass Schlafmangel auch dem Herzen schaden könnte.

Radiologen im Dauereinsatz

Für ihre Studie untersuchten die Forscher 20 gesunde Radiologen, die für ihren Dienst im Krankenhaus 24 Stunden-Schichten arbeiten müssen und währenddessen durchschnittlich drei Stunden Schlaf bekommen. Vor und nach einer solchen Schicht testeten die Wissenschaftler die Herzfunktion der Probanden. Außerdem nahmen sie Blut- und Urinproben.

Bei der Analyse zeigte sich: Schon der kurzzeitige Schlafentzug beeinflusste das Pumporgan der Mediziner deutlich. So waren nach der Schicht unter anderem der Blutdruck und die Herzschlagfrequenz signifikant angestiegen. Auch die Kontraktionsfähigkeit des Herzmuskels war verändert. Zudem hatten die Probanden signifikant höhere Konzentrationen der Schilddrüsen-stimulierenden Hormone FT3 und FT4 sowie des Stresshormons Cortisol im Körper.

Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Co?

„Zum ersten Mal zeigen wir damit, dass kurzfristiger Schlafmangel zu einer deutlichen Erhöhung von Blutdruck, Herzfrequenz und Kontraktilität führen kann“, sagt Kuetting. Auf lange Sicht kann durch solche Symptome das Risiko für Folgeerkrankungen wie Arteriosklerose, Schlaganfall oder Herzinfarkt steigen.

Ob die auffälligen Herzwerte der Probanden allerdings durch den Schlafentzug allein oder auch durch andere Stressfaktoren während der Arbeitsschicht zustande kamen, können die Wissenschaftler noch nicht sagen. Wie sie betonen, seien deshalb größer angelegte Folgestudien nötig – vor allem auch, um die langfristigen Folgen von Schlafmangel genauer analysieren zu können.

Viel Arbeit und wenig Schlaf wird zur Regel

„Die Menschen arbeiten heutzutage in vielen Berufen immer länger oder gehen sogar mehreren Jobs nach“, sagt Kuetting. „Deshalb ist es umso wichtiger, die schädlichen Effekte von zu viel Arbeit und zu wenig Schlaf zu untersuchen. Unsere Ergebnisse können uns helfen zu verstehen, wie Arbeitsbelastung und Schichtdauer die Gesundheit der Bevölkerung beeinflussen“, schließt er. (The Radiological Society of North America, Annual Meeting, 2016)

(RSNA, 05.12.2016 – DAL)

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