Tierischer Rekord: Der Palmendieb ist eines der stärksten Tiere der Welt. Denn der Zangengriff dieses Krebses übt eine Kraft von mehr als 3.000 Newton aus und kann fast 30 Kilogramm heben. Bezogen auf sein Körpergewicht packt der größte Gliederfüßler der Erde damit stärker zu als jedes Säugetier, wie die Forscher im Fachmagazin „PLOS ONE“ berichten.
Palmendiebe (Birgus latro) sind schon so ziemlich furchteinflößend: Die in den Tropen heimischen Krebse werden bis zu vier Kilogramm schwer und 40 Zentimeter groß. Sie sind damit die größten landlebenden Arthropoden und können zudem bis zu 60 Jahre alt werden. Beeindruckend auch: Mit ihren kräftigen Scheren knacken sie selbst die harten Schalen von Kokosnüssen und heben Lasten von bis zu 30 Kilogramm in die Höhe.
Riskante Messung
Wie stark die Palmendiebe aber tatsächlich mit ihren Scheren zupacken können, blieb bisher unbekannt. Einer der Gründe: Die Krebse sind aggressiv und wehrhaft, wie auch Shin-ichiro Oka und seine Kollegen von der Okinawa Churashima Foundation erfahren mussten: „Daten für unsere Analysen zu bekommen, war eine echte Herausforderung, denn die großen Scheren dieses Krebses haben uns mehrfach gekniffen“, berichten sie.
Um die Kneifkraft der Krebse zu messen, sammelten sie auf der japanischen Inseln Okinawa 29 Palmendiebe ein und hielten ihnen ein spezielles Messgerät hin. Schnappten die Krebse mit ihrer Schere zu, registrierte das Instrument, mit welcher Kraft es zusammengedrückt wurde.
Mehr Kraft als ein Löwenbiss
Das Ergebnis: Schon die eher kleineren Exemplare kniffen mit einer Kraft von mehr als 1.000 Newton zu, wie die Messungen ergaben. Je größer die Palmendiebe waren, desto stärker war auch ihr Scherengriff. Die größten Krebse schaffen daher nach Schätzungen der Forscher bis zu 3.300 Newton. „Diese Kraft übertrifft alles bisher von anderen Krebsen berichtete“, sagt Oka.
Aber nicht nur das: Betrachtet man die Kraft der Palmendiebe in Relation zu ihrem Körpergewicht, sind sie auch stärker als nahezu jedes andere Tier. Selbst der tödliche Biss eines Löwen oder andere Landraubtiers bleibt dahinter zurück, wie die Forscher berichten. Nur der Alligator hätte bei gleichem Körpergewicht ein wenig mehr Kraft als starke Landkrebs.
Gut fürs Fressen und Verteidigen
Die Vorteile dieser rekordverdächtigen Kraft liegen auf der Hand: Dank seiner kräftigen Scheren kann der Palmendieb Futterressourcen nutzen, die für andere Tiere unzugänglich sind – wie beispielsweise die von einer harten Schale geschützten Kokosnüsse. Aber auch junge Schildkröten und die abgeworfenen Panzer von anderen Krebsen gehören zum Speiseplan dieser Landkrebse.
Ein weiterer Grund aber ist die Verteidigung: Palmendiebe kämpfen nicht nur sehr häufig untereinander, sie können sich dank ihrer furchteinflößenden Scheren auch gegen Fressfeinde wehren. „Die mächtigen Scheren dieser Krebse sind nützliche Waffen, um Prädatoren und Konkurrenten fernzuhalten“, erklären Oka und seine Kollegen. „Damit sind die mächtigen Scheren wahrscheinlich eine Anpassung an die terrestrische Lebensweise dieser Krebse.“ (PloS ONE; 2016; doi: 10.1371/journal.pone.0166108)
(PLOS, 24.11.2016 – NPO)