Aus Asien eingeschleppt: Die Asiatische Strandkrabbe hat sich inzwischen bis in die Ostsee ausgebreitet. Meeresbiologen haben erste Vertreter dieser invasiven Art bei Wismar vor der Küste gesichtet. Die Krebsart gilt als aggressiver Räuber und hat sich in den letzten Jahren von Frankreich aus immer weiter nach Osten ausgebreitet. Eingeschleppt wurde sie wahrscheinlich mit aus Asien kommenden Frachtschiffen.
Immer häufiger gelangen gebietsfremde Meerestiere auch an die Küsten der deutschen Nord- und Ostsee. Wegen des wärmeren Wassers und milder Winter gelingt es diesen meist aus südlicheren Gefilden stammenden Arten zunehmend, sich bei uns anzusiedeln. Zu ihnen gehören die Rippenqualle Mnemiopsis leidyi, aber auch der bizarre Mondfisch.
Zwei neue Einwanderer
„Die Ostsee ist ein Hotspot für die Arteninvasion, mit etwa 100 gebietsfremden Arten, die in den letzten 150 Jahren in die Ostsee eingeführt wurden“, erklärt die Meeresbiologin Inna Sokolova von der Universität Rostock. Die meisten der Exoten wurden durch die Schifffahrt eingeschleppt, beispielsweise mit dem Ballastwasser.
Jetzt hat ihr Kollege Wolfgang Wranik zwei weitere tierische Einwanderer an der Ostseeküste entdeckt: eine neue Schneckenart und die Asiatische Strandkrabbe (Hemigrapsus takanoi). „Diese drei Zentimeter breiten und zumeist grau bis braun gefärbten Meerestiere sind ursprünglich im westlichen Pazifik an den Küsten Chinas und Japans beheimatet“, berichtet Wranik.
Mit Frachtern „getrampt“
Die Krebsart gelangte wahrscheinlich schon um 1993 mit dem Ballastwasser oder der Außenhaut von Frachtern nach Europa. Die Krabbe breitet sich seither entlang der französischen, belgischen, niederländischen und auch deutschen Nordseeküste aus und ist dort mittlerweile etabliert. Jetzt scheint der Krebs auch den Sprung in die Ostsee erfolgreich geschafft zu haben.
Die neuen Einwanderer leben versteckt unter Steinen oder anderem Hartsubstrat und sind deshalb nicht leicht auszumachen. Vor allem die Männchen lassen sich aber leicht von typischen Ostseekrabben unterscheiden: Sie tragen pelzartige Borsten an der Basis ihrer Scheren. Nach einem ersten Fund in der Kieler Förde wurden diese Krebse nun auch vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns entdeckt.
„Potenziell besorgniserregend“
Das Entdecken von zwei neuen, gebietsfremden Arten an der Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern sei sowohl beunruhigend als auch aufregend, sagt Sokolova. „Wir müssen nun die Lebensräume, die für diese Arten potenziell geeignet sind, genau überwachen, um festzustellen, ob sich die Populationen etablieren und ihre Reichweite in der Ostsee ausweiten werden“, erklärt die Meeresbiologin.
Zumindest die Asiatischen Strandkrabben bringen gute Voraussetzungen mit, um sich im neuen Gebiet rasant auszubreiten. Wie Wranik berichtet, ist diese Krebsart ein aggressiver, räuberischer Allesfresser und muss daher nur wenig Konkurrenz fürchten. „Zudem können die Weibchen der Asiatischen Strandkrabbe bis zu viermal im Jahr bis zu 50.000 Eier produzieren“, ergänzt der Forscher.
„Es ist noch zu früh zu sagen, ob die neuen Arten Auswirkungen auf die Ökosysteme haben werden“, sagt Sokolova. Trotzdem sei ihr Eintritt in die Gewässer von Mecklenburg-Vorpommern besorgniserregend. Weltweit gilt die Expansion invasiver Arten als einer der wichtigsten Faktoren für den Verlust der biologischen Vielfalt.
(Universität Rostock, 31.10.2016 – NPO)