Medizin

Spätfolgen durch Energydrinks plus Alkohol?

Regelmäßiger Konsum im Jugendalter könnte spätere Suchtanfälligkeit erhöhen

Die Kombination von Energydrinks und Alkohol ist gerade beim Feiern beliebt © shirosonov/ iStock.com

Bleibende Folgen? Wenn Jugendliche häufiger Energydrinks mit Alkohol kombinieren, könnte dies bleibende Folgen für ihr Gehirn haben. Versuche mit Mäusen legen nahe, dass der Hirnstoffwechsel dadurch dauerhaft verändert wird. Das Belohnungszentrum stumpft ab und positive Reize werden dadurch später weniger intensiv empfunden. Das wiederum könnte die Suchtanfälligkeit erhöhen, warnen die Forscher.

Energy-Drinks sind beliebte Wachmacher. Neben viel Zucker und dem Eiweiß-Abbauprodukt Taurin oder dem Botenstoff Inosit, die die Nervenleitung fördern sollen, enthalten die meisten Energydrinks eine bis zu zehnfach höhere Dosis Koffein als im Kaffee. Bei zu starkem Konsum kann dies jedoch schwere Nebenwirkungen haben, neben Herzrasen und Kopfschmerzen droht im schlimmsten Fall sogar ein Kreislaufkollaps.

Folgenreiche Mischung

Schon länger bekannt sind auch die Gefahren bei einer Mischung von Energydrinks mit Alkohol: Zum einen verstärken sich die negativen Effekte auf Herz und Kreislauf dadurch, zum andern aber überdeckt die aufputschende Wirkung des Energydrinks die Wirkungen des Alkohols – man fühlt sich nicht betrunken, obwohl man es ist.

Doch wie sich jetzt zeigt, kann die Kombination von Energydrinks und Alkohol auch langanhaltende Folgen haben. Für ihre Studie hatten Meredith Roberts von der Purdue University und ihre Kollegen heranwachsenden Mäusen entweder Energydrinks oder Energydrinks mit Alkohol gemischt zu trinken gegeben. Als die Tiere erwachsen waren, untersuchten sie sowohl ihr Verhalten als auch ihren Hirnstoffwechsel.

Reaktion wie nach Kokain

Dabei zeigte sich: Die Mäuse, die mit Koffein und Alkohol aufgewachsen waren, reagierten später ähnlich wie Kokainsüchtige. Sie reagierten weniger stark auf die Droge und benötigten generell mehr und stärkere positive Reize, um ein Gefühl der Befriedigung zu empfinden. „Diese Mäuse reagierten abgestumpft auf die berauschenden Effekte von Kokain“, berichten die Forscher.

Von Energydrinks gibt es inzischen unzählige Sorten, die meisten enthalten Koffein als Muntermacher. © gemeinfrei

Ein weiteres Experiment bestätigte diesen abstumpfenden Effekt. In diesem bekamen Mäuse eine Süßstofflösung angeboten – dies aktiviert ebenfalls das Belohnungszentrum und löst ein positives Gefühl aus. Die Tiere, die als Jugendliche Energydrinks und Alkohol bekommen hatten, tranken deutlich mehr von dem Süßstoff, sie benötigten offenbar mehr davon, bis sie befriedigt waren.

Abgestumpftes Belohnungssystem

Die Forscher führen dies auf eine bleibende Veränderung im Belohnungszentrum ihres Gehirns zurück. „Es scheint, dass Koffein und Alkohol zusammen eine Schwelle überschreiten, die Veränderungen im Verhalten und in der Neurochemie des Gehirns bewirken“, sagt Seniorautor Richard van Rijn von der Purdue University.

Belege dafür fanden sich auch in der Hirnchemie der Tiere: Bei den Energydrink-Alkohol-Konsumenten war der Gehalt des Proteins Delta-FosB erhöht, wie die Wissenschaftler berichten. Dieses Protein gilt als Marker für langfristige Veränderungen im Hirnstoffwechsel, wie sie typischerweise bei Drogensüchtigen auftreten.

Spätfolgen auch beim Menschen?

„Ihre Gehirne sind auf eine Weise verändert, die einen späteren Missbrauch von Drogen oder anderen berauschenden und befriedigenden Substanzen wahrscheinlicher machen“, sagt van Rijn. Zumindest bei Mäusen führt der regelmäßige Konsum von Energydrinks gepaart mit Alkohol in der Jugend demnach zu potenziell suchtfördernden Spätfolgen. Ob diese Veränderungen des Gehirns allerdings auch bei menschlichen Jugendlichen auftreten, muss noch überprüft werden.

Die Forscher halten dies aber für durchaus wahrscheinlich. Denn wie sie erklären, reagieren Mäusegehirne sehr ähnlich auf Sucht und suchtfördernde Reize wie das menschliche Denkorgan. Es sei daher nicht ausgeschlossen, dass Energydrinks und Alkohol auch den Hirnstoffwechsel von Jugendlichen bleibend verändern könne. (PloS ONE; 2016; doi: 10.1371/journal.pone.0158189)

(Purdue University, 27.10.2016 – NPO)

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